Das Specialized S-Works Turbo Levo SL hat als eines der ersten Light-E-MTBs schon fast Kult-Status und darf in diesem Vergleichstest natürlich nicht fehlen. In der zweiten Generation liefert es 160/150 mm (v/h) Federweg, 50 Nm Drehmoment und ist mit 17,9 kg das leichteste Bike im Test. Aber rechtfertigt das den astronomischen Preis von 14.000 €?

Specialized S-Works Turbo Levo SL | Specialized 1.2 SL Custom Rx Trail Tuned/320 Wh | 160/150 mm (v/h) | 17,9 kg in Größe S4 | 14.000 € | Hersteller-Website

Beinahe alle relevanten Bike-Hersteller sind inzwischen auf den Light-E-MTB-Trend aufgesprungen und besitzen ein Bike im Portfolio, auf das diese Bezeichnung zutrifft. Eines der ersten Bikes dieser Generation war das Specialized Levo SL, es hat den Trend erst so richtig ins Rollen gebracht. Für unseren Light-E-MTB-Vergleichstest geht bereits die zweite Generation des Specialized S-Works Turbo Levo SL an den Start. Das Besondere: Specialized entwickelt das SL 1.2-Motorsystem in Kooperation mit MAHLE, hat aber enormen Einfluss darauf und kann es so perfekt in ihr Gesamtkonzept integrieren. Es liefert 50 Nm Drehmoment, 320 Watt Spitzenleistung und einen fest verbauten 320 Wh großen Akku, der bei Bedarf mit einem 160-Wh-Range Extender ergänzt werden kann. Auch der Rest des Ökosystems ist up-to-date und ein im Oberrohr integriertes MasterMind TCU-Display lässt sich mit einer schlichten Remote und einer übersichtlichen App steuern. Die Rahmen-Plattform liefert 160 mm Federweg an der Front, kombiniert mit 150 mm Federweg und einem 27,5”-Hinterrad am Heck. Mithilfe unzähliger Verstellmöglichkeiten lässt sich das Levo SL allerdings auch mit 29”-Laufrädern an Front und Heck fahren und ihr könnt z. B. auch den Lenkwinkel und die Tretlagerhöhe verstellen. Zudem hat das Specialized S-Works Turbo Levo SL durch seinen progressiven Hinterbau einen sportlicheren Fahrcharakter bekommen und bringt in Größe S4 lediglich 17,9 kg auf die Waage. Das macht es zum leichtesten, aber mit 14.000 € auch zum teuersten Bike im Vergleichstest.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Light-E-MTB 2024 – Die 9 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

Was macht das Specialized S-Works Turbo Levo SL aus?

Auch wenn der hochwertige Vollcarbon-Rahmen von unserem Test-Bike im schlichten Weiß und Grau gehalten ist, sorgt der markante S-Works-Schriftzug am Unterrohr für neidische Blicke. Dennoch unterscheidet sich der Carbonrahmen des neuen S-Works-Modells – bis auf den Schriftzug – nicht von den anderen Carbonrahmen der Baureihe. Vielmehr spielt hier die Ausstattung eine Rolle, die ausschließlich aus dem aller obersten Regal stammt.

Die extra Meile
Solltet ihr einen längeren Tag planen, könnt ihr einen 160 Wh großen Range Extender im Flaschenhalter positionieren.
Steuerung
Durch die minimalistische Remote lassen sich Fahrmodi umschalten und z. B. den Walk-Modus aktivieren.
Leicht zu erreichen
Das SWAT-Tool versteckt sich geschickt im Steuersatz und bietet alle nötigen Tools, um die Schrauben an eurem Specialized anzuziehen.

