Ausgabe #030 Archive | E-MOUNTAINBIKE Magazine https://ebike-mtb.com/category/ausgabe-030/ The leading E-Mountainbike Magazine Thu, 26 Dec 2024 10:00:41 +0100 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.1.7 E-Biken in Stuttgart – E-MOUNTAINBIKE City Escape powered by Haibike https://ebike-mtb.com/city-escape-stuttgart/ Wed, 02 Nov 2022 09:09:29 +0000 https://ebike-mtb.com/?p=107692 107692 Stuttgart will alles können – außer Hochdeutsch. In der Tat hat die Stadt am Neckar viel zu bieten: fantastische Weinberge, Firmen wie Daimler, Bosch oder Porsche, schwäbische Küche, eine der größten Mountainbike-Communitys Deutschlands und Trails, die mitten in der Stadt münden. Warum hat Stuttgart trotzdem ein Imageproblem?


Was ist die E-MOUNTAINBIKE City Escape-Serie?

Mit den E-MOUNTAINBIKE City Escapes powered by Haibike besuchen wir die spannendsten Metropolen der Welt und bringen euch Inspiration, Insider-Wissen und die besten Tipps und Touren für die jeweilige City. Unser Ziel ist es, in Kooperation mit Haibike Inspiration für eine neue Generation von Bikerinnen und Bikern und für einen neuen Lifestyle zu bieten. Wir eröffnen neue Perspektiven und zeigen spannende Möglichkeiten, die Metropolen dieser Welt zu erleben – egal ob als Touristin oder Einheimischer!

Jeder E-MOUNTAINBIKE City Escape Guide inspiriert auf ganz eigene Weise. Lerne neue Facetten von Weltmetropolen, interessante Locals sowie die besten Insider-Tipps kennen: die Sprache der Einheimischen, Dos and Don’ts, Cafés, Bars, Restaurants und Bike-Shops. Bei jeder City Escape stellen wir euch außerdem die Bikes vor, auf denen wir die Metropole erkundet haben.

Bock auf eine Tour durch Paris, Barcelona, Zürich, Wien, Lissabon, Frankfurt, Rom oder Berlin? Hier findest du unsere bisherigen E-MOUNTAINBIKE City Escapes und jede Menge Insider-Tipps, Trail-Action und Einblicke in die jeweilige Metropole.


Genießt die folgenden 6 Teile:

1/6 Die Motor-City Stuttgart
… kann fast alles!

Ja, auch wir sind auf viele Gründe gestoßen, die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg nicht zu porträtieren. Der Ruf, unaufgeregt und spießig zu sein, eilt ihr oft ungeprüft voraus. Nachdem wir aber bei den letzten City Escapes von einigen gehypten Städten negativ und von anderen positiv überrascht wurden, wollten wir Stuttgart eine Chance geben. Da unser HQ ziemlich in der Nähe der Stadt liegt und die meisten unserer Mitarbeiter schon seit Jahren hier wohnen, haben wir unseren Art-Director Julian aus der Ferne einreisen lassen, um mit einem unbedarften, neutralen Blick die Stadt zu erkunden.

Eingekesselt ohne viel Tamtam

Inmitten malerischer Landschaften liegt die sechstgrößte Stadt Deutschlands sanft eingebettet zwischen Grüngürteln und Weinreben. Ungewöhnlich für eine Großstadt, erstreckt sich das Stadtgebiet über eine Höhendifferenz von fast 350 m. Manche Besucher erinnert Stuttgart gar an San Francisco: Es geht permanent hoch und runter. Hier und da ziehen sich bescheidene Häuser und Stäffele (Stufen) angestrengt die Anhöhen hinauf. Museen, distinguierte Plätze, Parks und restaurierte Paläste aus dem 18. Jahrhundert säumen den Stadtkern. Das Stadtbild wird dominiert von Nachkriegsbauten, dem 217 m hohen Fernsehturm – der erste der Welt aus Beton übrigens –, mutiger Architektur sowie Autos von Porsche und Mercedes.
Mit rund 600.000 Einwohnern wirkt die Stadt sehr überschaubar, dank der Hügel, Plätze und vielen Grünflächen fast schon idyllisch. Anonymes Großstadtfeeling? Fehlanzeige! Ebenso vermisst man allerdings als Kontrast zum Modernen eine charmante Altstadt. Die wurde der Stadt im Zweiten Weltkrieg vollends durch 53 Luftangriffe in Trümmer gebombt. Heute kann man vom Monte Scherbelino, einem Berg aus Fragmenten der alten Stadt, die Aussicht genießen und der Opfer gedenken.

Stern der Orientierung

Andere Städte haben Kirchtürme, in Stuttgart leuchtete bis vor Kurzem noch der Mercedesstern auf dem Turm des Hauptbahnhofs zur Orientierung. Doch egal ob an- oder ausgeschaltet, steht dieses Symbol für eine Stadt, die auf Motoren und Maschinen gebaut ist. Hier, wo von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach 1886 das erste Automobil mit vier Rädern erfunden wurde und wo Ferdinand Porsche eines der renommiertesten Autos aller Zeiten geschaffen hat, ist Mobilität komplett in der DNA der Stadt verwurzelt. Hier geht gefühlt nichts – alles rollt.

Früher trabte es noch. Das Rössle (schwäbisch für Pferd) im originalen Porsche-Wappen ist nämlich dem Stadtwappen von Stuttgart entliehen und verweist hier wie dort auf die Wurzeln der Stadt. Denn Stuttgart entwickelte sich aus einem Gestüt aka Stutengarten, das jahrhundertelang den Grafen, Herzögen und Königen von Württemberg als Residenz diente. Und aus dem im typisch deutschen Autobahntempo ein innovativer und weltweit führender Wirtschafts-, Industrie-, Finanz- und IT-Standort wurde. Einmal alles, bitte – danke. Heute wird hier an der Mobilität von Morgen getüftelt, egal ob es um E-Bike-ABS geht oder ob in riesigen Entwicklungszentren das vernetzte und autonome Fahren ausbaldowert wird. In und um Stuttgart sitzen einige der wichtigsten Player für diesen Zukunftsmarkt.

Schaffe, schaffe, Häusle baue

Der Standort Stuttgart steht für eine Kultur des Erfindens, Machens und Tüftelns. Dabei setzen das Handwerk und Gewerbe sowie die hochtechnologische Industrieproduktion „Industrie 4.0“ jährlich über 227 Milliarden Euro um und Stuttgart gehört europaweit zu den führenden Wirtschaftsregionen mit Wissensproduktion. Mit den hier ansässigen Weltunternehmen und weit mehr als 30.000 Firmen verschiedener Branchen gehört die Stadt zu den florierendsten Macherstandorten des Landes. Unternehmen profitieren hier von einem Angebot an qualifizierten Fachkräften, von einer modernen Infrastruktur und einer Forschungslandschaft auf Weltniveau. Was dazu passt, ist Stuttgarts riesige Community von so-called „Konzernkindern“, denen hier die beste Basis gegeben wird, sich zusammenzufinden, sich miteinander auszutauschen und sich gegenseitig zu inspirieren.

In kaum einer anderen Landeshauptstadt verdienen Arbeitnehmer so viel wie in Stuttgart. Zum Vergleich: Im Gehaltsranking vergleichbarer Städte positionierte sich Stuggi mit einem jährlichen mittleren Einkommen von 54.012 € pro Jahr an der Spitze, wovon die sparsamen Schwaben keinen einzigen Cent in irgendeinen Brunnen werfen. Doch Business ist nicht alles.
Wohlstand und Lebensqualität – das verspricht Stuttgart. Seit 2019 büßt die Stadt allerdings, wie auch andere Großstädte Deutschlands, Bewohner ein. Sicher ist, dass sich einige Locals mehr von ihrer Stadt wünschen. Spricht man mit ihnen, vermissen viele genau die Dinge, für die sie am Ende nach Berlin ziehen: z. B. das bereits erwähnte Großstadtfeeling! Wer aber eine Großstadt mit reichlich Natur, mildem Klima, vielen Trails und ruhiger Lage sucht, ist in der Schwabenmetropole richtig.

Jung, international, ohne roten Teppich

Stuttgarts Bewohner scheinen von Natur aus unaufgeregt und doch selbstbewusst zu sein. Man schreit hier nicht, man tüftelt. Man tadelt sich und andere nicht, man schafft. „Nicht gemeckert ist Lob genug!“, das besagt ein lokales Sprichwort. Das alles gehört wohl zum schwäbischen Understatement. Und selbst die einstige Prollmeile Theodor-Heuss-Straße hat sich mittlerweile von ihren tiefergelegten Posern getrennt und mit Fahrradwegen und Blitzern den Weg in eine bessere Zukunft geebnet.

Im Altersvergleich mit anderen Großstädten Deutschlands landet Stuggi auf Platz 4 knapp hinter Hamburg. Dabei ist die Stadt mit einem Durchschnittsalter von rund 42 Jahren sogar jünger als Berlin. Ob man das merkt, wagen wir jetzt mal zu bezweifeln. Was uns aber auffällt: Sie gibt sich mit ihren Menschen aus über 185 verschiedenen Nationen weltoffen. Der Migrationsanteil liegt hier bei ca. 44 %, unter den Jugendlichen hat sogar jeder Zweite ausländische Wurzeln. Mehr als die Hälfte der Neubürger stammt aus anderen EU‐Ländern. Somit gehört sie zu den Städten mit der höchsten Migrationsquote in Deutschland. Interessant ist, dass der Anteil der Stuttgarter Unternehmer mit Migrationshintergrund deutschlandweit sogar am höchsten ist. Stuttgart schiebt seine neuen Bewohner nicht in isolierte Vororte ab wie Rom oder Paris, sondern integriert sie in bestehende Gemeinschaften in der Innenstadt und ihren Stadtteilen. Dabei sucht man in dieser Stadt ethnische Enklaven vergebens. Stuttgart pusht also Zukunft, ohne dabei Traditionen wie die Kehrwoche zu vergessen, bei der wöchentlich der Hausflur gefegt werden muss.

Fun Fact

Täglich sprudeln in Stuttgart etwa 44 Millionen Liter Mineralwasser aus dem Boden. Somit besitzt die Stadt nach Budapest das größte Mineralwasservorkommen Europas. Die Heil‐ und Mineralquellen liegen überwiegend in den Stadtteilen Bad Cannstatt und Berg. Das ist sicherlich nicht nur neu für euch, sondern auch eine Überraschung für die meisten Bewohner der City. Ah, und noch etwas: Die Brezel wurde hier übrigens auch erfunden.

Stuttgart hat viel und davon auch viel erfunden: Autos, Brezeln, Motoren, Weinberge, Mineralwasser und Know-how. Doch bei unseren City Escapes schauen wir uns nicht nur an, was die jeweiligen Städte an Kultur, Einfallsreichtum und generellem Lebensflair zu bieten haben. Wir testen sie auch auf ihre Trail-Tauglichkeit. Also ab aufs Bike, Motor an – los geht’s! Auf den folgenden Seiten fact-checken wir, ob Stuttgart wirklich als Trail-Mekka taugt!


2/6 Wo fängt man an, wo hört man auf?
Wenn Stuttgart mit etwas nicht geizt, dann mit Trails

In einem Ort, an dem das Auto an erster Stelle steht, überrascht uns ein riesiges Trailnetz. So groß, dass es unter deutschen Großstädten seinesgleichen sucht. Wir sind mit Locals über die Trümmer des Zweiten Weltkriegs geflogen, haben im Schwarzwald Motoren aufheulen lassen und am Schloss Solitude Zweisamkeit gefunden.

Großstadtfeeling hin oder her, am Ende des Tages spielt Stuttgart die Trumpfkarten: Trails, Trails, Trails – und das in unmittelbarer Stadtnähe. Local Tanja zeigt uns nach zwei, drei, vier Espressos und einer Brezel, wo man hier am besten am Rad dreht.

Unweit des E-MOUNTAINBIKE-HQs rollen wir auf unseren Haibikes AllMtn nach nur wenigen Minuten direkt in den Wald hinein. Die Sonne brennt, die Luft steht. Kurzer Stopp im Schatten, Ellenbogen auf die Schenkel, plaudern. Tanja fährt so ziemlich jeden Tag die Trails der Stadt. Es hilft ihr nach einem langen Arbeitstag bei Bosch, die Work-Life-Balance zu meistern. Dabei gefällt ihr natürlich am meisten die Vielfalt der Trails und dass man in einer Kurbelumdrehung in der Natur ist.

Schau, egal ob du eher Flowtrails suchst oder auf dicke Sprünge stehst, hier im Umkreis von Stuttgart findest du alles, was du willst!
-Tanja

Das Trailangebot ist wenig überraschend, wenn man sich ein bisschen mit der Stadt auseinandersetzt. Schließlich ist die Mountainbike-Community eine der größten Deutschlands. Auf unserer Route treffen wir auf mehr Biker als in allen anderen City Escapes zusammengenommen. Und wir waren in vielen – egal ob Zürich, Wien, Paris, Berlin, Rom oder Lissabon, you name it. Die Popularität des Zweirads ist in den Stuttgarter Wäldern unübersehbar. Die Tour führt uns zum barocken Schloss Solitude (französisch für „Einsamkeit“), das zwischen 1763 und 1769 als Jagdschloss erbaut wurde. Einsam ist man hier aber schon lange nicht mehr. Die Stuttgarter gönnen sich auf der Anhöhe um das Schloss eine Pause, genießen die Aussicht, grillen und chillen. Lange hält es uns hier nicht. Die Trails rufen! Ein Selfie, Helm zu und Abflug.

Um das Schloss Solitude findet ihr viele geduldete Trails mit witzigen Namen und engen Switchback-Kurven. Kleine Jumps und flowige Wellen-Sektionen senden euch im Rollercoaster-Style gen Tal. Staubiger und flowiger geht’s wohl kaum. Bock auf große Doubles und Drops? Hier findet ihr alles, was ihr je gesucht habt. Die meisten Strecken haben sich über Jahre etabliert. Ihr werdet sie auch ohne unsere Hilfe finden – und wenn nicht, dann fragt einfach einen entgegenkommenden Biker. Die Schwaben sind nämlich gar nicht so verschlossen, wie man oft meint.

Auf rund 511 m Höhe geht es hoch auf den Monte Scherbelino, der eigentlich Birkenkopf heißt. Ein aufgeschüttetes Mahnmal aus Überresten des im Zweiten Weltkrieg stark zerbombten Stuttgarts, das der Opfer gedenkt und die Lebenden mahnt. Hier und da ragen Bruchstücke alter Gebäude, Kirchen und Paläste aus dem Boden, die noch immer ihre Geschichte zu erzählen wissen. Rund 15 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt ergeben einen der besten Aussichtspunkte über den Kessel.

