Das Orbea Rise LT ist eins der erfolgreichsten E-Mountainbikes auf dem Markt und auch die neueste Generation scheint hier keine Ausnahme zu machen. Mit 85 Nm Drehmoment, 160/150 mm Federweg und riesigen Auswahlmöglichkeiten dank MyO-Konfigurator deckt es ein massives Spektrum ab und bleibt weiterhin unter der 20-kg-Marke. Reicht das für den Testsieg?

Orbea Rise LT M-Team | Shimano EP801 RS/420 Wh | 160/150 mm (v/h)
19,3 kg in Größe L | 9.989 € | Hersteller-Website

Das neue Orbea Rise LT setzt neue Maßstäbe und kombiniert einen 85 Nm starken Shimano EP801-Motor mit einem 420 Wh großen Akku, und das, ohne die magische 20-kg-Marke zu knacken. Wie gewohnt, lässt sich das neue Rise beim Kauf durch den praktischen MyO-Konfigurator an eure Vorlieben anpassen. Unterschiedliche Akku-Optionen, Motor-Hardware, Komponenten und Looks stehen euch zur Auswahl und jeder sollte so seinen perfekten Begleiter finden. Auch eine SL-Version mit weniger Federweg – 140 mm an Front und Heck – lässt sich konfigurieren. Unser 9.989 € teures Test-Bike mit Vollcarbon-Rahmen bringt es so auf 19,3 kg, trotz Trail-orientierter Ausstattung und 29”-Laufrädern an Front und Heck.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Light-E-MTB 2024 – Die 9 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

Was macht das Orbea Rise LT aus?

Mountainbiken wird immer vielfältiger und die persönlichen Vorlieben der Rider werden immer individueller. Genau hier spielt der hauseigene MyO-Konfigurator von Orbea seine volle Stärke aus. Mit unzähligen Möglichkeiten lassen sich das Motorsystem, die Ausstattung und der Look anpassen. Das Orbea Rise LT M-Team war die Basis für unser Test-Bike und hat mit feinen Anpassungen eine super Ausstattung für unseren Test ermöglicht. Wir haben uns dazu entschieden, auf ein Display zu verzichten und unsere Motor-Informationen über einen montierten Garmin zu beziehen. Einziges Manko: Die zugehörige Shimano EN600 L-Remote ist kein ergonomischer Leckerbissen und etwas outdated und der Akku lässt sich nicht zum Laden entnehmen.

Im Handumdrehen
Der Flip-Chip am Dämpfer-Yoke ist so konstruiert, dass er sich im Handumdrehen mit dem Tool aus der Steckachse verstellen lässt.
Aufgeräumt
Alle Leitungen verlaufen direkt durch den eigen entwickelten Steuersatz.
210 Wh
Der Range Extender liefert nochmal ordentlich Reichweite, falls die Tour mal länger gehen sollte.

Beim Fahrwerk setzen die Spanier auf FOX Factory-Parts, die für hohe Trail-Performance und viele Einstellmöglichkeiten sorgen. Die FOX 36-Federgabel an der Front kommt bereits mit der neuen GRIP X-Dämpfungskartusche mit super Performance, die allerdings auf dem Trail recht laut ist. Der am Heck verbaute FLOAT X-Luftfederdämpfer harmoniert wunderbar mit der Gabel und dem Einsatzgebiet des Rise. Für Verzögerung sorgen Shimano XTR-Vierkolbenbremsen in Kombination mit 200 mm großen GALFER-Bremsscheiben. Ordentliche Power ist somit vorhanden, auch wenn die GALFER-Scheiben ein gewöhnungsbedürftiges Bremsgeräusch vernehmen lassen, was uns allerdings nicht gestört hat. Die elektronische Shimano DEORE XT Di2-Schaltgruppe liefert starke Schaltperformance, allerdings ist der Automatik-Modus eine reine Spielerei, da er im sportlichen Einsatz nicht mithalten kann und in komplexen Trail-Situationen schnell ans Limit kommt. Super ist, dass Orbea eine extrem lange FOX Transfer Factory-Sattelstütze mit stolzen 230 mm Hub verbaut, die sich zudem in der Höhe anpassen lässt und voll im Rahmen versenkbar ist. Als Laufradsatz dient der hauseigene OQUO MC32 Team Alu-Laufradsatz, der allerdings recht weich ist und schnell Dellen bekommt. Wir würden ihn dennoch dem Carbon-Laufradsatz vorziehen. Kombiniert ist er mit Reifen von MAXXIS: ein ASSEGAI mit weicher MaxxGrip-Gummimischung und EXO+ Karkasse an der Front und ein Minion DHR2-Reifen mit härterer MaxxTerra-Gummimischung und robuster Doubledown-Karkasse. Das ist die perfekte Reifenkombination für dieses Bike.

