Das GIANT Trance X Advanced E+ Elite setzt auf einen Carbonrahmen mit 150/140 mm Federweg (v/h), Mullet Setup und kräftigen GIANT SyncDrive Pro2-Motor mit 400-Wh-Akkukapazität. Wir haben das GIANT Trance X Advanced E+ Elite über die Trails gejagt und verraten euch, wie es sich im Vergleichstest schlägt.
In unserem großen E-MTB-Vergleichstest war das GIANT Trance X Advanced E+ Elite zunächst schwer einer der beiden Kategorien, Full-Power- oder Light-E-MTB, zuzuordnen. Deshalb haben wir es nun in unseren Light-E-MTB-Vergleichstest aufgenommen, um es gegen die anderen Bikes im Testfeld antreten zu lassen. Das GIANT Trance ist mit einem starken GIANT SyncDrive Pro2-Motor und einem 400-Wh-Akku ausgestattet und bietet einen Federweg von 150 mm vorne und 140 mm hinten – den geringsten Federweg im Vergleichstest. Doch einen Titel sichert sich das Light-E-MTB schon vorab, nämlich den des längsten Modellnamens im Vergleichstest. Für 10.499 € geht das Light-E-Mountainbike der Taiwanesen über die Ladentheke und wiegt in Größe L durchschnittliche 19,7 kg. Kann das GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 V2 mit diesen Eckdaten im Light-E-MTB-Vergleichstest überzeugen?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Light-E-MTB 2024 – Die 9 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest
Golddrache – Was macht das GIANT Trance X Advanced E+ Elite aus?
Mit seiner GIANT-typisch organischen Formsprache und den klaren Linien sticht das Trance X Advanced E+ Elite sofort aus dem Testfeld heraus. Auch die auffällige „Blue Dragonfly“-Lackierung setzt auffällige Akzente. GIANT baut beim Trance X auf ihren bewährten Maestro-Hinterbau. Ein Flip-Chip in der Dämpferwippe ermöglicht, zwischen High- und Low Setting zu wechseln und so den Sitz- sowie Lenkwinkel um 0,7° zu verändern. Wir sind das GIANT Trance im High-Setting gefahren. Ein Kettenstrebenschutz schützt euren Carbonrahmen vor unschönen Lackplatzern am Hinterbau. Auch das GIANT Contact SLR Trail One Piece-Cockpit unterstreicht die organische Formsprache und alle Leitungen verschwinden sauber im Steuerrohr. Allerdings bedeutet das für Heimwerker etwas Mehraufwand beim Schrauben. Der im Tretlagerbereich integrierte GIANT SyncDrive Pro2-Motor mit 85 Nm Drehmoment wirkt im Vergleich zu den anderen Light-E-MTBs im Test recht wuchtig und nicht ganz so gut integriert, ist aber auch neben dem Shimano-Motor zumindest auf dem Papier das stärkste Aggregat im Test. Er wird gespeist vom fest verbauten GIANT EnergyPak Smart-Akku im Unterrohr mit 400 Wh. Wer mit dem Drachen über mehr Trails fliegen will, kann den optional erhältlichen EnergyPak Plus 200 Range Extender mit 200 Wh auswählen, der im Trinkflaschenhalter im Unterrohr Platz findet und die Gesamt-Akkukapazität auf 600 Wh erhöht. Allerdings kann der Fuß beim Pedalieren leicht an dem Kabel streifen, das den Range Extender mit dem Ladeport am Motor verbindet. Wer sich den optionalen Range Extender zulegt, muss dann jedoch auf eine Trinkflasche am GIANT Trance verzichten und für die nötige Trinkversorgung einen Rucksack oder eine Hip Bag mitnehmen. Das Motorsystem lässt sich über die im Oberrohr integrierte GIANT RideControl Go sowie die GIANT RideControl Ergo 3-Bedieneinheit steuern und überwachen. Die Remote wurde formschön in den Lenkergriff integriert und punktet mit einer guten Haptik. Allerdings bietet sie bis auf Infos zur aktuellen Unterstützungsstufe und zum Akkustand nur wenige weitere Informationen. Specialized hat das mit ihrem MasterMind TCU-Display am S-Works Turbo Levo SL deutlich besser gelöst.
Farblich sticht das goldene FOX Factory-Fahrwerk hervor. Der taiwanesische Bike-Riese kombiniert hier eine FOX 36 Factory-Federgabel inklusive GRIP2-Dämpfungskartusche mit einem FOX FLOAT X Factory-Dämpfer am Heck. Beide bieten eine gute Einstellbarkeit sowie eine hohe Trail-Performance. Auch die FOX Transfer Factory-Sattelstütze glänzt in der Kashima Beschichtung, ist mit 175 mm Hub jedoch schlichtweg zu kurz.