Bevor wir zurück in die Stadt rollen, testen wir noch die legale Downhill-Strecke Woodpecker. Sie ist die erste DH-Strecke in Deutschland, die von einer Kommune betrieben wird. Hier können Stuttgarts Biker den geliebten Sport ausüben und sich langsam an große Sprünge herantasten. Der Trail hat einen Höhenunterschied von 120 m, verfügt mehr oder weniger über 27 unterschiedliche Features wie Anlieger, Doubles und Drops und ist dabei ca. 1 km lang. Wir vermissen hier aber etwas Flow und Schlagsahne.

Ernüchtert von der zuvor gehypten DH-Strecke gönnen wir uns auf nüchternen Magen Pizza, Veggie-Döner und einen Drink zu viel. Hier vom Marienplatz aus klettert man mit bis zu 17,8 % Steigung in der Zahnradbahn „Zacke“ den Berg hoch. Fahrradmitnahme? Kein Problem! Den Panoramablick gibt’s in der Zacke gratis dazu, genau wie die leichte Verwunderung, dass diese Bahn in der hügeligen Kesselstadt tatsächlich ein herkömmliches Verkehrsmittel für alle Bewohner ist und kein reiner Touri-Hotspot mit Selfie-Sticks.

Übrigens: Wem das weite Trailnetz rund um Stuttgart noch nicht ausreicht, der sollte einen Abstecher in den nahegelegenen Schwarzwald machen. Hier bekommt man größere Berge und weite Natur. Entweder setzt man den Fullface-Helm auf und gibt es sich auf der alteingesessenen Downhillstrecke in Bad Wildbad oder man flowt über die Trails bei Bad Liebenzell, wie z. B. den Monakamtrail. Hier sind wir mit unserem Freund und Local Erik noch einmal über Steinfelder, enge Kurven und flowige Anliegerpassagen geflogen. An- und Abfahrt natürlich im Porsche Cayenne E-Hybrid, so wie es sich für Stuttgart gehört.

Wenn ihr eine Stadt mit vielen Trails und einer schnellen Escape aus dem Zentrum sucht – look no further. Stuttgart bietet als heimliches (E-)Mountainbiker-Mekka mit unzähligen Flowtrails unglaublich viel Abwechslung und Spaß. Ladet also die Akkus auf und erkundet alles, was der Kessel zu bieten hat. Krönt eure Tour mit einem After-Ride-Bier in der City oder am famosen Bärenschlössle, genießt das leichte Leben, gönnt euch eine Portion Maultaschen.


3/6 PS
Es ist nicht, wo du bist – es ist, was du machst!

In Stuttgart geht nichts, alles rollt. Denn die Stadt verbinden eine Leidenschaft und zwei Motoren. Am Wochenende trifft man sich – mal mit dem Verbrenner-Motor im Classic Car oder dem Elektromotor im E-MTB. Wir waren beim HEIZR Club, der wie kaum etwas anderes für den Wandel der Stadt steht und zeigt, was längst überfällig war.

Tiefergelegte Chassis, Flammendecals und Poser. Zugegebenermaßen sind das die Dinge, die wir bis dato mit einer jungen Autoszene in Verbindung gebracht haben. Doch der HEIZR Club ist anders. Anfang 2021 gegründet, trifft man sich zu Casual-Afterwork-Drives, Ausflügen in den Schwarzwald sowie organisierten Events mit mittlerweile gut und gerne 500 Classic Cars und 1.000 Besuchern, kombiniert mit BBQ, Siebträgerkaffee und Bananenbrot.

Viele der HEIZR haben eine große Leidenschaft fürs Automobil, aber mindestens genauso wichtig – wenn nicht gar wichtiger – sind die gemeinsamen Erlebnisse, der Austausch und der Fahrspaß. Hier besitzt man nicht nur Oldtimer, man fährt sie auch. Darauf fahren auch Firmen wie Porsche, Mercedes sowie BMW aus München ab – die sich allesamt mit ihren Classic-Abteilungen beteiligen und seltene wie besondere Fahrzeuge auf den Events ausstellen. Dabei kollaboriert der 31 Jahre junge HEIZR-Club-Gründer Felix Bauermeister, der aufgrund der Liebe zum Automobil aus Hamburg nach Stuttgart gezogen ist, mit unterschiedlichsten Künstlern und erschafft für die Community coole Collabs und Shirts. Der Erfolg des HEIZR Clubs zeigt, dass es ein Nordlicht gebraucht hat, um Marken wie Porsche, BMW und Mercedes auf einem Event kollaborativ zu vereinen und vor allem den Bedarf der Stuttgarter zu decken, sich in einer offenen und modernen Community auszutauschen.

Es braucht keine Mitgliedschaft. Gute Laune und vorbeikommen reichen – Poser mit aufheulenden Motoren und quietschenden Reifen findet man hier selten. Der HEIZR Club symbolisiert nämlich auch den allmählichen Wandel der Stadt, der die Proletenmeile Theodor-Heuss-Straße mit Radspur, Tempolimit und Blitzern deutlich entspannt hat.
„Wir sind die coolsten, wenn wir cruisen“: Den Song der Massiven Töne hören einige von euch sicherlich heute noch, aber die Poserzeiten sind allmählich vorbei. Die Hip-Hop-Gruppe Massive Töne wurde übrigens in den 90ern in Stuttgart gegründet, als die schwäbische Hauptstadt mit den Fantastischen Vier, Freundeskreis, Afrob und anderen aus dem Schoß der Kolchose einen der Grundsteine für den deutschen Hip-Hop gelegt hat und eine Hochburg der damaligen Subkultur war.

Mitja und Nick, zwei Entwickler aus der Rennsportabteilung von Porsche, haben wir über den HEIZR Club kennengelernt – und schnell festgestellt, dass uns noch mehr Hobbys als das Auto verbinden. Und so geht es vielen, denn sehr viele der HEIZR bringen auch eine Liebe zum Fahrrad mit. Deshalb verabreden wir uns natürlich zu einem spontanen E-Bike-Ride. Erst zu entspannten Tunes über das HEIZR-Event „Art On Wheels“ flanieren und dann mit zwei nagelneuen Haibike LYKE mit FAZUA-Motor auf einem T2-Bus zum Sunset-Shred in den Schwarzwald cruisen? Ja, bitte!

Lustige Sidenote: Nick und Mitja haben sich hier gerade beim HEIZR-Treffen kennengelernt, obwohl sie eigentlich Arbeitskollegen sind. Warum die beiden erst jetzt aufeinandertreffen? Weil die Rennsportabteilung in Weissach mittlerweile mehrere Hundert PS-Verliebte beschäftigt. Zu viele Petrolheads tüfteln dort an Motoren, Fahrwerken und Fahrerlebnissen, als dass man jedes Gesicht beim Namen kennen könnte. Und so wundert es uns nicht, dass beide selbst viel an ihren Autos schrauben und tüfteln. Nick zum Beispiel hat für seinen knallgrünen VW-Käfer einen eigenen Motor gebaut. Gleiches gilt für seinen T2-Bus, mit dem wir an diesem Abend in den Schwarzwald fahren. Bei der Ankunft muss standesgemäß erst einmal von allen der Motor inspiziert werden. Danach schwankt der Techtalk über zum Bike. Helm auf, Abfahrt.

Beide heizen voreinander den Trail runter gen Tal. Den Rest dieser romantischen Fairytale-Story kann sich vermutlich jeder denken, der schon mal neue Freunde durch die gemeinsame Leidenschaft am Biken gefunden hat: Big Smiles for Miles und entspannte Gespräche.

In Stuttgart gibt es natürlich viele verschiedene Menschentypen. Wir aber treffen auf ziemlich viele, denen Motoröl die Finger schwärzt und Fahrradketten die Hosenbeine fetten. Egal ob Gravel, Enduro, Rennrad oder E-Mountainbiken, egal ob Porsche oder Mercedes, sie alle verbindet hier die Leidenschaft zur Mobilität und ihrer Technik.

Bike, Classic Car, Schachboxen, Gärtnern, Kochen oder Hundeyoga – Stuttgart verfügt über viele Leidenschaften, die bislang häufig im kleinen Kreise ausgeführt wurden. Doch das ändert sich jetzt mit schnell wachsenden Communitys. Der HEIZR Club ist ein gutes Beispiel, der Mountainbike-Verein Stuttgart e.V. mit weit über 1.400 Mitgliedern mindestens genauso! Und beide zeigen: Das Auto muss sich in der Motorstadt wohl oder übel die Liebe mit dem (E-)Mountainbike teilen.


4/6 Lass rollen!
Stuttgarter lieben nicht nur Autos

Wer nicht Gefahr laufen will, im Stau zu stehen und geblitzt zu werden, nimmt in Stuttgart am besten gleich das Fahrrad. Aus dem Sattel lässt sich die Stadt mit Kessellage sowieso viel besser erkunden. Wir haben uns von Local Paulina Stuttgart im eMTB-Modus zeigen lassen und erfahren, wie die Brezel schon Leben gerettet hat.

Treffpunkt Schlossgarten. Es nieselt. Endlich kühlt die Stadt mal ab! Unbeeindruckt vom Wetter liegen Menschen unter Bäumen auf Decken, lesen, telefonieren, denken nach. Der Stuttgarter Schlossgarten ist mit seiner über 600 Jahre alten und 64 Hektar großen Anlage Treffpunkt für die Städter, die mal kurz eine Pause brauchen. Auf unserem Weg, etwas zu essen zu finden, passieren wir Statuen, Prunkbauten, weite Grünflächen, Enten und Staus.

Entlang des Neckars, genauer am Neckarbiergarten, finden wir unser Glück bzw. unser Essen. Brezel und Aperol Spritz – warum nicht?! Wusstet ihr eigentlich, dass die Brezel mal einem Bäcker das Leben gerettet hat? Im Jahre 477 wurde er der Legende nach wegen Veruntreuung zu Tode verurteilt. Graf Eberhard von Urach versprach Begnadigung, sollte der Bäcker innerhalb von wenigen Tagen ein Brot backen, durch das die Sonne drei Mal durchscheint. Von den genervt vor dem Körper verschränkten Armen seiner Ehefrau inspiriert, erfand der Bäcker die Form der Brezel und wurde begnadigt. Vielleicht ist das Laugengebäck also nicht super gesund, aber es kann Leben retten! Wobei: In Stuttgart gibt’s natürlich auch Bio-Vollkornbrezeln!

Trotz Motorunterstützung kommen wir bei dem schwülen Kesselklima Kurbelumdrehung für Kurbelumdrehung dann doch ins Schwitzen. Die Höhenzüge der Kessellage mit der Schwäbischen Alb, dem Schwarzwald, dem Schurwald sowie dem Schwäbisch-Fränkischen Wald schatten den gesamten Umkreis der Stadt von frischen Winden ab. Deshalb ist hier an den Hängen Stuttgarts und entlang des Neckars auf rund 423 ha Rebfläche sogar Weinanbau möglich. Und solltet ihr mal etwas in die Höhe streben, warten in allen Richtungen Aussichtspunkte auf euch. Probiert aber am besten mal unseren Favoriten aus: das Teehaus im Weißenburgpark mit super leckerer Eisdiele, entspannten Sonnenanbetern und Weitblick.

Abstecher zum Mercedes-Benz-Museum? Geschlossen! Wir sind heute zu spät dran. Dennoch solltet ihr mal einen Blick reinwerfen: Direkt neben dem Werk in Stuttgart-Untertürkheim steht das moderne Gebäude wie ein Tor zur Stadt. Das Museum ist ein kulturelles Wahrzeichen Stuttgarts und vereint Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der legendären Marke mit dem Stern. Hier wandelt man spiralförmig um ein spektakuläres zentrales Atrium und schlängelt sich so durch die Geschichte des Automobils.

Die Stadtverwaltung Stuttgarts hat es sich im Übrigen zum Ziel gesetzt, dass Benztown bald auch Fahrradstadt sein soll. Einige Straßen, so wie die Tübinger Straße, wurden schon zu reinen Radwegen umgebaut und bestehende Radrouten wurden verbessert. Schon bald sollen Radfahrer mehr als 25 % des gesamten Stuttgarter Verkehrs ausmachen. Die Stuttgarter Jugend ist dahingehend schon bestens ausgestattet. Denn in der Welthauptstadt des Automobils zeigen die Bewohner ihren Reichtum teilweise auch durch Fahrräder. Egal ob Trekking-, Gravel-, Mountain-, City- oder Cargo-Bikes – alles ist vertreten, in doppelter und goldener Ausführung. Teenager fahren hier teure E-Bikes, tragen dabei AirPods in den Ohren und Lacoste über den Schultern, ziehen Wheelies, machen Selfies, bilden Cliquen. Das Bike scheint dabei nicht nur reines Statussymbol zu sein, sondern auch schnell, komfortabel und pragmatisch durch den sonst so stockenden Stadtverkehr zu führen.

Der lebendige Schlossplatz darf auf unserer Tour natürlich nicht umfahren werden. Hier treffen mitten im Stadtzentrum – und mitten auf der Einkaufsmeile Königstraße – Lebensgefühl, Geschichte und junge Stuttgarter sowie Touristen aufeinander. Mit der perfekten Kulisse aus historischen Gebäuden sowie dem Neuen und Alten Schloss ist er ein Ort der Auszeit und Begegnung. Hier legt man die Füße hoch, schaut dem Leben zu, trifft auf neue Freunde. Prost!

Kleiner Tipp: Für einen richtig guten Blick über den Schlossplatz solltet ihr unbedingt in das komplett verglaste Kunstmuseum. Kommt hier aber nicht nur für den Ausblick vorbei, sondern gönnt euch eine der vielen interessanten Ausstellung mit wechselnden Themen von Otto Dix bis Virtual Reality. Danach geht es im Sommer an den Palast, voller Name: Palast der Republik. Hier fläzt sich halb Stuttgart auf Bänken, Steinvorsprüngen und auf dem Boden um ein ehemaliges Klohäuschen, das seinen hochherrschaftlichen Namen als Parodie auf den pompösen Palast der Republik in Berlin bekam. Er beherbergte zu DDR-Zeiten das Parlament. Dass sich die Leute ausgerechnet in einer so privilegierten und reichen Stadt wie Stuttgart an einem Klohaus treffen, sagt viel über die Stadt aus. Wir finden: nur Gutes. Denn in solchen Momenten nimmt sich Stuttgart einfach selbst nicht zu ernst.

