Das neue SCOTT E-Genius 700 Tuned zieht mit seiner leuchtend orangen Lackierung und dem voluminösen Rahmen sofort alle Blicke auf sich. Bei der Optik ist die Meinung unseres Testteam gespalten, nicht so bei der Beurteilung des Handlings.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2018 – Zwölf Traumbikes im Test
Das neue SCOTT Genius 700 Tuned hat mit seinem Vorgänger, der 2016 den Testsieg einfahren konnte, fast nichts mehr gemein. Die Schweizer haben den Rahmen komplett neu entwickelt und verbauen statt einem Bosch- nun den Shimano E8000 STEPS-Motor. Die nötige Energie für das Kraftpaket liefert ein integrierter, aber herausnehmbarer Akku mit 500 Wh Kapazität. Wie nahezu jedes vollgefederte SCOTT-Bike besitzt auch das E-Genius das TwinLoc-System. Dabei handelt es sich um einen Verstellhebel, über den sowohl die Federgabel als auch der Dämpfer in drei Stufen verhärtet werden kann. Am klassischen Mountainbike sorgt die Verstellung für ein effizienteres Fahrwerk bergauf, am E-Mountainbike ist sie aufgrund des starken Motors jedoch zu vernachlässigen. Hier führen die zusätzlichen Kabel vor allem zu einem überfüllten Cockpit mit zu vielen Hebeln. Die Ausstattung ist edel und sehr durchdacht. Besonders gut gefallen die kraftvollen Shimano ZEE-Bremsen, die feinfühlige FOX 36 Factory-Federgabel und die griffigen MAXXIS-Reifen mit besonders robuster Karkasse für erhöhten Pannenschutz. Wer will, kann das E-Genius auch mit 29” großen Laufrädern fahren, hierfür muss dann nur ein kleiner Flip-Chip im Umlenkhebel gedreht werden. Wir haben beides probiert und empfehlen aufgrund des agileren Handlings bei den kleineren Laufrädern zu bleiben.
Das SCOTT E-Genius kann alles, aber nichts perfekt – und das ist kein Nachteil.
Mit dem SCOTT E-Genius kann sich jeder wie der Olympiasieger Nino Schurter fühlen – vorausgesetzt, man hat den Shimano-Antrieb aktiviert über den winzigen, am Unterrohr positionierten und entsprechend dem Matsch ausgesetzten Einschaltknopf. Die Sitzposition ist sehr gut gewählt. Als Fahrer sitzt man angenehm aufrecht und sehr komfortabel. Bergauf klettert das SCOTT souverän und auf Forststraßen kommt man mit ihm zügig voran. Das Fahrwerk besitzt 150 mm Federweg und ist progressiv-straff abgestimmt. Dadurch ist es nicht ganz so komfortabel und satt wie bei den besten Rädern im Test, was man speziell bei schnellen, harten Schlägen auf anspruchsvollen Trails spürt. Wir empfehlen, den Dämpfer mit mind. 30 % Negativfederweg zu fahren (SAG), um den Komfort etwas zu erhöhen. Bergab und in Kurven fährt sich das Genius sehr gutmütig und stets berechenbar. Es ist allerdings nicht super wendig, schnelle Richtungswechsel erfordern deshalb etwas Nachdruck. Die Reifentraktion ist sehr gut und die hohe Front vermittelt im steilen Gelände viel Sicherheit. Bei Highspeed zeigt das E-Genius mit seinem direkten Feedback deutlich, wann es an der Zeit ist, etwas an Geschwindigkeit zu reduzieren. Das Bike ist nicht das schnellste, bleibt aber stets gut kontrollierbar.
Das SCOTT E-Genius 700 Tuned im Detail
Federgabel FOX 36 FLOAT Factory 150 mm
Dämpfer FOX NUDE EVOL Trunnion Mount 150 mm
Motor/Batteie Shimano STEPS E 8000 504 Wh
Schaltung Shimano XT Di2
Bremsen Shimano ZEE
Sattelstütze FOX TRANSFER Factory
Vorbau SYNCROS FL 1.5 60 mm
Lenker SYNCROS FL 1.0 Carbon 750 mm
Laufräder DT Swiss H1825
Reifen Maxxis Minion DHF/DHR II 2,8″
The geometry of the SCOTT E-Genius
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 410 mm | 440 mm | 490 mm | 540 mm |
Oberrohr | 585 mm | 605 mm | 635 mm | 665 mm |
Steuerrohr | 120 mm | 125 mm | 135 mm | 145 mm |
Lenkwinkel | 65,3° | 65,3° | 65,3° | 65,3° |
Sitzwinkel | 75,5° | 75,5° | 75,5° | 75,5° |
Kettenstrebe | 460 mm | 460 mm | 460 mm | 460 mm |
Tretlager Höhe | 340 mm | 340 mm | 340 mm | 340 mm |
Radstand | 1215 mm | 1236 mm | 1258 mm | 1289 mm |
Reach | 425 mm | 444 mm | 465 mm | 492 mm |
Stack | 620 mm | 625 mm | 636 mm | 645 mm |
Fazit
Das SCOTT E-Genius 700 Tuned ist wie Vanilleeis: Es schmeckt jedem und man macht damit nichts falsch. Wer einen zuverlässigen Begleiter bergauf wie auch bergab sucht, ist mit ihm stets gut gerüstet. Es ist allerdings weder super agil noch besonders laufruhig. Ein sehr guter Kompromiss eben – genau wie, ach ihr wisst schon: Vanilleeis.
Stärken
– sehr berechenbares Handling
– durchdachte Ausstattung
– komfortable Sitzposition
Schwächen
– Fahrwerk verhärtet bei schnellen, harten Schlägen
– überladenes Cockpit mit verwirrend vielen Hebeln
Uphill | Downhill | Laufruhe | Agilität | Preis-Leistung
Mehr Infos unter: scott-sports.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2018 – Zwölf Traumbikes im Test
Alle Bikes im Test: BMC Trailfox AMP LTD | BULLS E-CORE EVO EN Di2 | FANTIC XF1 Integra Enduro 160 | FOCUS SAM² PRO | Giant Full-E+ 0 SX Pro | Haibike XDURO Nduro 10.0 | Moustache Samedi Race 11 | ROTWILD R.E+ ULTRA | Specialized Turbo Levo S-Works Carbon | Thömus Lightrider E1 – Team Di2 | Trek Powerfly 9 LT Plus
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Words: Photos: Christoph Bayer, Valentin Rühl