Das SCOTT Genius eRide 900 Tuned ist der Volkswagen in unserem Testfeld. Sehr zuverlässig, absolut funktional und für eine breite Masse auch absolut richtig. Doch kann das Rad auch große Emotionen wecken?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2019 – 14 E-MTBs im Vergleichstest
Das SCOTT Genius eRide 900 Tuned rollt auf großen 29”-Laufrädern und wird von einem Shimano STEPS E8000-Motor angetrieben. Dieser bezieht seine Energie aus einem integrierten 500 Wh-Akku, der zum Laden aus dem sehr voluminösen Unterrohr entnommen werden kann. Typisch SCOTT besitzt das Rad außerdem die von den Schweizern bei allen vollgefederten Modellen genutzte TwinLoc-Technologie. Dabei kann man über einen Hebel am Lenker sowohl die FOX 36 Factory-Federgabel mit 150 mm Federweg verhärten, als auch den Federweg am Dämpfer in drei Schritten reduzieren.
Das Genius eRide leistet sich keine echten Schwächen, schafft es aber auch nicht, ein Emotions-Feuerwerk zu zünden.
Die zwei Kabel in Kombination mit den Leitungen der Shimano XT Vierkolben-Bremse, dem Motor-Remote-Kabel, dem Kabel der FOX Transfer-Sattelstütze und dem Schaltzug der SRAM GX/X01 Eagle-Schaltung sorgt für eines: jede Menge Chaos am Lenker. Es dauert eine Weile, bis man als Fahrer weiß, welchen Hebel man wann und wie betätigen muss. Bis auf den mit 740 mm Breite recht schmalen Lenker leistet sich SCOTT beim 6.999 € teuren Genius eRide aber keinerlei Schwächen in der Ausstattung.
Das Scott Genius eRide 900 Tuned im Detail
Federgabel FOX 36 Factory FIT4 150 mm
Dämpfer FOX Nude TR EVOL 150 mm
Motor/Akku Shimano STEPS E8000/integriert 500 Wh
Schaltung SRAM X01/GX Eagle
Bremsen Shimano XT 4-Kolben 200/200 mm
Sattelstütze FOX Factory Transfer 150 mm
Vorbau Syncros FL1.5 55 mm
Lenker Syncros FL1.0 740 mm
Laufräder DT Swiss H1825 SPLINE CL
Reifen Schwalbe Magic Mary/Hans Dampf 29×2.6″
Die Geometrie des Scott Genius eRide 900 Tuned
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 410 mm | 440 mm | 490 mm | 540 mm |
Oberrohr | 586 mm | 606 mm | 636 mm | 666 mm |
Steuerrohr | 120 mm | 125 mm | 135 mm | 145 mm |
Lenkwinkel | 64,8° | 64,8° | 65,1° | 65,1° |
Sitzwinkel | 75,0° | 75,0° | 74,5° | 75,5° |
Kettenstrebe | 462 mm | 462 mm | 462 mm | 462 mm |
Tretlager Höhe | 342 mm | 342 mm | 342 mm | 342 mm |
Radstand | 1.216 mm | 1.237 mm | 1.259 mm | 1.291 mm |
Reach | 419 mm | 437 mm | 459 mm | 486 mm |
Stack | 624 mm | 629 mm | 640 mm | 649 mm |
Das Scott Genius eRide 900 Tuned im Test
Beim ersten Aufsitzen überzeugt das Genius eRide mit einer sehr ausgewogenen Sitzposition. Als Fahrer nimmt man angenehm integriert zwischen den großen 29”-Laufrädern Platz. Im Uphill schiebt der Shimano-Motor mit gewohnter Manier kraftvoll an. Auch beim Genius bevorzugen wir den adaptiven Trail-Modus, der die Unterstützung je nach der Eigenleistung anpasst. Der Griff zum TwinLoc-Hebel lohnt bergauf nur in zwei Fällen: entweder bei sehr monotonen Asphalt-Anstiegen, um das Fahrwerk zu verhärten, oder bei sehr technischen Uphills, auf denen man im Traction-Mode dank des reduzierten Federwegs etwas mehr Bodenfreiheit gewinnt. Wir sind das Bike die meiste Zeit jedoch im offenen Modus gefahren.
In der Abfahrt zeigt sich das Genius extrem ausgewogen und sehr gutmütig. Das Rad macht es dem Fahrer leicht, in Kurven ausreichend Grip zu generieren. Die Gewichtsverteilung zwischen den Rädern ist sehr gut, das Einlenkverhalten kontrollierbar. Allerdings ist es nicht so agil und lebendig wie die besten Bikes im Test. Das Fahrwerk ist kein Komfortwunder, dafür aber angenehm progressiv abgestimmt, wodurch das Genius auch auf flachen, flowigen Trails eine gute Figur macht. Bei richtig harten Schlägen hätten wir uns allerdings noch etwas mehr Reserven gewünscht. Wird es richtig schnell und verblockt, fordert das Genius eRide vom Fahrer einen beherzten Fahrstil und mehr Kraft, bleibt dabei aber immer berechenbar.
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Das SCOTT Genius eRide 900 Tuned leistet sich keine echten Schwächen, kann aber auch nirgends wirklich herausstechen. Es ist ein grundsolides E-Mountainbike mit einem äußerst breiten Einsatzbereich, das mit seinem gutmütigen Handling und einer insgesamt sehr hochwertigen Ausstattung überzeugt.
Tops
- gutmütiges, berechenbares Fahrverhalten
- insgesamt sehr hochwertige Ausstattung
- breiter Einsatzbereich
Flops
- überladenes Cockpit mit zu vielen Hebeln
- Lenker zu schmal
- Fahrwerk im anspruchsvollen Gelände etwas zu wenig Reserven
Mehr Infos unter: scott-sports.com
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2019 – 14 E-MTBs im Vergleichstest
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Dieser Artikel ist aus E-MOUNTAINBIKE Ausgabe #016
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„Die Hütte ist das Ziel, nicht die Trails“ – überwiegend auf Schotterstraßen und flowigen Single-Trails unterwegs, Komfort spielt eine wichtige Rolle↩
der Fahrspaß steht im Vordergrund, das Fahrkönnen reicht von Beginnern bis zu erfahrenen Bikern – die Spanne reicht von flowigen Single-Trails bis zu anspruchsvollen, technischen Trails↩
Fahrer mit sehr guter Bike-Beherrschung – unterwegs auf anspruchsvollen und herausfordernden, technischen Trails – bergauf wie bergab.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Photos: Trevor Worsey