Piefig, verschlossen, abgehoben? Am Ende des Tages kann man sagen: Stuttgart ist weit besser als sein Ruf. Hier geht was! Es ist halt eine BYO-Stadt, was so viel heißt wie „Bring your own“. Bringt euer Bike, eure Neugier, eure gute Laune und eure Ideen mit. Und dann genießt die Freiheiten und auch die versteckten Schönheiten, die diese Stadt am Neckar jedem offen hält. Manchmal muss man hier ein wenig suchen – aber es gibt verdammt viel gute Ecken. Vor allem, wenn man mit dem Bike unterwegs ist.


5/6 Escape Essentials
Hotels, Bars, Restaurants, Dos and Don’ts in Stuttgart

Bike-Shops

Radsport Mayer Stuttgart
Wo? Heilbronner Str. 389 | 70469 Stuttgart
Web radsport-mayer.de

Bikes’n Boards Stuttgart
Wo? Tübinger Str. 53 | 70178 Stuttgart
Web bikesnboards.de

Wo schläft man am besten in Stuttgart?

Das Edith Hotel
Wo? Heusteigstraße 34 | 70180 Stuttgart
Web dasedith.me

EmiLu Design Hotel
Wo? Nadlerstraße 4 | 70173 Stuttgart
Web emilu-hotel.com

Der Zauberlehrling
Wo? Rosenstr. 38 | 70182 Stuttgart
Web zauberlehrling.de

Wo isst man am besten in Stuttgart?

Weinstube Zur Kiste (schwäbische Küche)
Wo? Kanalstraße 2 | 70182 Stuttgart
Web zur-kiste.de

N14 (Sushi)
Wo? Nadlerstraße 14 | 70173 Stuttgart
Web n14-restaurant.de

YAFA (israelische Küche)
Wo? Hauptstätter Straße 31 | 70173 Stuttgart
Web yafa-stuttgart.com

Vegi Stuttgart (veganes Fastfood)
Wo? Steinstraße 13 | 70173 Stuttgart
Web vegi-stuttgart.de

Speisemeisterei (zwei Michelin-Sterne, für besondere Anlässe)
Wo? Schloss Hohenheim 1b | 70599 Stuttgart
Web speisemeisterei.de

L.A. Signorina (After-Ride-Pizza)
Wo?Marienplatz 12 | 70178 Stuttgart
Web lasignorina.org

Die Metzgerei (internationale Küche, auch vegane/vegetarische Gerichte)
Wo? Elisabethenstraße 30 | 70197 Stuttgart
Web metzgereistuttgart.de

Fritz (Breakfast all day everyday)
Wo? Nadlerstraße 4 | 70173 Stuttgart
Web fritz-str.com

Wo trinkt man am besten in Stuttgart?
Kaffee (aber Wein geht meist auch)

Tatti Café & Bar
Wo? Pierre-Pflimlin-Platz 3 | 70173 Stuttgart
Web instagram.com/tatti_stay_and_see

Mókuska Kaffeerösterei
Wo? Johannesstraße 34 | 70176 Stuttgart
Web mokuska-caffe.de

Fietsen Radcafé
Wo? Silberburgstraße 84 | 70176 Stuttgart
Web fietsen-stuttgart.de

Teehaus im Weißenburgpark
Wo? Hohenheimer Str. 119 | 70184 Stuttgart
Web teehaus-stuttgart.de

Alf Bikes & Coffee
Wo? Villastraße 14 | 70190 Stuttgart
Web instagram.com/alf.stuttgart

Fritz (Breakfast all day everyday)
Wo? Nadlerstraße 4 | 70173 Stuttgart
Web fritz-str.com

Wein & Bier & Cocktails

Fou Fou
Wo? Leonhardstr. 13 | 70182 Stuttgart
Web bar-foufou.de

Paul & George
Wo? Weberstraße 3 | 70182 Stuttgart
Web paulandgeorge.de

Botanical Affairs
Wo? Weberstraße 10 | 70182 Stuttgart
Web instagram.com/botanicalaffairsstuttgart

Palast der Republik
Wo? Friedrichstraße 27 | 70174 Stuttgart
Web facebook.com/PalastStuttgart

Schwarz Weiß Bar
Wo? Wilhelmstraße 8a | 70182 Stuttgart
Web schwarz-weiss-bar.de


Dos

  • Biken gehen (logisch!)
  • Citytour am Neckar entlang
  • Geschwindigkeitsbegrenzung einhalten (Achtung, viele Blitzer!)
  • mit Freunden am Schlossplatz treffen
  • die Aussicht genießen (Schloss Solitude, Monte Scherbelino, Aussichtspunkt Weißenburgpark, Fernsehturm)
  • die ausgesprochen instagramtaugliche Stadtbibliothek besuchen
  • das Kunstmuseum am Schlossplatz ausbaldowern und von hier die Aussicht genießen
  • beim Kultur-Kiosk ein Bier trinken
  • beim Vegi eine Falafel Pita auf die Hand
  • an jedes Wort ein -le dranhängen

Dont’s

  • Kehrwoche nicht einhalten
  • sich vom Förster wegen der Zwei-Meter-Regel erwischen lassen
  • mit dem alten Van in die City (Umweltzone)
  • Schwänen am Feuersee zu nah kommen (aber es gibt dort auch Schildkröten!)
  • Hasenbergsteige ohne E-Antrieb hochfahren
  • sich am Louis-Vuitton-Shop anstellen (peinlich)
  • sich auf perfekte Bike-Infrastruktur oder durchgehende Radwege freuen (leider Shit)
  • über Stuttgart 21 diskutieren
  • Vorurteile nachplappern
  • in der Russenhocke vor einem Porsche posen

Ein Versuch, die schwäbische Sprache zu entschlüsseln

Okay, es wird jetzt komplizierter als Kernspaltung. Ein Tipp vorab: Der Schwabe ist in allen Lebensbereichen sparsam. Er lässt unnötige Silben, Buchstaben sowie ganze Wörter einfach weg und benutzt manchmal ein Wort für mehrere Fälle. Die eingesparte Zeit nutzt er wiederum, um einige Wörter mit einem „le“ zu verlängern oder mit einem „ha“ zu bekräftigen. Betonungen setzt er gegen jede Regel des Dudens, und Relativpronomen werden genderneutral und inhaltsunabhängig durch „wo“ ersetzt. Ah, und Achtung: Aus einem „s“ macht er immer ein „sch“.

Schwäbisch für Anfänger

  • obe – oben
  • unde – unten
  • oagnehm – unangenehm
  • Regä – Regen
  • i – ich
  • heben – halten
  • heben – heben
  • Flegga – Dorf
  • Flegge – Flecken
  • schaffen – etwas schaffen, hinkriegen
  • schaffen – arbeiten
  • trinkä – trinken
  • ässe – essen
  • gwä – gewesen
  • Machmor! – Machen wir!
  • Machetze – Machen Sie
  • gäschtern – gestern
  • Heisle – Haus
  • Bürro – Büro
  • Das Fahrrad, wo… – Das Fahrrad, das …
  • Weischt … – Weißt du …
  • ha jo – ja
  • Gsälz – Marmelade
  • Grombira – Kartoffeln
  • alde Bix – alte Frau
  • Besen – saisonal geöffnete Weinausschankbetriebe
  • Viertele (süß oder sauer) – Viertel Wein

6/6 Escape faster
Unsere Elektrofahrzeuge aus Stuttgart im Detail

Das Haibike AllMtn CF SE

Haibike AllMtn CF SE | Bosch Performance Line CX Smart-System / 750 Wh | 160/160 mm (v/h)
8.799 € | Hersteller-Website

Das Haibike AllMtn CF SE entspricht so gar nicht dem Klischee des spießigen Schwaben. Es richtet sich an spaßhungrige E-Biker, die Trails sowohl bergab als auch bergauf rocken wollen. Mit gemischt großen Laufrädern, 29” vorne und 27,5” hinten, einem RockShox-Fahrwerk mit 160 mm Federweg und einer edlen Lyrik Ultimate-Federgabel bringt es alles mit, was es dazu braucht. Der kraftvolle und gleichzeitig gut abgestimmte Bosch Performance Line CX Smart System-Motor sorgt mit 85 Nm Drehmoment für gut dosierten Vortrieb, selbst auf steilen Anstiegen. Damit der große 750-Wh-Akku im Unterrohr Platz findet, wurde der Motor mit einem Twist nach oben in den Carbon-Hauptrahmen integriert – eines der Markenzeichen von Haibike. Auch die Formsprache spricht fließend Haibike: Bullige Proportionen und markant kantige Linien machen das AllMtn CF SE unverkennbar zu einem Haibike. Bei den Anbauteilen hingegen setzt Haibike untypisch wenig Akzente, nur die Kurbeln und Griffe stammen aus der eigenen Linie. Lenker, Sattelstütze und Vorbau steuert dieses Mal Race Face bei. Für die Schaltung und Bremsen greift das Team von Haibike in die oberste Schublade von SRAM und MAGURA. Das elektronische SRAM Eagle X01AXS-Schaltwerk wechselt per Funkkommando die Gänge und die MAGURA MT7-Vierkolbenbremsen liefern die benötigte Bremspower.

Mehr Stuttgart geht nicht
Na gut, der kraftvolle Performance Line CX Smart System-Motor wird zwar im benachbarten Reutlingen entwickelt. Bosch selbst steht jedoch synonym für Stuttgart wie Porsche, Daimler und Spätzle.
Hausnummer 160
Das Haibike AllMtn bietet mit 160 mm viel Federweg für alle Trails rund um die baden-württembergische Hauptstadt.
Bremspower aus Bad Urach
Die MAGURA MT7-Vierkolbenbremse sorgt zusammen mit der zweigeteilten MDR-P-Bremsscheibe für starke Verzögerung. Bremsenspezialist MAGURA sitzt nur einen Steinwurf von Stuttgart entfernt in Bad Urach am Fuße der schwäbischen Alb.
Carbon-Kurven
Der Hauptrahmen des Haibike AllMtn CF SE besteht aus Carbon und verkörpert die markante Formensprache eines Haibikes.

Das Haibike LYKE 11

Haibike LYKE 11 | FAZUA Ride 60/430 Wh | 140/140 mm (v/h) | 18,8 kg in Gr. M | 7.500 €
Hersteller-Website

Mit dem LYKE 11 beschreitet Haibike neue Wege. Das erste Light-E-MTB der Schweinfurter ist für die traditionsliebenden Schwaben aus Stuttgart bestimmt ein ungewohnter Anblick – aber dennoch ein gefälliger. Um den Look eines sportlichen Analog-Bikes zu imitieren, haben die Entwickler von Haibike viele Stilelemente aus der bisherigen E-Bike-Historie verworfen. Der FOX FLOAT DPS-Dämpfer wird zum ersten Mal horizontal statt vertikal verbaut. Das Unterrohr fällt schön schmal aus. Darin befindet sich der entnehmbare 430-Wh-Akku. Doch statt einer großen Akkuöffnung auf der Unterseite und dem Modular Rail System auf der Oberseite, wie man das von Haibike gewohnt ist, ist nun das Unterrohr komplett geschlossen. Auch am Tretlagerbereich ist nur schwer zu erahnen, dass es sich um ein E-Bike handelt. Das liegt vor allem daran, dass der besonders kompakte FAZUA Ride 60-Antrieb hochkant im Sattelrohr verbaut wurde. Er trägt mit seinem relativ moderaten Drehmoment von 60 Nm zum natürlichen Fahrgefühl des LYKE 11 bei. Auch die weiteren Eckdaten treffen den Sweetspot von einem agilen und lebendigen E-MTB für Trailakrobaten: 29” große Reifen, 140 mm Federweg an Front und Heck, und das bei einem Gesamtgewicht von nur 18,8 kg in Größe L. #THEFREEDOMOFLIGHT

Neuausrichtung bei Haibike
Der kompakte FAZUA Ride 60-Antrieb findet im Hochformat im Sattelrohr Platz. Er sorgt für ein natürliches Fahrgefühl, bietet aber mit 60 Nm Drehmoment noch genug Unterstützung, damit man auf langen Anstiegen nicht vom E-Bike fällt.
Diskretes Display
Der FAZUA LED-Hub ist dezent ins Oberrohr integriert und liefert über 5 farbige LEDs alle Basisinfos an den Biker. Wer auf mehr Infotainment aus ist, kann das LYKE 11 mit der FAZUA-App und dem Smartphone koppeln. Unterwegs liefert sogar ein USB-C-Port unter dem Display Strom für das Smartphone.
Das sieht nicht nach E-Bike aus
… weil vor dem Tretlager kein Motor liegt! So lässt sich der 430-Wh-Akku von unten aus dem LYKE 11 rausziehen, ohne dass man dafür eine große Öffnung in das Unterrohr einbauen muss.
Horizontales Gewerbe
Zum ersten Mal, seit wir denken können, wandert der Dämpfer am Haibike von der vertikalen in die horizontale Ausrichtung. Er liefert 140 mm Federweg am Heck, genauso wie die FOX 36 Performance-Federgabel an der Front.

Bock auf eine Tour durch Barcelona, Zürich, Wien, Lissabon, Frankfurt oder Berlin?
Hier findest du unsere bisherigen E-MOUNTAINBIKE City Escapes und jede Menge Insider-Tipps, Trail-Action und Einblicke in die jeweilige Metropole.

Der Beitrag E-Biken in Stuttgart – E-MOUNTAINBIKE City Escape powered by Haibike erschien zuerst auf E-MOUNTAINBIKE Magazine.

]]>
Die 7 E-Mountainbike-Weisheiten – Was wir vom E-Mountainbiken fürs Leben lernen können https://ebike-mtb.com/7-e-mountainbike-weisheiten/ Mon, 24 Oct 2022 08:00:02 +0000 https://ebike-mtb.com/?p=107591 107591 Wie wird man weise? Viele sagen durch Bücher – wir sagen durchs E-Mountainbiken! Denn E-Mountainbiken ist mehr als eines der besten Hobbys der Welt, mehr als sportliche Betätigung oder Abenteuerurlaub. Wer aufmerksam E-Mountainbike fährt, kann viel fürs Leben lernen! Wie geil ist das bitte?

Worauf kommt es im Leben an? Was macht das Leben lebenswert? Und worauf muss man achten, wenn was schiefläuft? Um Antworten zu finden, schwören manche auf die Bibel oder den Koran, andere auf Philosophen, Ratgeber oder die Wissenschaft. Als ich im eMTB-Modus eine fiese, mit Wurzel gespickte Rampe hinaufgeklettert bin, von der ich selbst nicht geglaubt hatte, dass ich es schaffen würde, kam mir die Erkenntnis: Wenn ich mein Leben einfach nur genau so führen würde, wie ich E-Mountainbike fahre – dann hätte ich ziemlich gute Chancen auf Erfüllung, Selbstbestimmtheit und Glück! Ob man E-Mountainbiken nun zur neuen Religion erhebt, ist jedem selbst überlassen. Aber hier kommen 7 Weisheiten, die man auf zwei Rädern erfahren kann!