Die Bremsen am GIANT Trance X sowie das Schaltwerk stammen aus dem Hause SRAM. In Sachen Performance stehen die montierten SRAM CODE RSC Vierkolbenbremsen den neueren CODE Ultimate-Modellen in nichts nach, lediglich der Bremshebel inklusive der Leitungen verläuft hier nicht ganz so nah am Lenker entlang. Die Vierkolbenbremse greift vorne auf eine 200 mm große und am Heck auf eine 180-mm-Bremsscheibe zu, die auf langen Abfahrten schlichtweg zu klein ist. Geschaltet wird über das elektrische SRAM XX AXS Eagle Transmission-Schaltwerk, das butterweiche Schaltvorgänge zulässt und durch die direkte Montage am Rahmen auf ein Schaltauge verzichtet. Das GIANT Trance X Advanced E+ Elite rollt auf breiten Zipp 3ZERO MOTO Carbon-Laufrädern im Mullet-Setup, sprich ein 29” Vorderrad und ein 27,5″ großes Hinterrad werden kombiniert. Als nettes Feature werden die Laufräder mit SRAM TyreWiz-Luftdrucksensoren bestückt, die euch über die SRAM AXS App den aktuellen Reifendruck im Blick behalten lassen. Das sollte ihr auch tun, denn leider werden die Carbon-Laufräder mit zu schwach profilierten und pannenanfälligen Reifen kombiniert: An der Front ist ein MAXXIS DISSECTOR in dünnwandiger EXO-Karkasse verbaut, während am Heck ein MAXXIS Rekon in EXO+-Karkasse für wenig Rollwiderstand sorgt. Die Reifenkombi passt nicht zum Potenzial des Bikes und für mehr Trail-Performance sollte hier auf Reifen mit dickwandigerer Karkasse und grobstolligerem Profil upgegradet werden. Vor allem für schwere Fahrer empfiehlt sich, zum Schutz der Carbonfelgen beispielsweise auf einen MAXXIS ASSEGAI in weicher MaxxGrip-Gummimischung und zumindest EXO+-Karkasse an der Front zu wechseln. Am Heck lohnt sich der Switch auf einen MAXXIS Minion DHR II in MaxxTerra-Gummimischung und Doubledown-Karkasse.
GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 V2
10.499 €
Ausstattung
Motor GIANT SyncDrive Pro2 MG 85 Nm
Akku GIANT EnergyPak Smart 400 Wh
Display GIANT RideControl Go
Federgabel FOX 36 Factory GRIP2 150 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Factory 140 mm
Sattelstütze FOX Transfer Factory 175 mm
Bremsen SRAM CODE RSC 200/180 mm
Schaltung SRAM XX AXS Eagle Transmission 1x12
Vorbau GIANT Contact SLR Trail One Piece-Cockpit 50 mm
Lenker GIANT Contact SLR Trail One Piece-Cockpit 780 mm
Laufradsatz Zipp 3ZERO MOTO Carbon 29"/27,5"
Reifen MAXXIS DISSECTOR, EXO/ MAXXIS Rekon, EXO+ 2,4"
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 19,7 kg
Zul. Gesamtgewicht 156 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 135 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Besonderheiten
Flip-Chip
Range Extender
TyreWiz
Tuning-Tipp:
– Reifen gegen profilierte Modelle wechseln wie z. B. MAXXIS ASSEGAI mit MaxxGrip-Gummimischung und EXO+ Karkasse an der Front und MAXXIS Minion DHR II, MaxxTerra und Doubledown-Karkasse am Heck
– größere Bremsscheibe hinten
Das GIANT Trance X Advanced E+ Elite im Praxistest
Bereits auf den ersten Trail-Metern zeigt sich, dass das GIANT Trance X Advanced E+ Elite gut ausbalanciert ist. Startet man zu Beginn auf gut geshapten Flowtrails, sorgt das straffe Fahrwerk in Kombination mit den rollfreudigen Reifen für hohe Geschwindigkeiten beim aktiven Pushen über Wellen und in Anliegern. Auf technischen Trails mit losem Untergrund stoßen die Reifen jedoch schnell an ihre Grenzen und müssen einiges an Grip einbüßen. Das Grinsen auf Flowtrails weicht in ruppigen Sektionen schnell einem konzentrierten Gesichtsausdruck. So bedarf es hier einer hohen Aufmerksamkeit sowie einer erfahrenen Hand, um das E-Mountainbike sicher über den Trail zu bewegen, denn das Bike verzeiht nur wenig Fahrfehler. Auch die geringsten Federwegsreserven im Test machen sich auf ruppigen Trails bemerkbar und bei starken Schlägen erreicht man hier schneller die Federwegsgrenze. Wer noch nicht die nötigen Fahrskills besitzt, sollte in roughen Abschnitten deutlich Tempo herausnehmen, auch wenn das die kleine Bremsscheibe am Heck schnell überhitzen lässt. So ziehen alle Bikes im Test auf technischen Trails am Trance vorbei.