Magnetisch fixiert
Das kleine Multitool findet seinen Platz im Hohlraum des Lagers und liefert einige grundlegende Werkzeuge.
Giraffe
Stolze 230 mm Hub liefert die verbaute FOX Transfer Factory-Sattelstütze. Sie lässt sich voll versenken und in 5-mm-Schritten in der Höhe anpassen.

Auch in Sachen Detaillösungen ist Orbea mit dem Rise vorne mit dabei. Ein kleines Multitool wird gut versteckt durch einen Magneten in der Umlenkung des Hinterbaus gehalten. Zudem befindet sich in der Steckachse noch ein weiteres Tool, mit dem z. B. der Flip-Chip im Handumdrehen verstellt werden kann. Alles könnt ihr mit diesen Tools allerdings nicht anziehen, hier kann z.B. Specialized an ihrem S-Works Turbo Levo SL noch einen obendrauf setzen. Die weiteren Detaillösungen wie der großzügige Kettenstrebenschutz oder die Ladebuchse sind durchweg hochwertig und erledigen ihren Job zuverlässig.

Orbea Rise LT M-Team

9.989 €

Ausstattung

Motor Shimano EP801 RS 85 Nm
Akku Orbea RS Custom 420 Wh
Display Shimano STEPS SW-EN600-L
Federgabel FOX 36 Factory GRIP X 160 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Factory 150 mm
Sattelstütze FOX Transfer Factory 230 mm
Bremsen Shimano XTR 203/203 mm
Schaltung Shimano DEORE XT Di2 1x12
Vorbau OQUO OC1 35 mm
Lenker OQUO OC 800 mm
Laufradsatz OQUO MC32 Team 29"
Reifen MAXXIS ASSEGAI, MaxxGrip, EXO+/ MAXXIS Minion DHRII, MaxxTerra, Doubledown 2,5"/2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 19,3 kg
Zul. Gesamtgewicht 117 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 98 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

Range Extender mit 210 Wh
Konfigurator
Flip-Chip

Das Orbea Rise LT im Praxistest

Dank der 85 Nm Drehmoment aus dem Shimano EP801-Motor geht es mit dem Orbea Rise LT im Uphill zügig voran. Nur das MERIDA und das Cannondale, die auf dasselbe Motorsystem setzen, können hier mithalten. Zudem sitzt ihr auf dem Rise kompakt und aufrecht, habt eine gute Lastenverteilung und könnt so auch problemlos auf lange Touren starten. Wer mehr über die Motorcharakteristik des Shimano EP801 erfahren möchte, sollte sich unseren ausführlichen Motoren-Vergleichstest dazu anschauen und sich nicht vom auffälligen RS-Badge auf dem Shimano-Motor des Orbea ablenken lassen, denn der bringt in der Praxis keine Vor- oder Nachteile.

Dank der hohen Motorpower des Rise und den guten Klettereigenschaften sind auch knifflige Passagen kein Problem.
Auch in technisch anspruchsvollen Passagen glänzt das Rise mit einem intuitiven Handling und hohem Sicherheitsempfinden.