– 1 –

Ist das Beste wirklich das Beste?

Ganz egal ob im Bikeshop, in Foren oder bei Stammtisch-Diskussionen, es sind immer die gleichen Fragen: Wie viel Akku hat das Bike? Ist hier ein Bosch-Motor verbaut? Wie leicht ist das Bike? Man muss kein Experte sein, um zu erkennen: Keine dieser Fragen liefert eine zufriedenstellende Antwort darauf, ob ein Bike jetzt wirklich zu einem passt oder nicht.Wer nicht nur ein äußerlich schönes Leben führen will mit den vermeintlich besten Produkten – vom größten Akku über den dicksten Motor bis hin zu den teuersten Klamotten –, der schaut besser auf seine eigenen Bedürfnisse! Anstatt lemminghaft wiederzukäuen, was andere für gut und richtig erachten, lohnt es sich, die Dinge zu kapieren statt zu kopieren. Die Kunst im Leben ist nicht, die richtigen Antworten zu suchen, sondern sich ehrlich die richtigen Fragen zu stellen: Was will ich (und will ich es aus den richtigen Gründen)? Wann bin ich am glücklichsten? Und was brauche ich dafür? Was macht ein gutes Bike tatsächlich aus? Denn nur so kann man das Beste für sich selbst finden!

– 2 –

Die Dinge sind immer nur so lange unmöglich, bis sie jemand tut!

Besagtes Steilstück hat mir gezeigt: Es gibt immer einen Weg. Und der führt manchmal direkt durch die scheinbare Unmöglichkeit hindurch. Ein, zwei Pedaltritte weiter – selbst dann, wenn man dabei ist, den Glauben an sich zu verlieren. Natürlich hat man nicht in jeder Lebenssituation elektrischen Rückenwind, aber ein Zufall oder eine unvorhergesehene Begegnung können das Unmögliche möglich machen! Genauso wie die Tatsache, dass man es überhaupt versucht. Nicht zu Unrecht sagt man: „It’s lonely at the top.“ Aber das liegt nicht daran, dass die Bergspitze nicht erklimmbar wäre. Es liegt daran, dass kaum jemand den Aufstieg wagt! Die meisten Menschen scheitern bereits, bevor sie überhaupt wirklich angefangen haben. Weil sie ihre Träume lieber träumen als sie zu wagen. Dabei gibt es gar nichts zu verlieren – es gibt nur Erfahrung zu gewinnen. In diesem Sinne: Einfach mal machen! Oft kommt man weiter und höher, als man es sich jemals hätte vorstellen können.

– 3 –

An der falschen Stelle sparen oder Geld ausgeben

Es ist fast schon erschreckend, wie viele Leute sich ein E-MTB für über 10.000 € kaufen und wie wenige ein ergonomisches Bikefitting oder korrektes Fahrwerkssetup durchführen (lassen). Man will unbedingt die Carbonfelgen, weil man gehört hat, dass sie höherwertiger sind. Man will unbedingt eine teure Kashima-Beschichtung, obwohl man keine Ahnung hat, wie man ein Fahrwerk richtig einstellt, in welchen Intervallzyklen man einen Gabelservice machen muss oder wie viel Luftdruck eigentlich in die Reifen gehört. Ja, es gibt viele Möglichkeiten, sein Geld aus dem Fenster zu werfen. Und für manche ist das auch okay! Mit viel Bling-Bling kann man Unwissende beeindrucken, aber spätestens auf dem Trail beginnt die Fassade dann zu bröckeln. Zudem ist pures Prestige ohne Funktionalität bzw. Ahnung schade für das Produkt, das einsatzgerecht genutzt werden will. Wahre Brillanz offenbart sich nicht anhand von Bling-Bling, sondern anhand der eigenen Skills und des eigenen Verhaltens. Das Beste aus dem zu machen, was man hat und kann, ist viel befriedigender als ständig nach Superlativen zu gieren.
Unser jüngster E-Mountainbike-Vergleichstest mit Bikes bis 6.500 € hat wieder einmal deutlich gezeigt, wie wichtig es ist zu wissen, worauf es wirklich ankommt. Denn dann findet man mit jedem Budget etwas Gutes. Für echten Spaß braucht es kein Bling-Bling. Verschleißteile wie traktionsstarke Reifen sind oft wichtiger als die vermeintlichen Prestige-Komponenten – und trotzdem sparen viele genau an der Stelle. Vermutlich weil sich der Wert von Verschleißteilen nicht konservieren lässt. Aber eine Kette ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Deshalb sollte man immer ein stimmiges und ausbalanciertes Gesamtkonzept im Blick haben und nicht blind dem einen isolierten Must-have-Teil und der damit verbundenen Verheißung von Glück hinterherrennen. Parallelen zum echten Leben kann hier jeder selbst ziehen …

– 4 –

Stellt euch euren Ängsten

Hand hoch – wer hatte schon mal Reichweitenangst? Sicherlich fast alle! Aber wer ist tatsächlich schon mal liegen geblieben? Wer hat es wirklich nicht mehr nach Hause geschafft und ist in der Wildnis verschollen? Sicherlich niemand, der diese Zeilen gerade liest … Worauf wir hinauswollen: Es ist unglaublich wichtig, seinen Ängsten ins Gesicht zu blicken. Denn viele Ängste beruhen auf unvollständigen Informationen oder einseitiger Wahrnehmung und schützen uns nicht, sondern sorgen dafür, dass wir kontraproduktive Dinge tun. Viele E-MTBiker haben Reichweitenangst, befürchten nicht mehr nach Hause zu kommen, rüsten auf, schaffen immer schwerere und größere Akkus an. Und fahren deshalb mit mehr, als sie brauchen, über die Trails oder durchs Leben und verlieren aufgrund des zusätzlichen Ballasts an Leichtfüßigkeit und Lebendigkeit.
Aber warum haben wir überhaupt Angst? Liegt es nicht oftmals daran, dass wir eine Lage falsch einschätzen oder nicht ganz überblicken? Vielleicht haben wir über fünf Ecken irgendwelche Schreckensgeschichten gehört. Vielleicht haben wir uns von einem isolierten Fakt ohne Kontext verunsichern lassen. Vielleicht haben wir eine falsche Information für bare Münze genommen. Und sind der Sache gar nicht erst auf den Grund gegangen. Das Problem: Wir stellen uns unseren Ängsten oft gar nicht, sondern flüchten vor ihnen. Die Lösung? Zwei simple Fragen: Was würde im schlimmsten Fall passieren? Und was wäre dann? Im Falle der Reichweitenangst ist die Antwort klar: Im schlimmsten Fall geht der Akku leer. Und dann kommt man trotzdem nach Hause. Vielleicht etwas zäher – aber wir vergessen viel zu oft, dass sich jedes E-MTB auch ohne Motorunterstützung treten lässt! Stellt euch eurer Angst und ihr werdet sehen: Sie hat die längste Zeit über eure Entscheidungen regiert. Sobald ihr sie konfrontiert, wird sie meist sehr viel kleiner. Oder löst sich sogar in Luft auf.

– 5 –

Akkus laden, Kette schmieren!

Egal ob wir uns durch knöcheltiefen Schlamm gekämpft, staubige Trails unter perfektem Sonnenschein gesurft oder die technischsten Uphills im Turbo-Modus bezwungen haben – jedes Bike braucht Liebe. Insbesondere nach den besten und tollsten Ausfahrten! Dabei ist es nicht nur wichtig, den Akku wieder aufzuladen, sondern sich auch um sein Fahrwerk zu kümmern, Schrauben zu kontrollieren, die Kette zu ölen und den Reifendruck zu checken. Die Pflegeintervalle gelten übrigens nicht nur für euer Bike, sondern auch für euch!
Denn Verschleiß und Reichweite haben viel mit der Fahrweise zu tun: Wer ein Leben auf der Überholspur lebt, verbraucht sich schneller. Wer zu viele Gänge auf einmal schaltet, dessen Kette reißt … Deshalb: Nichts überstürzen. Und falls doch, sollte man sich regelmäßig Ruhe- und Auszeiten zur Regeneration gönnen. Mal das Bike stehen lassen und andere Sportarten ausprobieren – das erweitert den Horizont und vergrößert die Vorfreude auf das nächste Mal!
PS: In Bayern gilt schon ein kühles Hefe als Alternativsportart, in Italien ein Aperol!

– 6 –

Hört auf, anderen gefallen zu wollen

In den Anfangszeiten des E-Mountainbikens gab es unzählige Hater – man hörte permanent Sprüche, wie faul, uncool oder gar frevelhaft es sei, Berge mit elektrischer Unterstützung zu erklimmen. Das hat sich zum Glück geändert. Aber traurigerweise gibt es noch immer Menschen, die sich fürs E-Biken schämen oder entschuldigend auftreten, weil sie mit E-Unterstützung unterwegs sind. Dabei kann doch jeder so fahren und so leben, wie er es möchte! Unser Sport hat viel mit Begeisterung zu tun, mit Freude an der Bewegung und Liebe zur Natur. Das verbindet uns miteinander und das alles lebt ihr auf dem E-Mountainbike genauso aus wie auf dem analogen Mountainbike oder Gravelrad. Und wenn man aufhört, sich für alles im Leben schon mal prophylaktisch zu entschuldigen, dann merkt man: Die Entschuldigungen wären meist ohnehin unnötig gewesen. Weil niemand Anstoß nimmt an eurem Handeln. Die Hater von damals sind mittlerweile klar in der Minderheit. Und ohnehin bemitleidenswert, denn wir wissen, wie viel Spaß sie verpassen! Eine alte Weisheit besagt: „Wer allen gefallen will, wird niemandem gefallen.“ Das Gegenteil davon gilt unserer Meinung nach auch: „Wer sich darauf konzentriert, sich selbst zu gefallen, der gefällt auch anderen.“ Denn wer seine Leidenschaft ohne Entschuldigung auslebt, kann viel unbeschwerter Freude und Begeisterung teilen. Und darum geht es doch! Beim E-Mountainbiken und im Leben.

– 7 –

Go with the Flow or go home!

Schon mal auf Teufel komm raus versucht, eine Schlüsselstelle auf dem Trail zu meistern? Dann kennt ihr das sicher: Je verbissener man es versucht, desto weniger klappt’s. Wenn man Dinge zu sehr will, wird es schnell zwang- und krampfhaft. Dann verderben wir uns selbst den Spaß an der Sache, entwickeln einen Tunnelblick und erreichen teilweise das Gegenteil von dem, was wir ursprünglich wollten. Wir alle wissen das, und wir alle wissen, dass Dinge magischerweise total einfach klappen, sobald wir entspannt, mit Offenheit und mit Spaß an der Sache an sie herantreten. Man kriegt nur so oft den Schalter in sich nicht umgelegt … Genau deshalb ist Biken aber eine so fantastische Übung fürs Leben: Die Schlüsselstelle will einfach nicht klappen? Dann klappt sie eben nächstes Mal! Wer akzeptiert, dass er heute mal nicht gut drauf oder nicht so fit ist, tut gut daran, mal einen Gang runterzuschalten. Flow kommt immer dann, wenn wir in der perfekten Balance sind. Er ist genau wie Glück nichts, auf das wir Anrecht hätten oder das wir durch stählernen Willen erzwingen können. Aber wenn ihr – ohne euch zu stressen oder unter Druck zu setzen – einfach entspannt weiterfahrt, seid ihr ihm schon ein gehöriges Stück näher gekommen. Und ist das nicht genau das Ziel der Übung?

Der Beitrag Die 7 E-Mountainbike-Weisheiten – Was wir vom E-Mountainbiken fürs Leben lernen können erschien zuerst auf E-MOUNTAINBIKE Magazine.

]]>
Brakedance – So holt ihr mehr aus eurer Bremse raus https://ebike-mtb.com/sram-bremsentuning/ Tue, 18 Oct 2022 07:59:19 +0000 https://ebike-mtb.com/?p=107533 107533 Bremsentuning is not a crime! Denn sie sind wohl das am meisten unterschätzte Bauteil eines E-Mountainbikes – und gute Bremspower bedeutet, dass ihr mit mehr Sicherheit und Selbstvertrauen auf den Trails unterwegs seid. Hier erfahrt ihr, wie ihr das meiste aus euren Bremsen herausholt und sie einfach selbst tunen könnt.

Wer später bremst, ist länger schnell. Diesen zugegeben etwas ausgelutschten Spruch haben die meisten von euch wahrscheinlich schon mal gehört. Aber es steckt auch etwas Wahrheit drin. Denn hat man die Power beim Bremsen, gibt das einem die Sicherheit und Kontrolle, den Anker später zu werfen. Damit bekommt man aber nicht nur mehr Geschwindigkeit, sondern vor allem mehr Selbstbewusstsein und somit im Endeffekt mehr Spaß auf dem Trail. Zudem bedeutet mehr Bremspower weniger schmerzende Hände und Unterarme bei langen Abfahrten, da die Finger weniger stark zupacken müssen. Klar also, dass es sich lohnt, das Maximum aus euren beiden Stoppern herauszuholen.

Hydraulische Scheibenbremsen – wie sie an allen modernen E-Mountainbikes zu finden sind – sind ein sehr komplexes System mit vielen Variablen, die die Performance beeinflussen. Hier wollen wir uns jedoch nicht mit der trockenen Theorie herumschlagen, sondern mit der Praxis beschäftigen: Wir zeigen euch, wie ihr anhand von Upgrades an Bremsbelägen und -scheiben effektiv eure Bremse tunen könnt. Zudem haben wir ein paar Profi-Tricks von SRAM-Mechaniker Carsten mit dabei. Und das Beste? Für das allermeiste, was wir hier zeigen, benötigt ihr keine riesige Werkzeugbox, ein Multitool reicht komplett aus.

Bremsbeläge – Die heimlichen Champions der Bremse

Die wenigsten denken vermutlich viel über ihre Bremsbeläge nach. Es ist ja eigentlich nur ein Verschleißteil, das einfach so lange wie möglich halten soll, oder? Absolut nicht, denn die Wahl des Belags ist maßgeblich für die Reibung auf der Bremsscheibe verantwortlich und hat somit einen riesigen Einfluss auf das Bremsgefühl. Grundsätzlich kann man Bremsbeläge in zwei Kategorien unterteilen. Es gibt metallische Beläge, auch oft Sinterbeläge genannt. Sie sind sehr hitzebeständig und lange haltbar. Dafür brauchen sie aber auch länger, um auf die optimale Betriebstemperatur zu kommen und ihre volle Power zu entfalten. Organische Beläge, die auch Resin-Beläge heißen, bieten bereits im kalten Zustand viel Biss und sind generell leiser. Allerdings neigen sie bei zu hoher Temperatur dazu, deutlich Bremskraft zu verlieren. Welcher Typ von Belägen standardmäßig verbaut ist, hängt vom Hersteller und Modell ab.