Auf dem Weg zum nächsten Trail überzeugt das GIANT Trance X Advanced E+ Elite dank der hohen Front mit einer bequemen Sitzposition. Den Berggipfel erreicht man auf dem Light-E-MTB ohne große Anstrengungen, denn der GIANT SyncDrive Pro2-Motor unterstützt bergauf mit 400 % Unterstützung kräftig. Mit anderen Worten: Wenn ihr mit 100 Watt in die Pedale tretet, unterstützt der Motor mit 400 Watt. Der SyncDrive Pro2-Motor bietet auf dem Papier das gleiche Drehmoment wie der Shimano EP801, doch mit einer Maximalleistung von 682 Watt fühlt er sich auf dem Trail deutlich kraftvoller an als der Shimano-Motor mit 600 Watt. Wer sich zu einer Uphill-Challenge mit seinem Riding Buddy verleiten lässt, muss jedoch, sobald die Steigung zunimmt, etwas mehr Druck auf die Front geben, um das Vorderrad am Boden zu halten. Gleichzeitig verliert der schwach profilierte Reifen am Hinterrad schnell Grip, was eine geschickte Gewichtsverlagerung erforderlich macht und einem Tanz auf Messers Schneide gleichkommt.
Wer vor der nächsten Abfahrt eine kurze Pause machen und die Aussicht genießen will, sollte in den niedrigeren Smart-Assist-Modus wechseln, denn im Power-Modus, mit dem man gerade noch den Anstieg erzwungen hat, spricht der Motor super sensibel an und schiebt euch schon voran, auch schon wenn man bei einer Pause den Fuß auf dem Pedal abstellt.
Auf Flowtrails erreicht man mit dem GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 V2 dank des straffen Fahrwerks hohe Geschwindigkeiten beim Pushen über Wellen und in Anliegern.
Für wen ist das GIANT Trance X Advanced E+ Elite das richtige Bike, für wen nicht?
Das GIANT Trance X Advanced E+ Elite eignet sich für Fahrer, die einfache Flowtrails und längere Touren genießen. Wer jedoch anspruchsvollere Trails bevorzugt und auf Flowtrails Bestzeiten erreichen will, braucht viel Erfahrung und eine hohe Konzentration, um auf dem Trance X Spaß zu haben. Andere Bikes im Test, wie das Orbea Rise oder das Cannondale Moterra, bieten Einsteigern eine bessere Kombination aus Performance und Fahrspaß auf unterschiedlichen Terrains.
Fazit zum GIANT Trance X Advanced E+ Elite
Das GIANT Trance X besticht im Test mit schickem Design und hohen Geschwindigkeiten auf einfachen, flowigen Trails. Biegt man auf anspruchsvolle Tech-Trails ab, zeigt sich, warum das Trance den Zusatz Advanced im Namen trägt: Fahrerfahrung und Skills sind nötig, um das Light-E-MTB sicher über den Trail zu bewegen. Der Motor unterstützt bergauf kräftig, erfordert im Power-Modus jedoch eine feinfühlige Steuerung.
Tops
- hohe Geschwindigkeiten auf Flowtrails
- kräftige Motorunterstützung
Flops
- Reifen passen nicht zum Potenzial des Bikes
- verzeiht wenig Fahrfehler
Mehr Informationen findet ihr unter giant-bicycles.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Light-E-MTB 2024 – Die 9 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest
Alle Bikes im Test: Cannondale Moterra SL1 | GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 V2 | Mondraker Dune RR | MERIDA eONE-SIXTY 10K | Orbea Rise | Santa Cruz Heckler SL XX AXS RSV | SCOTT Voltage eRide 900 Tuned | Specialized S-Works Turbo Levo SL | YT DECOY SN
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Words: Benedikt Schmidt Photos: Mike Hunger, Peter Walker