Vorsicht: Abzocke beim Online-Kauf – So erkennt ihr Fake-Shops!
Betrügerische Online-Shops, besser bekannt als Fake-Shops, haben schon manchen Traum vom neuen Bike platzen lassen. Beim Händler ist das Wunschbike auf absehbare Zeit nicht lieferbar und so bietet sich als Ausweg die Suche im Internet an. Doch Vorsicht ist geboten, immer mehr Fake-Shops tummeln sich im Netz. Wir haben uns zwei Beispiele rausgepickt und zeigen euch exemplarisch die fiesen Tricks der Betrüger und wie ihr euch davor schützen könnt.
In den Niederlanden sind aktuell alle E-Mountainbikes im Preisbereich von 5.000–6.000 € ausverkauft. Daraufhin hat unser Leser Marco S. seine Suche ausgeweitet und wurde auf der deutschen Website www.fahrrad-motorrad-lindfeld.de fündig. Dort fand er sein Wunschbike, ein Scott Genius eRide 910 für 5.039 €. Er hat es bestellt und im Voraus bezahlt – aber bis heute nicht geliefert bekommen. Auch der Kontakt zu den Verkäufern ist abgebrochen. Marco hat sich daraufhin an uns gewandt, um weitere Leser vor diesen betrügerischen Praktiken zu warnen.
Zusammen mit einem renommierten Kriminalbeamten haben wir die betrügerische Website www.fahrrad-motorrad-lindfeld.de unter die Lupe genommen und noch eine weitere verdächtige Website untersucht.
Fake-Shop www.fahrrad-motorrad-lindfeld.de
Marco hat am 01. Juni 2021 sein Wunschbike, ein SCOTT Genius eRIDE 910, über die Website www.fahrrad-motorrad-lindfeld.de bestellt, nachdem er bereits ca. 2 Wochen zuvor auf diese Website aufmerksam wurde. Seine Bestellung erfolgte per E-Mail, er bekam sofort eine Rechnung und überwies sein Geld auf das angegebene Konto bei der N26 bank (Berlin). Als sich die Lieferung verzögerte, versuchte er telefonisch und per WhatsApp Kontakt aufzunehmen. Seine WhatsApp-Nachricht wurde zwar zugestellt, aber nicht beantwortet und mit den auf der Website angegebenen Telefonnummern kam kein Gespräch zustande bzw. zu einem späteren Zeitpunkt hieß es, die Telefonnummer sei nicht vergeben. Nachdem sein Bike nicht geliefert wurde, versuchte er über seine Hausbank sein Geld zurückzuholen – vergebens.
Leider ist der Fake-Shop www.fahrrad-motorrad-lindfeld.de kein Einzelfall, wie unsere weiteren Recherchen zu diesem Thema verdeutlichen. Exemplarisch zeigen wir euch die Tricks eines weiteren betrügerischen Online-Shops:
Fake-Shop www.Biketraum.com
Nach einer weiteren kurzen Recherche sind wir auf die uns verdächtig erscheinende Website www.Biketraum.com gestoßen. Das Ergebnis unserer weiteren Nachforschungen ergab, dass es sich auch bei dieser Website um einen betrügerischen Online-Shop handelt. Hier wurden die Firmendaten (Impressum) von dem existierenden Fahrradgeschäft (Fahrrad Helmig) einfach kopiert und nur die Kontaktdaten (Telefon, E-Mail) verändert. Die Firma Fahrrad Helmig hat nach unserer Unterrichtung auf ihrer Website einen entsprechenden Warnhinweis auf den Fake-Shop BikeTraum angebracht.
Diese zwei Beispiele zeigen exemplarisch, wie kriminelle Betrüger die Website eines Fake-Shops umsetzen, sodass sie kaum von einem echten Online-Shop zu unterscheiden sind.