Das FOX Factory-Fahrwerk besteht aus einem FLOAT X-Luftfederdämpfer und einer FOX 36-Gabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche. Auch wenn es bereits eine neuere Dämpfungskartusche von FOX gibt, liefern beide Komponenten eine sehr hohe Trail-Performance und bieten viele Möglichkeiten, sie auf eure Vorlieben einzustellen. Lediglich zwei Leitungen finden ordentlich geklemmt ihren Weg ans Cockpit. Sie gehören zur SRAM CODE Ultimate Stealth-Vierkolbenbremse und sind durch ihre spezielle Bauweise sehr nah am Lenker geführt. Das führt allerdings zu nervigem Klappern auf dem Trail, auch wenn die Bremse sonst in Sachen Zuverlässigkeit, Dosierbarkeit und Power überzeugen kann. Die RockShox Reverb AXS-Sattelstütze und die direkt am Rahmen verschraubte SRAM XX Eagle Transmission-Schaltgruppe funktionieren kabellos und sorgen für eine cleane Optik und hohe Performance. Allerdings ist die Sattelstütze mit lediglich 170 mm Hub zu kurz für ein modernes E-MTB, auch wenn sie sich vollständig im Rahmen versenken lässt. Alle weiteren Komponenten werden direkt von Specialized selbst entwickelt. So rollt das S-Works auf Roval Traverse SL Carbon-Laufrädern, auf denen Specialized-Reifen montiert sind. Die Kombination aus einem Butcher mit weicher Gummimischung an der Front und einem Eliminator mit härterem Gummi am Heck macht durchaus Sinn, auch wenn die GRID Trail-Karkasse bei schweren oder sehr aggressiven Fahrern schnell zu einem teuren Schaden führen kann. Hier würden wir euch – zumindest am Heck – zu einer robusteren Karkasse wie GRID Gravity raten.

Klotzen, nicht kleckern
Die Details am Specialized S-Works Turbo Levo SL sind phänomenal und sorgen für neidische Blicke auf dem Trail.
Freie Wahl
Ausgeliefert wird das Levo SL im Mullet-Setup, also mit 29”-Vorderrad und 27,5”-Hinterrad. Wer möchte, kann aber auch ein großes Hinterrad am Heck verbauen.

Solltet ihr auf dem Trail mal etwas schrauben müssen, findet sich leicht zugänglich das SWAT-Tool im Steuersatz. Es ist so konzipiert, dass ihr damit jede Schraube an eurem Levo SL anziehen könnt – praktisch! Auch Detaillösungen wie der gefederte Ladeport, der großzügige Kettenstrebenschutz und die Kabelports sind extrem durchdacht und hochwertig umgesetzt, was man bei dem Preisschild auch erwarten kann.

Specialized S-Works Turbo Levo SL

14.000 €

Ausstattung

Motor Specialized 1.2 SL Custom Rx Trail Tuned 50 Nm
Akku Specialized SL1-320 320 Wh
Display Specialized MasterMind TCU
Federgabel FOX 36 Factory GRIP2 160 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Factory 150 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS 170 mm
Bremsen SRAM CODE Stealth Ultimate 200/200 mm
Schaltung SRAM XX Eagle Transmission 1x12
Vorbau Deity Copperhead 35 mm
Lenker Roval Traverse SL Carbon 780 mm
Laufradsatz Roval Traverse SL Carbon 29"/27,5"
Reifen Specialized Butcher GRID Trail T9 / Eliminator GRID Trail T7 2,3"/2,3"

Technische Daten

Größe S1 S2 S3 S4 S5 S6
Gewicht 17,9 kg
Zul. Gesamtgewicht 127 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 109 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

Flip-Chip
Range Extender
SWAT-Tool

Tuning-Tipps:
– schwere oder aggressive Fahrer verbauen robustere Reifen
– Leitungen am Cockpit fixieren, damit sie nicht klappern

Das Specialized S-Works Turbo Levo SL im Praxistest

Dass einen das Specialized S-Works Turbo Levo SL mit seinen Eckdaten nicht schweißfrei zum Start des Trails bringt, sollte klar sein. Dennoch arbeitet der SL 1.2-Motor natürlich und unterstützt euch mit solidem Rückenwind. Wer mehr über die Motorcharakteristik erfahren möchte, sollte unbedingt unseren ausführlichen Motorentest dazu lesen. Mit der aufrechten und bequemen Sitzposition und dem komfortablen Hinterbau eignet sich das Levo SL sowohl für kurze Hometrail-Runs als auch für lange Abenteuer-Missionen.