Man kann aber natürlich auch die beiden Arten an seinem Bike mischen. So kann man z. B. durch die Kombination aus organischen Belägen an der Vorderbremse und metallischen Belägen an der hinteren Bremse von beiden Vorteilen profitieren. Vorne bremst man seltener. Aber wenn die Vorderbremse mal eingesetzt wird, also bei schnellen Vollbremsungen oder sehr steilen Passagen, benötigt man schnell viel Bremspower. Organische Beläge packen direkt voll zu, ohne erst auf Betriebstemperatur kommen zu müssen. Hinten lässt man die Bremse oft über eine lange Zeit schleifen, weshalb hier die höhere Hitzebeständigkeit von metallischen Belägen hilfreich ist. Letztendlich bleibt es aber Geschmacksache, welche Beläge man fährt, denn gute Performance können beide Typen bringen.

Doch wie geht man beim Wechsel der Bremsbeläge vor? Zunächst einmal bietet es sich an, das Rad auszubauen. Dazu müsst ihr zuerst die Steckachse entfernen. Das geht je nach Modell mit einem Schnellspanner oder einem 6er-Inbus. Die Achse kann dann einfach zur Seite herausgezogen werden. Beim Hinterrad am besten in den schwersten Gang schalten, dadurch lässt sich das Rad einfacher herausnehmen.
Als Nächstes muss die Schraube, die die Beläge an Ort und Stelle hält, herausgeschraubt werden. Je nach Hersteller müsst ihr davor eventuell noch einen Sicherheitsclip an der Rückseite entfernen. Dann können die Beläge einfach nach oben oder unten herausgezogen werden, je nach Modell und Marke.

Die neuen Beläge werden dann in den Bremssattel hineingeschoben und mit der Schraube und eventuell dem Sicherheitsclip befestigt. Nach jedem Belagwechsel solltet ihr die Schraube, die den Ausgleichsbehälter verschließt, öffnen und danach die Bremskolben mit einem Bremskolbenspreizer oder einem geeigneten Werkzeug zurückdrücken. Dadurch fließt überschüssige Bremsflüssigkeit heraus und das stellt sicher, dass das System nicht überfüllt ist. Zudem ist es ratsam, beim Wechsel von organischen auf metallische Beläge auch die Scheiben zu tauschen. Die weicheren organischen Beläge bringen eine andere Mikrostruktur in die Oberfläche der Bremsscheibe und verringern so die Bisskraft, wenn ihr mit metallischen Bremsen fahrt. Ein weiterer Profi-Tipp von Schrauber Carsten: Spreizt die Spange, die bei SRAM-Bremsen die Beläge hält, mit einem 6er-Inbus wieder auf, wenn sie nach ein paar Belagwechseln etwas ausgeleiert ist.

Bremsscheiben – Auf die Größe kommt es an

Wer bereits ein paar Bike-Tests von uns gelesen hat, wird bemerkt haben, dass wir oft die Größe der verbauten Bremsscheiben monieren. Und das hat einen guten Grund: Eine größere Scheibe bietet einen längeren mechanischen Hebel für die Bremse und somit mehr Power. Zudem bedeutet die größere Masse eine bessere Hitzebeständigkeit. Das macht den Tausch zu einer größeren Scheibe zu einem einfachen, kostengünstigen Upgrade für mehr Bremspower. Aber Achtung! Für leichte Fahrer kann eine größere Scheibe auch Nachteile haben. Durch das geringere Fahrergewicht kann es passieren, dass die Scheibe sich nicht ausreichend erwärmt, um eine optimale Betriebstemperatur zu haben. Denn es gibt bei der Bremsentemperatur einen Sweetspot, an dem die Reibung zwischen Scheibe und Belägen maximal ist.

Beim Bremsscheibenwechsel muss man zuerst das Rad ausbauen, wie beim Wechsel der Bremsbeläge oben beschrieben. Dann löst man die Bremsscheibe von der Nabe. Je nach Modell ist die Scheibe mit 6 kleinen Schrauben oder einem speziellen CenterLock-Ring befestigt. Beim Anbringen der neuen Scheibe muss man immer die Laufrichtung beachten. Bei den allermeisten Herstellern sind die Bremsscheiben richtig herum angebracht, wenn die Schrift nach außen zeigt. Auf der Beschriftung ist außerdem immer die richtige Richtung angezeigt.

Aus klein …
… wird groß.

Damit die Bremszange noch auf die größere Scheibe passt, muss der Abstand zwischen der Bremszange und der Radachse vergrößert werden. Dafür setzt ihr am besten einen Bremszangen-Adapter ein oder tauscht den vorandenen gegen einen größeren Adapter. Dazu werden einfach die beiden Schrauben gelöst, die die Zange an der Gabel bzw. dem Rahmen befestigen. Der neue Adapter wird dann mit diesen Schrauben – oder längeren, falls benötigt – wieder befestigt. Auch hier muss man die richtige Richtung bei der Montage beachten, der Pfeil zeigt immer nach oben. Die Zange zunächst nur locker anschrauben, da sie später noch zentriert werden muss.

Das Rad mit der neuen Bremsscheibe wird eingesetzt und mit der Steckachse befestigt. Um die Bremszange auf der Scheibe zu zentrieren, kann man das Rad einfach andrehen und die Bremse dabei langsam ziehen. Dann mit gezogener Bremse die Schrauben an der Zange anziehen. Falls die Scheibe dann immer noch leicht schleift, kann man die Position der Zange noch mit Augenmaß korrigieren.

Zum Zentrieren des Bremssattels über der Scheibe zieht man den Sattel mit gezogener Bremse fest.
Manchmal muss man die Position des Bremssattels trotzdem noch ein wenig korrigieren.

Tipps und Tricks von Profi-Schrauber Carsten

Wenn die Bremse ein schlechtes Bremsgefühl oder einen schwammigen Druckpunkt hat, hilft es oft, die Bremskolben zu mobilisieren. Dazu baut man das Rad wie oben beschrieben aus, lässt die Bremsbeläge jedoch drin. Dann den Bremshebel ein paar Mal ziehen. Dadurch wandern die Beläge Stück für Stück zusammen, bis sie sich berühren. Die Bremskolben werden dabei weiter herausgedrückt als bei normalen Bremsvorgängen, wodurch sich Verklemmungen oder Verklebungen lösen können. Solange die Beläge noch in der Zange drin sind, muss man sich aber keine Sorgen machen, dass sie zu weit herauskommen oder gar herausfallen könnten. Danach drückt man die Kolben einfach wieder in ihre Ursprungsposition zurück. Das kann entweder mit dem von uns verwendeten Bremskolbenspreizer oder auch einfach mit der Transportsicherung gemacht werden.

Wenn das nicht helfen sollte und ihr immer noch unzufrieden mit dem Bremsgefühl seid, lohnt sich oft ein schnelles Entlüften der Bremse. Da Luftblasen nach oben steigen und sich so im Hebel ansammeln, reicht es meistens, die Bremse am Hebel zu entlüften. Dazu die Schraube des Ausgleichsbehälters der Bremse lösen, eine Spritze mit Bremsflüssigkeit füllen und anbringen. Achtet dabei darauf, dass die Spritze am Einfüllende ein Schraubgewinde hat, das zu eurer Bremse passt, und verwendet auf jeden Fall die richtige Bremsflüssigkeit. Bei E-Mountainbikes kommt Bremsflüssigkeit auf Mineralöl- oder Glykolbasis (DOT) zum Einsatz und man darf die Flüssigkeiten nicht miteinander mischen. Was in eurer Bremse drin ist steht meistens auf dem Hebel drauf

Haltet die Spritze senkrecht über der Bremse und zieht dann den Kolben der Spritze sanft nach oben, damit die Luft durch den entstehenden Unterdruck nach oben gesaugt wird. Hier müsst ihr auch nicht ziehen wie verrückt, sonst zieht das System Luft von außerhalb herein. Dann die Flüssigkeit wieder sanft hineindrücken. Nachdem ihr diesen Vorgang ein paar Mal wiederholt habt und keine Blasen mehr aufsteigen, lasst ihr den Kolben los, damit sich der Druck wieder normalisieren kann; danach löst ihr die Spritze. Hierbei am besten einen Lappen unter den Bremshebel halten, da etwas Bremsflüssigkeit auslaufen kann. Dann einfach die Schraube wieder anbringen und euer Druckpunkt sollte so knackig sein wie frisch aus dem Werk.

Wenn ihr mit einer SRAM-Bremse unterwegs seid und die Druckpunktverstellung etwas schwergängig ist, könnt ihr sie gut mit einer Kettenschlosszange anpacken. Die passt perfekt auf das Drehrad und ihr lauft weit weniger Gefahr, den Hebel dabei zu beschädigen, als mit einer Rohrzange oder Ähnlichem. Ihr habt gar keine Kontaktpunktverstellung an eurer SRAM-Bremse? Dann könnt ihr auch lediglich den Bremshebel wechseln, statt eine komplett neue Bremse zu kaufen. So kann eine CODE R nur durch Tauschen der Hebeleinheit zu einer CODE RSC gepimpt werden. Am RSC-Hebel kann man nicht nur einstellen, wie viel Leerweg der Bremshebel hat, bevor die Bremse zu verzögern beginnt. Er verfügt auch über den sogenannten SwingLink, der die Bremspower und Modulation verbessern soll.

Und zum Schluss noch ein kleiner genereller Hinweis: Wenn ihr sichergehen wollt, dass alle Schrauben sicher sitzen und ihr beim Festziehen trotzdem kein Teil beschädigt, dann zieht am besten alles mit den angegebenen Drehmomenten an.

Viele scheuen sich, selbst Hand an ihr Bike zu legen – aber Upgrades an eurem E-Mountainbike können so einfach sein! Denn auch wenn Bremsen ein sehr komplexes System sind, kann man durch super einfache Änderungen an Bremsbelägen und -scheiben eine große Wirkung erzielen. So können auch alle weniger schrauberaffinen Leute ihre Bike-Performance mit wenig Werkzeug deutlich verbessern. Den schlussendlich bedeutet eine bessere Bremse auch immer mehr Sicherheit und Spaß auf den Trails!

Der Beitrag Brakedance – So holt ihr mehr aus eurer Bremse raus erschien zuerst auf E-MOUNTAINBIKE Magazine.

]]>
Bikepark-Guide für E-Mountainbiker – Skill-Boost, Spaß und neue ungeahnte Möglichkeiten https://ebike-mtb.com/bikepark-guide-e-mountainbike/ Tue, 11 Oct 2022 08:00:10 +0000 https://ebike-mtb.com/?p=107632 107632 Mit einem Besuch im Bikepark boostet ihr nicht nur euer Skill-Level, sondern habt massig Fahrspaß und findet heraus, wozu ihr und eure E-MTBs fähig sind! Entdeckt bekannte Bikeparks neu und fahrt über sie hinaus. Mit diesem Guide erfahrt ihr alles, was ihr über einen Besuch im Bikepark mit dem E-Bike wissen müsst!

Alle Infos zur optimalen Vorbereitung für den E-Bike-Tag im Bikepark findet ihr hier:

Stellt euch vor, ihr schwebt schwerelos durch die Luft wie in einem Tunnel zwischen Raum und Zeit, um euch herum eine zerklüftete Berglandschaft wie auf dem Mond. Alles spielt sich in Zeitlupe ab und ihr genießt den Moment. Langsam setzt ihr zum Landeanflug an, habt wieder festen Untergrund unter den Füßen und fühlt euch plötzlich wie neu geboren. Nein, ihr seid nicht auf einer Werbeanzeige für den neuen Zurück-in-die-Zukunft-Film gelandet. Aber wie ihr euch trotzdem wie Zeitreisende fühlen könnt und was das alles mit einem Besuch im Bikepark zu tun hat, verraten wir euch in diesem Artikel!

Bikepark ist nicht gleich Bikepark

Bikeparks sind wie die Süßwarenabteilung im Supermarkt. Verdammt verlockend! Allerdings pushen sie eure Skills und nicht euer Körpergewicht. Dass Schokolade und Gummibärchen in die gleiche Kategorie fallen, nämlich Süßigkeiten, ist offensichtlich. Dass sie sonst so ziemlich nichts miteinander gemeinsam haben, ist es ebenfalls. Das Gleiche gilt für Bikeparks. Bevor wir also über das beste bzw. richtige Bikepark-Bike für euch reden, müssen wir berücksichtigen, welche Faktoren einen Bikepark ausmachen, und die Erwartungshaltung klären. Streckenangebot, Topografie und Shuttle-Möglichkeiten unterscheiden sich stark und geben maßgeblich vor, für wen ein Bikepark geeignet ist. Glücklicherweise gibt es immer mehr Bikeparks mit einem sehr vielfältigen Angebot für jeden Fahrertyp! Auf der einen Seite die Flow-Lines in Sölden, auf der anderen die abartig steile Downhill-Strecke in Champéry und mittendrin ungemein facettenreiche Parks wie Whistler, der vermutlich größte Bikepark der Welt! Je nachdem dienen knarzige Schlepplifte, moderne Sessellifte, Pick-ups oder nagelneue Gondeln mit extra Bike-Halterung als Aufstiegshilfe. Bergab gibt es je nach Bikepark jeden erdenklichen Streckentyp – von easy und flowig bis hin zu „WOAAAAAHHH, nie im Leben!“. Deshalb sollte man sich unbedingt darüber klarwerden, was man bereits kann, was man erlernen und fahren will, was der jeweilige Park zu bieten hat und inwiefern man sich dort weiterentwickeln kann. Auch auf vermeintlich einfachen Strecken lässt sich unglaublich Spaß haben und selbst Experten können sich dort nach wie vor weiterentwickeln, noch sauberer fahren lernen oder Neues ausprobieren.

In manchen Bikeparks geht es auch mit dem Truck und Anhänger statt dem Lift auf den Gipfel.

1 Tag im Bikepark entspricht 10 Tagen Hometrails oder 30 Tagen Touren

Am Trail-Einstieg findet ihr meistens Schilder, die Auskunft über die Schwierigkeit und Beschaffenheit des Trails geben, so kann man selber einschätzen, ob der Trail für seine Skills geeignet ist. Je nach Größe bietet ein Bikepark auch weitere Dienstleistungen an, wie Verleihstationen für Bikes, Werkstätten und Waschstationen.