Fake-Shops sind täuschend echt aussehende Verkaufsplattformen im Internet. Mit dem Unterschied, dass Betrüger damit Geld verdienen, während ihre Opfer Geld verlieren. – Polizeiliche Kriminalprävention
In unserem Artikel Bike-Boom in der Krise? Lange Lieferzeiten, limitierte Verfügbarkeit und höhere Preise für 2021 haben wir euch ja bereits darüber informiert, dass es akute Lieferengpässe gibt und deshalb aktuelle E-Mountainbikes kaum mit einem Nachlass zu bekommen sind. Rabatte von ca. 20 %, wie sie von den Fake-Shops in Aussicht gestellt werden, sind derzeit völlig utopisch, weshalb ein solcher Preisnachlass mehr als misstrauisch machen sollte. Hier nun ein paar Überprüfungsmöglichkeiten:
Überprüfungsmöglichkeiten für jedermann
Vorkasse: Auch wenn auf der Website verschiedene Zahlungsmöglichkeiten angeboten werden, so läuft am Ende doch alles auf Vorkasse hinaus. Also Finger weg, da getätigte Überweisungen allenfalls kurzfristig innerhalb einer Stunde rückgängig gemacht werden können.
Firmenstandort: Eine Internet-Recherche mit der angegebenen Firmenadresse kann helfen herauszufinden, ob es den Shop überhaupt gibt. In unserem Beispiel zeigt die angegebene Adresse Münsterstraße 234 in Dortmund auf google maps ein Gebäude, in dem ein größerer Gastronomiebetrieb untergebracht ist. Keinerlei Hinweise auf ein Fahrrad- und Motorradgeschäft.
Telefonnummer-Rückwärtssuche: Ein Indiz für einen Fake-Shop kann ein fehlender Eintrag im Branchenbuch sein. Telefonnummer-Rückwärtssuchen bieten unter anderem an: 11880.com und Das Telefonbuch. Unsere Recherche mit Google Suche führte uns wieder auf die Website zurück, damit kommen wir aber nicht weiter.
Fotos: Eine Google Bilder-Suche mit dem Gruppenfoto führte uns auf die Website einer real existierenden Firma, die mit dem Fake-Shop nichts zu tun hat und deren Foto unerlaubt benutzt wurde. Das Foto des älteren Herren zeigt den damaligen Inhaber der ehemals real existenten Firma Moto Treff Lindfeld GmbH.
Firmenbekanntmachungen: Um Informationen über eine Firma zu bekommen, bietet sich wiederum eine Recherche im Internet an. Firmenbekanntmachungen werden in öffentlich zugänglichen Unternehmensregistern, wie dem www.bundesanzeiger.de oder NORTH DATA, veröffentlicht.
Social Media: Social Media-Auftritte fehlen bei Fake-Shops in der Regel und können ein weiterer Hinweis sein. Falls auf der Fake-Website solche angezeigt werden, dann funktionieren die Links nicht oder führen wieder auf die Startseite zurück.
Fake-Shop-Finder der Verbraucherzentrale: Die Verbraucherzentrale NRW hat ein neues Tool zur Überprüfung von Online-Shops entwickelt, welches seit August 2022 kostenlos zur Verfügung steht. Mit dem „Fakeshop-Finder“ können Online-Shops vor der Bestellung auf Echtheit kontrolliert werden: Einfach die Internet-Adresse unter www.verbraucherzentrale.de/fakeshopfinder-71560 eingeben und das Tool prüft, ob der Online-Shop typische Merkmale eines unseriösen Anbieters aufweist. Im Ergebnis erhalt man binnen weniger Sekunden eine Einschätzung als Ampel: Rot bei einer eindeutigen Warnung, Gelb als Hinweis, vor der Bestellung genauer hinzusehen, und Grün, wenn alles in Ordnung ist.
Bewertungen/Erfahrungsberichte: Da die Fake-Shops meist nur sehr kurz existieren, werdet ihr kaum Erfahrungsberichte finden bzw. andere vor euch haben bereits negative Erfahrungen gemacht und die Website als betrügerisch identifiziert. Auch könnt ihr eine Anfrage zu der Website in den verschiedenen E-Mountainbike-Facebook-Gruppen stellen.
Laut der Polizeilichen Kriminalprävention locken Fake-Shops den Verbraucher mit unschlagbaren Preisen in die Falle. Deswegen gilt: beim Online-Kauf immer mißtrauisch sein! Auch wenn die Chancen, sein Geld zurückzubekommen, sehr gering sind, da die Täter im Ausland sitzen, sollte trotzdem Anzeige bei der Polizei erstattet werden. Damit die Löschungen von Fake-Shops konsequent vorangetrieben werden können.
Nachtrag: Die Screenshots der beiden o.g. Fake-Shops wurde am 26.06.2021 gefertigt. Seit dem 28.06.2021 ist die Website www.fahrrad-motorrad-lindfeld.de nicht mehr online.
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Words: Manne Schmitt Photos: Screenshots