Helfende Hand
Rückenwind ja, aber ganz schweißfrei bringt euch der Motor mit seinen 50 Nm Drehmoment nicht an die Spitze.
Good times, not fast times
Der verspielte Charakter des Levo SL eröffnet ganz neue Linien, auf denen kein anderes Bike im Vergleichstest unterwegs ist.

Neigen sich die Trails in Richtung Tal, kommt der klassische Specialized-Charakter zum Vorschein. Denn auch das Specialized S-Works Turbo Levo SL integriert euch mittig und sicher im Bike und gibt euch so ein Extra an Selbstbewusstsein, um die Bremse noch länger offen zu lassen. Gemeinsam mit dem YT DECOY SN gehört es zu den wendigsten und spaßigsten Bikes im Vergleichstest und schreit förmlich danach, von Anlieger zu Anlieger zu springen und jede Chance für Airtime zu nutzen. Aber auch konservativen Fahrern spielt das Levo SL durch sein intuitives Handling und den verspielten Charakter voll in die Karten. Der progressive Hinterbau liefert euch guten Gegenhalt in Anliegern und Kompressionen, gleichzeitig aber auch viel Traktion und ausreichend Feedback vom Untergrund. Werden die Trails allerdings richtig rough und schnell, können das MERIDA eONE-SIXTY 10K und das Orbea Rise durch ihre höhere Laufruhe vorbeiziehen, während ihr mit dem Levo SL noch mit driftendem Hinterrad und fettem Grinsen in der Highline hängt.

Das Specialized S-Works Turbo Levo SL regt dazu an, jede Chance für Airtime und Spielereien zu nutzen, und gehört zu den spaßigsten und wendigsten Bikes im Vergleichstest

Helm Giro Tyrant | Brille Oakley Sutro | Rucksack Evoc Hydro Pro | Shirt Specialized x Fjällräven Wool T-Shirt | Hose Specialized Trail Pants | Schuhe FOX Union BOA | Socks Specialized | Handschuhe Specialized Trail Gloves

Für wen ist das Specialized S-Works Turbo Levo SL das richtige Bike, für wen nicht?

Klar, die finanzielle Hürde, um an ein Specialized S-Works Turbo Levo SL zu kommen, ist gigantisch. Dafür bekommt man aber ein ausgeklügeltes und schön integriertes Motorsystem, durchdachte Detaillösungen, eine super Ausstattung und eine freie Größenwahl anhand der eigenen Vorlieben. Im Uphill unterstützt es mit ordentlich Rückenwind, schiebt euch aber nicht einfach entspannt jede Rampe hoch. Gemacht ist es für Abenteuer-Missionen und Hometrail-Laps, und auch wenn es sich im Bikepark nicht verstecken muss, taugen dem Levo SL Flow- und Singletrails mehr als Highspeed Enduro-Geballer oder fette Jumps.

Fazit zum Specialized S-Works Turbo Levo SL

So clean und hochwertig wie das Specialized S-Works Turbo Levo SL kommt kein anderes Bike im Vergleichstest daher. Das Schlagwort beim schön integrierten Motorsystem ist Unterstützung und keinesfalls Shuttle-Ersatz, wenn es zum Trail-Start geht. In der Abfahrt gehört es zu den wendigsten und spaßigsten Bikes und überzeugt zusätzlich durch ein intuitives und sicheres Handling. Klar ist auch, dass das Levo SL mehr Trail-Bike- als Enduro-Charakter hat und für gute, nicht schnelle Zeiten sorgt.

Tops

  • stimmiges Gesamtkonzept
  • sehr hochwertig
  • verdammt spaßig
  • intuitiv und sicher zu fahren

Flops

  • kurze Dropper

Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com


Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Light-E-MTB 2024 – Die 9 spannendsten Bikes im großen Vergleichstest

Alle Bikes im Test: Cannondale Moterra SL1 | GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 V2 | Mondraker Dune RR | MERIDA eONE-SIXTY 10K | Orbea Rise | Santa Cruz Heckler SL XX AXS RSV | SCOTT Voltage eRide 900 Tuned | Specialized S-Works Turbo Levo SL | YT DECOY SN


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Words: Peter Walker Photos: Peter Walker, Mike Hunger

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist als Chefredakteur von ENDURO nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!