An den Trail-Einstiegen findet ihr meistens Schilder, die Auskunft über die Beschaffenheit und Schwierigkeit des Trails geben.
In großen Bikeparks könnt ihr in Bikeshops Ersatzteile kaufen oder sogar direkt Bikes ausleihen.

Bikepark Vibes

Wenn ihr mit euren Kumpels oder der Familie einen längeren Bikepark-Aufenthalt in einem Skiresort plant, das im Sommer die Tore für Biker aufmacht, dann könnt ihr ganz bequem in ein Spa-Hotel einziehen und nach einem anstrengenden Tag entspannen. So seid nicht nur ihr, sondern die ganze Familie versorgt und nebenbei gibt es noch etwas All-Inclusive-Wellness-Dolce-Vita-Urlaubs-Feeling. In den meisten Fällen sind die Hotels nur unweit des Parks und bieten Parkplätze, Fahrradkeller und manchmal sogar eigene Waschstationen für die Bikes. Ihr seid eher Fans von Camping und habt sogar einen Van oder Auto mit Dachzelt? Perfekt, dann bringt ihn mit, denn in vielen Bikeparks habt ihr häufig die Möglichkeit, direkt an der Talstation zu stehen. Hier müsst ihr zwar auf die meisten Annehmlichkeiten eines Luxus-Hotels verzichten, aber könnt dann jede Menge Bikepark- und Fahrerlager-Vibes erleben, neue Bekanntschaften machen und nebenbei eine Menge Geld sparen. Apropos Dachzelt: Falls ihr auf der Suche nach einem geeigneten seid, schaut doch mal bei unserem großen Dachzelt-Vergleichstest vorbei.

Wer die Ausgabe #052 unseres Schwester-Magazins ENDURO oder diesen Website-Artikel gelesen hat, weiß, dass wir unsere Wurzeln im Downhill-Rennsport haben und das damalige MAG41 Racing Team zu einem der erfolgreichsten deutschen Rennteams gehört hat. Für unser 10-jähriges Jubiläum wollen wir für eine Saison zu unseren Wurzeln zurückkehren und haben kurzerhand ein Downhill-Team aus unseren Redaktionsmitgliedern gegründet. Mit dem Material unserer Träume und dem Setup, was einem Factory Team gleichkommt – Dachzelt auf dem Porsche? Etwas drüber, aber richtig geil!

Zeitmaschine: Darum solltest du mit deinem E-MTB in den Bikepark

Ein Besuch im Bikepark ist wie das Reisen mit einer Zeitmaschine. Allerdings seid ihr mit eurem E-MTB unterwegs und nicht mit einem umgebauten DMC DeLorean mit Fluxkompensator. Fahrbarer Untersatz hin oder her, 1 Tag im Bikepark entspricht 10 Tagen Hometrails oder 30 Tagen Touren. Bikeparks bieten uns die perfekte Möglichkeit, unsere eigenen Fahrskills in kürzester Zeit aufs nächste Level zu heben. Ganz egal ob Anfänger oder Profi, eher Tourenfahrer oder Trail-Sammler: So viele Runden schafft man nirgendwo anders in so kurzer Zeit, erst recht nicht auf einer gleichen Strecke (um Schlüsselstellen mehrfach zu üben) oder mit einem so breiten Angebot wie im Bikepark. Außerdem könnt ihr eure Bremsen mal so richtig zum Glühen bringen. Denn in vielen Bikeparks habt ihr die Chance auf richtig lange Abfahrten, wie man sie auf dem Hometrail selten findet – es sei denn, ihr lebt im Himalaya. Auch die Profis haben mal klein angefangen und ihre Skills häufig im Bikepark verbessert. Denn dort gibt es für alle Könnerstufen Sprünge und Kurven, mit denen Anfänger sicher ihre Skills weiter aufbauen können. Profis hingegen spielen mit den Features und können sich auch auf „einfacheren“ Strecken pushen. Am Ende eines Bikepark-Tags seid ihr nur wenige Stunden gealtert, aber eure Bike-Beherrschung und Skills sind vielleicht schon ein Lichtjahr davon entfernt, wo sie am Anfang des Tages standen.

In alpinem Gelände habt ihr die Chance auf sehr lange Abfahrten, wie ihr sie auf euren Hometrails nicht findet.
Sprünge und Kurven sind für alle Könnerstufen konzipiert, so finden sowohl Einsteiger als auch Profis ihren Spaß.

Bikepark mit dem E-MTB – Neue Möglichkeiten und Freiheiten

An dieser Stelle muss sich das E-MTB der Zeitmaschine geschlagen geben, eine Reise ins nächste Jahrtausend überschreitet dann doch das Limit. Allerdings eröffnen sich viele neue Möglichkeiten für Touren, die man ohne E-Bike nie machen würde. Früh morgens, wenn alle noch schlafen, erschleicht euch der Gedanke, sofort auf die Trails zu starten. Ab aufs Rad, vorbei am stehenden Lift und rauf auf den Berg, so habt ihr die Chance schon zum Sonnenaufgang und als Erster den Trail Richtung Tal zu shredden. Aber Achtung: Brecht aus Sicherheitsgründen mindestens zu zweit auf, außerdem ist es in der Gruppe viel spaßiger. Sobald der Tag anbricht und die große Masse Ansturm auf den Lift nimmt, entstehen am Wochenende oftmals ordentliche Liftschlangen. Mit eurem E-MTB fahrt ihr entspannt daran vorbei und seid vielleicht sogar schneller oben als eure Kumpels, die sich angestellt haben. Auf dem Weg hinauf habt ihr noch die Qual der Wahl, den normalen Forstweg oder einen Uphill-Flowtrail zu nehmen. Flowige Kurven winden sich durch den Wald und garantieren auch bergauf eine Menge Fahrspaß. Oft könnt ihr euch bei den Locals über coole Tourenvorschläge und Insider-Trails informieren und lernt den Bikepark von einer neuen und unbekannten Seite kennen – die man als normaler Biker ohne “E” vermutlich auch nie sehen würde!

Unter der Woche habt ihr meist keine langen Schlangen an den Liften. Am Wochenende kann es durch den großen Ansturm zu längeren Wartezeiten kommen.
Wenn ihr aus eigener Kraft den Uphill bestreitet, habt ihr die Wahl zwischen dem klassischen Forstweg …
… oder einem Uphill-Flowtrail, der sich in flowigen Kurven Richtung Gipfel windet.

Das richtige E-MTB und Equipment für den Bikepark

Für den Bikepark benötigt ihr auch ein geeignetes Bike. Denn manche E-MTBs würden wir niemandem empfehlen, um damit in den Bikepark zu gehen! Also, was für ein E-Bike brauche ich für den Bikepark und worauf kommt es an? In erster Linie ist das abhängig von den Strecken und dem Fahrer, aber generell sind folgende Komponenten neben der Geometrie und dem Fahrwerk wichtig: grob profilierte, robuste Reifen, versenkbare Sattelstütze und Bremsen mit ordentlich Biss. Eine gute Figur im Bikepark machen z. B. das Pole Voima, Mondraker Crafty R, Specialized Turbo Levo oder auch das Yeti 160E T1 und das Rocky Mountain Altitude Powerplay C70, die wir bereits für euch getestet haben. Für weitere geeignete Bikes checkt die Bewertungen in unseren Vergleichstests für „schnell & anspruchsvoll“, was meist der höheren Grundgeschwindigkeit im Bikepark entspricht. Oft bekommt man am Stammtisch das Vorurteil zu hören, dass man mit einem schweren E-MTB weniger Spaß auf den Strecken hat, doch stimmt das? Fakt: Es ist zwar durch das höhere Gewicht anstrengender, aber deshalb nicht weniger spaßig! Das Mehrgewicht spürt man vor allem im Oberkörper, so wird die Abfahrt noch etwas fordernder. Dennoch sind richtige Sprungeinlagen möglich, mit einem Motocross-Bike geht das ja auch. Wichtig ist, dass man den Schwung mitnimmt und das richtige Timing findet. Ist dann die Lösung, den Akku einfach rauszunehmen, sofern diese nicht fest verbaut sind? Leider ist das nicht so einfach, denn nicht jedes E-Bike lässt sich aufgrund der Bauweise ohne weiteres ohne Akku fahren. Allerdings besteht die Möglichkeit, wenn man auf den Bikeparkstrecken bleibt und die Liftunterstützung nutzt, den Akku rauszunehmen. Immer dann, wenn ihr die neuen Möglichkeiten eines E-MTBs ausschöpfen wollt – Umfahren der Liftschlange, neue Trails, Gipfelkreuz, Morning Ride – setzt ihn einfach wieder ein. Ohne Akku wird das Bike nicht nur leichter, sondern die Fahreigenschaften ändern sich: leichtfüßiger, weniger anstrengend und dennoch sicher.

Jetzt wisst ihr, welche Bikes sich für den Bikepark eignen. Genauso wichtig ist aber die richtige Vorbereitung eures E-MTBs. Da ihr im Bikepark in kürzerer Zeit mehr Abfahrten schafft, ist die allgemeine Belastung auf das Bike deutlich höher, daher solltet ihr unbedingt checken, wie gut eure Bremsbeläge und Reifen noch sind. Wenn ihr gerade schon dabei seid, könnt ihr euer Bike mit Rahmenschutzfolie abkleben, damit der Lack durch den Lift nicht beschädigt wird. Tipp: Nehmt auf jeden Fall ein Stück Folie in einen neuen Bikepark mit, weil sich je nach Lift die Scheuerstellen unterscheiden. Checkt einfach vor dem ersten Run (Run = Bikepark-Lingo für Abfahrt) den Lift oder das Shuttle, um mögliche Scheuerstellen zu identifizieren.

Die allgemeine Belastung auf das Material ist höher, …
… deshalb ist ein kleiner Check-up vor dem Bikeparkbesuch ein Muss.

So, jetzt ist eure Zeitmaschine aka E-MTB fertig für den Bikepark! Klasse, dann müsst ihr euch noch um die richtige Schutzausrüstung für euch kümmern, bevor ihr es auf den Strecken so richtig krachen lassen könnt. Informiert euch am besten vor dem Besuch auf der Interseite des jeweiligen Bikeparks, welche Protektoren vorgeschrieben sind, denn auch hier gibt es Unterschiede. Welches die richtige und passende Schutzausrüstung für euch ist, könnt ihr in unserem Protektoren-Guide herausfinden. Stürze gehören nun mal zum (E-)Mountainbiken dazu. Was oft gut für euch ausgeht, kann aber schnell zu Notfallsituationen führen, in denen ihr euren Freunden oder wildfremden Menschen plötzlich helfen müsst. Gefährliches Halbwissen, Unwissen oder längst vergessene Erste-Hilfe-Kurse machen es nicht besser, mit unserem ultimativen Erste-Hilfe-Guide könnt ihr euer Wissen auffrischen.

Bike check, Protektoren check. Damit ihr nicht in Unterwäsche auf die Trails starten müsst, hier noch ein paar Tipps für eure Outfitwahl. In erster Linie zieht euch an, wie ihr euch wohlfühlt. Man muss nicht jeden Style-Trend mitmachen, aber dennoch – abgesehen von wenigen Ausnahmen (wie z. B. POC VPD System Torso oder Fox Raceframe Impact), tragt bitte euren Protektor unter dem Trikot. Auch der große Bergrucksack ist die schlechteste Wahl, um Dinge zu transportieren – am besten habt ihr nichts auf dem Rücken, außer euren Rückenprotektor. Hip-Bags bieten euch enormen Stauraum und zugleich viel mehr Bewegungsfreiheit, und es gibt sogar Tools, die statt im Hip-Bag direkt am Rad verstaut sind.

Am besten tragt ihr nix auf eurem Rücken, außer euren Rückenprotektor.

Das richtige Mindset für den Bikepark

„Das werde ich niemals schaffen!“ – wer kennt den Gedanken nicht, den wir kurz vor einem Sprung haben. Oftmals glauben wir, etwas nicht zu können, weil wir es uns nicht zutrauen und es in den meisten Fällen selbst einreden. Lernt von anderen: Fragt nach Tipps und schaut euch deren Linienwahl an. Hängt euch einfach an erfahrene Rider dran, das Hinterherfahren im Rahmen des eigenen Limits bringt schon sehr viel. Damit wollen wir keinen überreden, jetzt den 5-Meter-Drop zu springen. Denn Respekt ist gut und wichtig und hier gilt die Regel: Nicht dem Gruppenzwang nachgeben und wenn man sich was nicht traut, lieber die Chicken-Line (= Bikepark Lingo für die Umfahrung um ein Hindernis) nehmen! Wenn ihr tiefer in das Thema für das richtige Mindset einsteigen wollt, dann schaut diesen Artikel unseres Schwester-Magazins ENDURO an.

Richtig Liften mit dem E-MTB

So, genug gequatscht. Los geht’s! Der Lift ist in den meisten Fällen der schnellste Weg auf den Berg. Alternativ könnt ihr euch das Liftticket sparen und nur eine Benutzungspauschale für die Bike-Strecken bezahlen, müsst dann aber den Uphill aus eigener Kraft oder mit Motorunterstützung bewältigen. Kleinere Bikeparks verfügen meist nur über einfache Schlepplifte mit klassischen Bügeln, wie manche es vom Skifahren kennen. Um das Einsteigen und Aussteigen zu erleichtern, gibt es immer mehr spezielle Aufnahmesysteme, die am Vorbau eingehängt werden. Größere Bikeparks können meistens auf die Wintersport-Infrastruktur zurückgreifen. Hier geht es mit hochmodernen Gondeln oder Sesselliften nach oben, die Bikes werden dann entweder in der Gondel oder hängend außerhalb transportiert. Lift fahren ohne Hilfe kann nervös machen, denn das Bike muss unter Zeitdruck in die Aufnahme eines fahrenden Sessellifts gehoben werden. Aber keine Sorge, wir alle sind da im gleichen Boot und an vielen Talstationen gibt es Dummys, an denen ihr in Ruhe das Einhängen üben könnt. Wenn das Bike am Sattel aufgehängt wird, achtet darauf, dass eure Teleskop-Sattelstütze ausgefahren ist. Falls es dann doch einmal nicht klappen will, steht euch das Liftpersonal zur Seite, das euch beim Verladen hilft. Auf dem Weg nach oben, bleibt nicht viel Zeit zum Entspannen, daher ist es wichtig, mit Snacks sein Energielevel aufzutanken. In der Gondel könnt ihr euch außerdem mit euren Mitfahrern über Streckenkonditionen der Tracks austauschen und rollt oben gemeinsam in den Trail. Hier findet die Verbrüderung per Express statt und man bekommt Freunde, sodass man beim nächsten Bikeparkbesuch nie mehr solo fahren muss.