In der Abfahrt entpuppt sich das Orbea Rise LT als Allround-Ass. Egal ob roughe Bikepark-Strecke, schneller Flowtrail oder enge Singletrail-Passagen. Das Rise liefert den perfekten Mix aus Agilität und Laufruhe und lässt sich dank der ausgewogenen Balance und dem sicheren Stand extrem einfach fahren. So kombiniert es die positiven Eigenschaften der Kontrahenten und positioniert sich mit seinem Charakter zwischen dem super laufruhigen YT DECOY SN und dem wendigsten Bike im Test, dem Specialized S-Works Turbo Levo SL. Aber auch das Fahrwerk des Rise gehört zu den besten im Test und der Hinterbau generiert viel Traktion, ohne leblos zu wirken. So könnt ihr an Kanten abziehen, durch Anlieger pushen oder Landungen verpatzen, ohne böse Überraschungen. Dennoch wisst ihr zu jeder Zeit, was unter euren Stollen gerade abgeht und Impulse werden direkt und präzise umgesetzt. Und auch wenn die FOX-Gabel durch ihre Schlürfgeräusche und der Shimano-Motor durch sein metallisches Klappern etwas den Spaß trüben, rollt das Orbea Rise LT ganz vorne mit und verwandelt jede Art von Trail in eine Spielwiese.

Mithilfe des hauseigenen MyO-Konfigurators könnt ihr euer Orbea Rise LT ganz nach euren Wünschen ausstatten und ihm einen individuellen Look verpassen.

Helm POC Kortal Race MIPS | Brille 100% Speedcraft Peter Sagan LE | Shorts Patagonia Dirt Craft Bike Shorts | Knieschoner ION Arcon LT | Schuhe Shimano GE700

Für wen ist das Orbea Rise LT das richtige Bike, für wen nicht?

Das Orbea Rise LT entpuppt sich durch seinen Fahrcharakter, sein extrem stimmiges Gesamtkonzept und der Trail-orientierten Ausstattung als perfekter Allrounder. Es meistert jede Art von Trail, eignet sich gleichermaßen für Einsteiger und fortgeschrittene Fahrer und kann dank des MyO-Konfigurators auf viele unterschiedliche Einsatzgebiete und Vorlieben angepasst werden. Zudem bietet es viel Motorpower, ein variables Akku-Konzept und ein niedriges Gesamtgewicht und lässt so die untermotorisierte Konkurrenz mit neidischen Blicken in der Staubwolke verschwinden.

Der Testsieger: Das Fazit zum Orbea Rise LT

Das Orbea Rise LT tickt alle Boxen. Viel Motorpower, ein variables Akku-Konzept, ein niedriges Gesamtgewicht und eine super Ausstattung, die sich jeder selbst anpassen kann. Auf dem Trail überzeugt es mit hohen Allround-Qualitäten, lässt sich intuitiv fahren und schreckt auch vor großen Touren nicht zurück. Mit seinem Konzept ist das Orbea Rise LT der Konkurrenz einen Schritt voraus und markiert eine neue Generation der Light E-MTBs. Das macht es zusammen mit seinem fairen Preis nicht nur zum begehrten Kauftipp, sondern auch zum klaren Testsieger – Felicidades!

Tops

  • bester Allrounder
  • sehr gutes Fahrwerk
  • geniales Gesamtkonzept
  • umfassender MyO-Konfigurator

Flops

  • Lärmpegel in der Abfahrt

Mehr Informationen findet ihr unter orbea.com


Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Light-E-MTB 2024 – Die 9 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

Alle Bikes im Test: Cannondale Moterra SL1 | GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 V2 | Mondraker Dune RR | MERIDA eONE-SIXTY 10K | Orbea Rise | Santa Cruz Heckler SL XX AXS RSV | SCOTT Voltage eRide 900 Tuned | Specialized S-Works Turbo Levo SL | YT DECOY SN


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Words: Peter Walker Photos: Mike Hunger

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist als Chefredakteur von ENDURO nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!