Zum Gipfel geht es mit der Gondel meistens am schnellsten, alternativ könnt ihr euch das Liftticket sparen und aus eigener Kraft bergauf treten.
In Bikeparks ist von langsamen Schleppliften bis hin zu hochmodernen und schnellen Gondeln alles vertreten.

Good Vibes Only – Rücksicht und Toleranz mit dem E-MTB

Bei unserem Sport sollte es allein um eine Sache gehen, nämlich Spaß! (E-)Mountainbiken ist voll im Breitensport angekommen und sehr populär, da lässt es sich nicht vermeiden, dass man vielen anderen Bikern über den Weg fährt. Auch wenn der Bikepark auf den ersten Blick wie ein Abenteuerspielplatz für Mountainbiker wirkt und größtenteils für Fußgänger gesperrt ist, gilt hier genauso wie auf euren Hometrails Rücksicht zu nehmen und Toleranz zu zeigen, weil viele andere Biker die gleichen Wege nehmen – falsche Ambitionen sind hier fehl am Platz! Achtet beim Befahren der Strecken darauf, dass die Schwierigkeitsgrade nicht genormt sind und sich von Park zu Park unterscheiden: Denn was in Österreich als schwarz gekennzeichnet ist, kann zum Beispiel in Frankreich eine blaue Line sein. Tastet euch langsam ran und achtet auf Beschilderungen auf dem Trail, denn oft sind Sprünge und Kreuzungen gekennzeichnet. Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob ihr ein Feature fahren könnt, dann schaut es euch davor an. Wichtig ist dabei, dass ihr nicht an unübersichtlichen Stellen anhaltet und nicht auf dem Trail stehen bleibt.

Schwierigkeitsgrade auf Schildern sind nicht genormt und können sich von Park zu Park deutlich unterscheiden.
Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob ihr einen Sprung fahren könnt, dann macht euch vorher ein Bild davon.

Pflege und Service des E-MTBs im Bikepark

Nach dem Ride ist vor dem Ride. Jeder startet gerne wieder mit einem sauberen und einwandfrei funktionierenden Bike zu seiner nächsten Tour. Denn ein gepflegtes E-MTB fährt besser, länger und macht einfach viel mehr Spaß. Am besten gewöhnt ihr euch an, das Rad nach dem Bikepark-Besuch beziehungsweise nach jeder Ausfahrt wieder frisch zu machen. Die meisten Bikeparks bieten eine Waschstation, um das Bike direkt nach dem langen Tag im Bikepark von Schlamm, Staub und Dreck zu befreien. Damit wird Stress und unnötiger Materialverschleiß vermieden. Außer dem Waschen ist sowohl das richtige Schmieren der Kette als auch das Lagern der Akkus wichtig.

An der Talstation habt ihr in vielen Bikeparks die Möglichkeit, euer Bike von Dreck und Schlamm zu befreien.

Bikeparks sind klasse Orte, um seine Skills zu pushen, neue Freunde kennenzulernen und um eine gute Zeit auf dem Bike zu haben. Für Experten gleichermaßen wie für Einsteiger bieten sich mit dem E-MTB neue Möglichkeiten, einen Bikepark zu entdecken. Ganz stressfrei und sicher geht es, indem ihr euer Equipment vorbereitet und Respekt sowie Toleranz zeigt. So wird der Trip zu einer guten Zeit für alle. Also, worauf wartet ihr noch? Ab in den Bikepark! Lasst die Zeitreise beginnen!

Der Beitrag Bikepark-Guide für E-Mountainbiker – Skill-Boost, Spaß und neue ungeahnte Möglichkeiten erschien zuerst auf E-MOUNTAINBIKE Magazine.

]]>
Schrader AIRsistant https://ebike-mtb.com/schrader-airsistant-test/ Fri, 07 Oct 2022 07:59:38 +0000 https://ebike-mtb.com/?p=107419 107419 Mit AIRsistant, einem digitalen Reifendruckkontrollsystem zum Nachrüsten, soll das Messen des Reifendrucks mit Daumen und Zeigefinger der Vergangenheit angehören und ganz entspannt mit dem Smartphone funktionieren. Ob dieses Versprechen aufgeht oder nur heiße Luft ist haben wir für euch herausgefunden!

Schrader AIRsistant | Preis 99,99 € | Gewicht 20 g | Hersteller-Website

Vor über 130 Jahren entwickelte August Schrader ein Ventil für Luftreifen, das sich weltweit zum Standard-Ventil für PKWs etabliert hat. Mit dem digitalen Reifendruckkontrollsystem AIRsistant wollen die cleveren Köpfe vom gleichnamigen Unternehmen nun auch das Fahrradventil revolutionieren. Abgesehen von der ständigen Kontrolle über seinen Reifendruck soll AIRsistant auch für erhöhte Sicherheit und besseres Fahrverhalten durch angepassten Reifendruck sorgen. Positiver Nebeneffekt: Ein Plattfuß kann sich laut Hersteller nicht unbemerkt einschleichen und ihr müsst weniger Defekte an Reifen und Felgen befürchten. Zusätzlich soll das System AIRsistant durch den passenden Reifendruck für längere Akkulaufzeiten eures E-Bikes sorgen. Funktionieren soll das durch eine Echtzeitüberwachung des Reifendrucks mittels eines Sensors, der am mitgelieferten Ventil angebracht wird.

Neben dem Reifendruck wird hier auch die Temperatur gemessen, was allerdings für das Fahrverhalten eher eine untergeordnete Rolle spielt – aber immerhin wisst ihr so über die Temperatur in eurer Garage Bescheid. Die Ventile sind einzeln oder im Set erhältlich, kommen wahlweise als Auto- oder Prestaventil im Setpreis von 99,99 Euro und wiegen mit Ventil und Sensor 20 g pro Rad. Die Option für die Benutzung mit einem Autoventil macht das System nicht nur für Mountainbikes interessant, sondern auch für eure City-Bikes. Für den Reifendruck am Auto kann AIRsistant allerdings nicht genutzt werden, da beim Einbau die Luft vollständig aus den Reifen gelassen werden muss und das Produkt nicht für die Nutzung am Auto zugelassen ist. Neben der Verwendung in der eigenen AIRsistant-App kann der Reifendruck auch via Bluetooth in Garmin-Bikecomputern angezeigt werden, wahlweise in bar oder psi. Auch die Integration der Sensordaten in ein E-Bike-Display ist möglich, bisher aber nur mit dem FIT-System. Die App bietet neben der reinen Druck- und Temperaturanzeige auch weitere Funktionen, wie einen Druckrechner und einen einfachen Routenplaner.

In der eigenen AIRsistant-App kann der Reifendruck unkompliziert überwacht werden. Wird der Druck zu niedrig, warnt euch die App.

Der Einbau der AIRsistant-Ventile geht unkompliziert und schnell von der Hand. Einfach den bisherigen Ventilkern ausschrauben – ein Ventilkernausdreher liegt im Lieferumfang bei – und das AIRsistant-Ventil einschrauben. Für den Einbau am besten die Mutter, die den Sensor befestigt, entfernen, den Sensor abziehen und nach dem Einbau wieder aufstecken und festschrauben. Lässt man den Sensor für den Einbau am Ventil, sorgt das vor allem bei Laufrädern mit mehr als 30 Speichen dafür, dass der Sensor beim Festschrauben an den Speichen hängen bleibt. Das System funktioniert gleichermaßen mit Schläuchen wie mit einem Tubeless-Setup, solange sich der Ventilkern ausschrauben lässt.

Hält bombenfest: Einmal eingebaut, sitzt das AIRsistant-Ventil genauso fest wie ein normaler Ventilkern und lockert sich auch auf den wildesten Trails nicht.

In der App lassen sich die eingebauten Sensoren nun hinzufügen. Dafür muss ein Konto angelegt und ein Profil mit Daten wie Gewicht, Bike und Einsatzzweck vervollständigt werden. Die Sensoren können per QR-Code oder Seriennummer integriert werden. Da der QR-Code auf den Sensoren sehr klein ist, mussten wir die Seriennummer von Hand hinzufügen. In der App wird euch dann der Druck sowie die Temperatur am Sensor angezeigt. Die Bedienung der App geht intuitiv von der Hand und erfordert keine kognitiven Meisterleistungen. Damit die Sensoren ansprechen, muss das Laufrad etwa eine Viertelumdrehung bewegt werden, und nach 120 Sekunden Stillstand geht der Sensor wieder in den batterieschonenden Standy-by-Betrieb. Die Technik ist aus dem Automobilbereich bekannt und überzeugt dort bereits mit Langlebigkeit. Am Sensor lassen sich weder die Batterien tauschen, noch der Akku laden, was laut Hersteller aufgrund der sehr langen Akkulaufzeit von etwa 5.000 Fahrstunden aber kein Problem sein soll – für die meisten Fahrer dürfte das mehr als 5 Jahre entsprechen. Mit dem Druckrechner kann man sich nun den passenden Druck anhand der Faktoren Fahrradtyp (Trekking, City, MTB, Road), E-Bike (ja/nein), tubeless (ja/nein), Reifengröße und -breite sowie Fahrergewicht berechnen lassen. Unter- oder überschreitet man den empfohlenen Druck, wird man mit einer Push-Nachricht am Handy gewarnt. Aber Vorsicht: Die vom Druckrechner errechneten Drücke fallen unserer Meinung nach eher niedrig aus! So wurde uns mit tubeless und 75 kg Gewicht für den Fahrradtyp MTB 1,5 bar Druck am Vorderrad und 1,55 bar am Hinterrad empfohlen. Würden wir dieser Empfehlung folgen, wären eingedellte Felgen und lange Gesichter in der Redaktion vorprogrammiert. Fahrer mit sehr präzisem oder vorsichtigem Fahrstil könnten mit dem empfohlenen Luftdruck aber zurechtkommen. Falls ihr schon den perfekten Luftdruck für euer Reifen-Setup gefunden habt, könnt ihr diesen auch in der App abspeichern und bekommt so unabhängig vom Druckrechner Warnungen bei abfallendem Luftdruck. Einen echten Vorteil bietet die Benutzung von AIRsistant auch dann, wenn ihr zuhause eine Pumpe mit ungenauem Manometer habt oder euch die Benutzung eines herkömmlichen Luftdruckmessers zu umständlich ist.

Mit nur 20 g ist das AIRsistant ein echtes Fliegengewicht, gleichzeitig soll der Akku bis zu 5 Jahre halten.

Wer vor jeder Tour unkompliziert und schnell seinen Luftdruck checken möchte, findet hier eine komfortable Lösung. Aber auch Leute, die nicht zu viele Gedanken an ihren Luftdruck verschwenden und sorglos unterwegs sein wollen, bekommen hier die Möglichkeit, sich durch einen einfachen und unkomplizierten Reminder abzusichern.

Tops

  • unkomplizierter Einbau und Handhabung
  • gute Connectivity
  • Unabhängigkeit von Luftdruckmessern oder ungenauen Pumpenanzeigen

Flops

  • Druckrechner empfiehlt eher niedrige Drücke
  • teuer
  • nicht wiederverwendbar bei leerem Akku

Für mehr Infos besucht airsistant.com.

Der Beitrag Schrader AIRsistant erschien zuerst auf E-MOUNTAINBIKE Magazine.

]]>
SQlab 50X-Plattformpedale https://ebike-mtb.com/sqlab-50x-plattformpedale-test/ Fri, 30 Sep 2022 11:06:33 +0000 https://ebike-mtb.com/?p=107270 107270 Gehört es bei Sätteln oder Griffen bereits zum Standard, auf diverse Ergonomien und Körperformen einzugehen, trifft das bei Pedalen bisher nicht zu. Plattformpedale mit verschieden großen Auflageflächen für unterschiedlich große Füße gibt es zwar, aber SQlab geht mit den SQlab 50X-Pedalen einen anderen Weg. Hier erfahrt ihr mehr.

SQlab 50X | Preis 79,95 € | Gewicht 437 g (Gr. M) | Hersteller-Website

Bereits beim Rausziehen der SQlab 50X-Pedale aus dem Karton denkt man sich erstmal: wow! Denn die Pedale fallen mit ihrer Standfläche von 115 x 105 mm richtig groß aus. Die Standfläche ist bei den 79,95 Euro teuren Pedalen in allen drei angebotenen Größen (S, M, L) die gleiche, das Besondere ist aber, dass die Pedalachse in den drei Größen unterschiedlich lang ausfällt. Ausgehend von der Achse in Größe M ist die Achse in Größe S 5 mm kürzer und in Größe L 5 mm länger. SQlab stellt eine Größentabelle zur Verfügung: Größe S wird für die Schuhgrößen 36 bis 40 empfohlen, Größe M für 41 bis 45 und Größe L für 46 bis 50. Für Fahrer mit einer V-förmigen Fußstellung empfehlen die Ergonomie-Experten von SQlab, jeweils die nächst größere Größe zu wählen. Das ermöglicht es, durch die längeren Pedalachsen in der natürlichen Fußstellung auf dem Pedal zu stehen. Die Pedale sind aus faserverstärktem Kunststoff mit 30 % Glasfaseranteil gefertigt und nur in Schwarz erhältlich, was den Pedalen einen unauffälligen Look verpasst. Lediglich Individualisten, die Wert auf Colour-Matching legen, könnten hier nicht glücklich werden. Auf der Waage schlagen die Pedale mit 437 g zu Buche und sind damit nicht gerade Leichtgewichte. Über die Standfläche sind 11 Pins verteilt, die durch mitgelieferte Pins ausgetauscht werden können. Die Pins werden nicht direkt im Pedalkörper verschraubt, sondern in von der anderen Seite eingesetzten Muttern. Das ermöglicht ein noch einfacheres Austauschen der Pins, weil die Pins nicht mehr im Pedalkörper abbrechen können. Die Länge der Pins fällt mit 3 mm eher kurz aus. Die Chromo-Achsen sind mit Gleitlagern made in Germany und japanischen Kugellagern gelagert. Ein Service-Kit zum Austauschen der Lager ist noch nicht erhältlich, soll aber laut SQlab bald kommen. Der große Pedalköper ist leicht konkav und hat zu den Pedalachsen hin keine störenden Erhöhungen für einen ergonomischen und effizienten Stand.

Die Achse wird von einer Mutter und zwei Schraubhülsen im Pedalkörper gehalten. Sie lässt sich für einen Service kinderleicht entfernen.

Auf langen Touren fahren sich die SQlab 50X-Pedale dank ihres flach ausfallenden Profils sehr angenehm. Durch die kurzen Pins braucht man sich auch eher wenig Sorgen um Kratzer im Schienbein zu machen. Auf dem Trail sorgt die nur leicht konkave Standfläche in Kombination mit den relativ kurzen Pins dafür, dass die SQlab 50X-Pedale nicht mit dem Grip der besten Plattformpedale am Markt mithalten können. In wurzeligem und steinigem Gelände hat man dauerhaft das Gefühl, nicht so ganz die richtige Position auf dem Pedal zu finden, auf Flowtrails oder Forstwegen dagegen fühlt es sich deutlich besser an. Fahrer, die sich mehr Grip wünschen, können hier mit etwas längeren Schrauben aus dem Baumarkt Abhilfe schaffen, die dann einfach an Stelle der originalen Pins eingeschraubt werden. Besonders in der Abfahrt macht sich auch bemerkbar, dass die Pedale recht dick ausfallen, was dazu führt, dass man das Gefühl hat, leicht über den Achsen zu stehen.

Während die Achsen mit den Größen S, M und L mitwachsen, bleibt die Standfläche in allen drei Größen gleich
Die sehr große Standfläche der SQlab 50X-Pedale ist für Fahrer mit großen Füßen sehr angenehm, Fahrer mit kleinen Füßen haben aber Probleme, Grip zu finden.

Die unterschiedliche Länge der Pedalachsen lässt sich auf mehrere Arten nutzen. Fahrer mit breiteren Hüften profitieren von den Pedalen in Größe L durch den größeren Abstand zur Kurbel und damit breiterem Stand. Hier ist es sehr angenehm, die Füße mal etwas breiter abstellen zu können. Neben der Anpassung am Stand aufgrund der Körperform lassen sich mit den Pedalen auch E-Bike-bedingte Probleme beheben. E-MTBs mit Mittelmotor haben nämlich breitere Achsen und damit auch einen höheren Q-Faktor (Abstand zwischen den Außenseiten der Kurbelarme) als herkömmliche MTBs. Fahrer, die den breiteren Stand auf E-MTBs als unangenehm empfinden, können mit den Pedalen in Größe S ihren Stand etwas verschmälern. Hier ist allerdings Vorsicht geboten: Viele E-MTBs haben sehr breite Hinterbauten. Wenn die Pedale und damit die Füße näher in Richtung Rahmen rücken, kann es hier dazu kommen, dass die Fersen am Hinterbau streifen. Für Fahrer, die bereits mit herkömmlichen Pedalen mit ihren Fersen am Hinterbau schleifen, sind dagegen die Pedale in Größe L mit den langen Achsen die Lösung des Problems. Dadurch, dass die Standfläche der Pedale in allen Größen gleich bleibt, kann man unabhängig von der Schuhgröße die passende Achslänge für sich wählen. Fahrer mit kleinen Füßen haben auf dem sehr großen Pedal allerdings Probleme, guten Halt zu finden, weil sie mit ihren Schuhen nicht auf dem kompletten Pedal stehen und damit nicht alle Pins nutzen können. Für uns wäre hier der goldene Mittelweg, die unterschiedlichen Achslängen beizubehalten und noch durch Plattformen in einer großen und kleinen Größe pro Achslänge zu ergänzen.

Die unterschiedlich langen Achsen eröffnen euch ganz neue Wege der Anpassung an eurem Bike.

SQlab geht mit dem 50X-Pedal neue Wege und ermöglicht damit bisher unbekannte Anpassungsmöglichkeiten für euer E-MTB. Während vor allem Tourenfahrer mit dem Pedal glücklich werden können, fehlt es mit den herkömmlichen Pins auf ruppigen Trails etwas an Grip. Das gilt besonders auch für Fahrer mit sehr kleinen Füßen, die auf den sehr großen Pedalen nicht auf allen Pins stehen. Hier würden weitere Größen mit unterschiedlich großen Plattformen Abhilfe schaffen.

Tops

  • angenehmer Stand für Fahrer mit breiten Hüften
  • gutes Gefühl auf langen Touren

Flops

  • nicht ausreichend Grip bei ruppigem Untergrund
  • sehr große Pedalfläche passt nicht mit kleinen Füßen zusammen

Für mehr Infos, besucht sq-lab.com

Der Beitrag SQlab 50X-Plattformpedale erschien zuerst auf E-MOUNTAINBIKE Magazine.

]]>
Garmin fēnix 7X Sapphire Solar Edition im Test https://ebike-mtb.com/garmin-fenix-7x-sapphire-solar-edition-test/ Fri, 23 Sep 2022 07:16:44 +0000 https://ebike-mtb.com/?p=107209 107209 Als die Garmin-Entwickler fragten, was die neue fēnix 7X-Multisportuhr alles können soll, bekamen sie von der Geschäftsleitung wohl nur ein “Ja” als Antwort. Die fēnix 7X Sapphire Solar ist durch ihren enormen Funktionsumfang eine der vielseitigsten Uhren auf dem Markt. Doch macht sie auch speziell für Biker Sinn oder stiftet der Funktionsumfang nur Verwirrung?

Garmin fēnix 7X Sapphire Solar Edition | 91 g | 999,99 € | Hersteller-Website

Mit der fēnix 7X Sapphire Solar Edition will Garmin im wahrsten Sinne des Wortes neue Maßstäbe setzen. Nicht nur der Funktionsumfang ist gewaltig, auch das Gehäuse fällt mit knapp 50 mm Durchmesser und 15 mm Dicke relativ groß aus. Mit Silikonarmband wiegt die Uhr knapp 90 Gramm. Das Gewicht und die Größe bekommt man im Alltag und bei sportlichen Aktivitäten öfters zu spüren, wenn die Uhr beim Joggen am Arm zieht oder man unvorsichtig mit dem Uhrengehäuse irgendwo hängenbleibt. In weiser Voraussicht hat Garmin der Sapphire Solar-Edition eine robuste Titanlünette und, darunter geschützt, ein kratzfestes Sapphier-Glas verpasst, das fast jedem unachtsamen Feindkontakt standhält. Das Gehäuse selbst besteht aus Kunststoff, der Gehäuseboden mit eingelassenem Puls- und Sauerstoffsättigungssenor sowie Ladeport aus Metall.

Die fēnix 7X Sapphire Solar kann nicht nur die Lichtintensität messen, sondern sich mit zwei Solarpanels auch zunutze machen. Der große Solarring und ein unsichtbares Solarpanel über dem Ziffernblatt erzeugen Strom und können die Akkulaufzeit an sonnigen Tagen signifikant verlängern.

Wem die Dimensionen der 7X zu üppig sind,der sollte mal bei Garmin einen Blick auf die kleine fēnix 7 oder die noch kleinere fēnix 7S werfen. Doch muss man bei den kleineren Ablegern der fēnix-Serie vor allem bei zwei Features Abstriche machen, bei denen die 7X punkten kann: Zum einen besitzt nur die 7X eine LED-Leuchte, die man als praktische Taschenlampe oder als Rot-Weiß-Blinklicht beim Laufen verwenden kann. Beim Joggen synchronisiert sich sogar das Blinklicht mit der Schrittfrequenz. Der zweite Punkt ist die enorme Akkulaufzeit der fēnix 7X, von der eine Apple Watch und jedes E-Mountainbike nur träumen können. Je nach Einstellung und Nutzung sind Laufzeiten zwischen einem Tag und mehreren Monaten möglich. In einer ausgewogenen Einstellung aus mittlerer Displayhelligkeit, kontinuierlicher Puls-, Stress- und Schlafphasenmessung, einer dauerhaften Verbindung zum Smartphone und knapp 25 Stunden GPS-Sportaufzeichnung hat der Akku der 7X in unserem Test eine volle Woche durchgehalten – eine mehr als respektable Leistung. Im Expeditionsmodus fällt der Akkustand sogar nur um wenige Prozentpunkte am Tag, während in vordefinierten Zeitabständen trotzdem noch GPS-Daten gesammelt werden. Unterstützt wird der Akku von einem durchsichtigen Solarpanel über dem Ziffernblatt und einem schmalen, aber effizienteren Solarpanel-Ring um das Ziffernblatt herum. Je nach Sonneneinstrahlung kann das die Akkulaufzeit signifikant verlängern, im Test um bis zu 50 %. Wer sich an der Größe nicht stört und nochmals mehr Akkulaufzeit wünscht, sollte zur neu vorgestellten Garmin Enduro 2 greifen. Sie ist knapp 1 mm dicker als die fēnix, hat eine nochmals hellere LED-Leuchte und rund 25 % mehr Akkulaufzeit. Ihr Funktionsumfang ist zur fēnix fast identisch.

Die fēnix 7X Sapphire Solar macht nicht nur bei strahlendem Sonnenschein eine gute Figur, sondern auch nach Sonnenuntergang. Durch rote und weiße LEDs wird sie zur Taschenlampe und kann sogar ein Blinklicht mit der Schrittfrequenz synchronisieren.

Stichwort Funktionsumfang: Hier schlägt die Sternstunde der fēnix 7X Sapphiere Solar. Im Alltag zeigt sie Anrufe an und leitet Messenger-Benachrichtigungen ans Handgelenk weiter. Durch vordefinierter Kurzantworten kann man das Smartphone bequem in der Tasche oder dem Rucksack lassen. Und sollte man es verlegt haben, lässt es sich per fēnix 7X rufen und aufspüren. Über die Garmin Connect-App lassen sich weitere Dienste verknüpfen, so kann sich die fēnix auch mit einem Web-Kalender synchronisieren und anstehende Termine anzeigen. Musik hören? Mit der Ausgabe auf Bluetooth-Kopfhörer ist auch das möglich, ohne mit einem Smartphone verbunden zu sein. Und durch das Bezahlen per NFC und hinterlegter Kreditkarte kommt man sich mit der fēnix 7X gelegentlich wie ein Mini-James Bond vor. Okay, mit dem kleinen Unterschied, dass man mit der fēnix eher an der Dorftanke sein Getränk kauft statt am Baccara-Tisch vom Casino Monte Carlo Champagner zu bestellen. Die Funktionssteuerung ist Garmin gut gelungen. Zwar besitzt die fēnix 7X mehr Menüpunkte als ein China-Restaurant, das auch Pizza anbietet, doch nach etwas Eingewöhnungszeit kommt man gut zurecht. Fast alle Funktionen lassen sich über die 5 Tasten am Gehäuserand aufrufen und steuern. Außerdem kann man einzelne Tasten mit Shortcuts zu häufig genutzten Funktionen belegen.

Die fēnix 7X kann nicht nur den Ladestand von eurem E-Bike-Akku anzeigen. Mit der Stamina-Anzeige gibt die Uhr Auskunft darüber, wann euch voraussichtlich der Saft ausgeht. Für eine verlässliche Aussage müsst ihr die Uhr jedoch regelmäßig während des Trainings tragen und sie mit Daten füttern, um sie anzulernen.

Genauso gut lässt sich die Garmin über das 1,4” große Touchscreen bedienen. Das macht vor allem Sinn, wenn man die Garmin zum Navigieren benutzt und über die Uhr einen Punkt auf der Karte als Ziel festlegt. Am einfachsten ist es jedoch, Routen vom Smartphone auf die fēnix 7X zu senden, doch die Uhr ist auch ein komplett eigenständiges Navi. Die fēnix 7X besitzt mit 32 GB einen richtig großen Speicher für Karten. Abzüglich des Betriebssystems sind davon noch knapp 28 GB nutzbar. Die ganze Welt passt jedoch nicht aufs Handgelenk, allein die Karte für Europa ist 11,5 GB groß und detailiert genug, um selbst schmale Trails abzubilden. Mit einer eher mittelmäßigen Auflösung von 280 Pixeln in der Diagonalen muss man für solche Details jedoch relativ stark in den Kartenausschnitt reinzoomen. Auch die Darstellung des transreflektiven MIPS-Display mit 64 Farben kann nicht mit farbenträchtigen Displays wie einer Apple Watch oder der Garmin epix mit AMOLED-Display mithalten. Das fēnix 7X-Display nutzt stattdessen das Umgebungslicht für die eigene Darstellung und lässt sich daher selbst unter direkten Sonneneinstrahlung relativ gut ablesen, bei gleichzeitig nur minimalem Stromverbrauch für die Hintergrundbeleuchtung.

Die Garmin fēnix 7X besitzt für eine Sportuhr eine ausgeklügelte Navigationsfunktion. Das detailreiche Kartenmaterial stellt Garmin allen fēnix 7-Nutzern kostenlos zur Verfügung – top!

Abgesehen von der Navigationsfunktion bietet die fēnix 7X noch weitere Features, die sie speziell für Biker interessant macht. Per ANT+ Verbindung kann sie sich mit vielen E-Bikes verbinden und Motordaten wie z. B. den Akkustand auslesen und am Handgelenk anzeigen. Mit den MTB Dynamics-Datenfeldern werden Grid und Flow gemessen und dargestellt, zwei Garmin-eigene Werte für den Schwierigkeitsgrad des Trails und wie flüssig ihr ihn absolviert. Wenn ihr die fēnix 7X regelmäßig beim Work-out tragt, erstellt sie automatisch ein Fitnessprofil von euch. Über die Stamina-Funktion stellt sie dar, wie viel Prozent eurer Reserven schon aufgebraucht sind und wie lange bzw. wie weit ihr schätzungsweise noch bei der aktuellen Belastung kommt, bevor ihr vor Erschöpfung zusammenbrecht. Und der Funktionsumfang wächst von Tag zu Tag, nicht nur durch regelmäßige Garmin-Updates, sondern auch durch von Nutzern erstellten Apps im Garmin Connect IQ-Store. Dadurch waren wir zu Testbeginn vom Funktionsumfang stark überwältigt, haben aber nach ein paar Wochen ein Setting gefunden, das perfekt zu unserem Alltag und unserer Freizeit passt.

Per ANT+ Verbindung kann die Garmin sich mit vielen E-Bikes verbinden und Motordaten wie z. B. den Akkustand auslesen und am Handgelenk anzeigen.

Garmin ruft für die fēnix 7X Sapphire Solar-Edition einen stolzen Preis von rund 1.000 € auf, der aber durch die beeindruckende Akkulaufzeit, der top Verarbeitungsqualität und dem hohen Funktionsumfang mehr als gerechtfertigt erscheint. Zwar werden selbst Sport-Enthusiasten nur einen Bruchteil aller Funktionen nutzen, aber dafür auch auf keine elementare Funktion verzichten müssen. Als Smartwatch im Alltag liefert sie eine solide Performance ab, kann aber durch ihre schiere Größe als unangenehm empfunden werden.

Tops

  • sehr lange Batterielaufzeit
  • praktische Taschenlampe
  • extrem hoher Funktionsumfang
  • hohe Anpassbarkeit

Flops

  • etwas dunkles Display
  • zu groß für kleine Handgelenke

Der Beitrag Garmin fēnix 7X Sapphire Solar Edition im Test erschien zuerst auf E-MOUNTAINBIKE Magazine.

]]>