Wild, wilder, WILD! Orbea hat sein E-MTB fürs Grobe für das neue Modelljahr überarbeitet, es soll potenter sein als je zuvor. Jetzt kommt es mit 170 mm Federweg vorne wie hinten, dem neuen Bosch Performance Line CX-Motor, wahlweise mit einem 600-Wh- oder 750-Wh-Akku, und vielen Individualisierungsmöglichkeiten. Wir haben das neue Orbea WILD getestet und sagen euch, was es kann.
Fahrräder haben bei Orbea Tradition. Die Spanier entwickeln und bauen Bikes nämlich schon seit 1931. Mittlerweile präsentiert die Marke ein breites Portfolio an verschiedenen Bikes – von City- über Rennräder bis hin zu (E-)Mountainbikes. Und dass sie gute E-MTBs bauen, haben sie schon längst bewiesen. Sowohl das Light-E-MTB Rise als auch das bisherige WILD Full-Power-E-MTB konnten sich schon mehrmals den Testsieg oder den begehrten Kauftipp in unserem großen E-MTB– oder Light-E-MTB-Vergleichstests sichern. Doch die Spanier haben sich nicht auf ihren Erfolgen ausgeruht, sondern legen nun mit einer Neuauflage des Orbea WILD nach. Der Fokus liegt wie beim Vorgänger auf maximaler Trail-Performance. Für die Entwicklung wurde auch der Erfahrungsschatz des Orbea FOX Enduro Teams mit der Teilnahme am E-Enduro World Cup angezapft. Mit dem sogenannten OOLab-Projekt, also mit der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Orbea, wurde das WILD sogar zu einem waschechten Downhill-Bike umgebaut. Das neue WILD kommt jetzt mit 170 mm Federweg (v/h) statt mit den bisherigen 170/160 mm (v/h) und ist nun entweder als reines 29”-Bike oder im Mullet-Setup – also mit 29” vorne und 27,5” hinten – erhältlich. Die Laufradgröße lässt sich, wie auch die weitere Ausstattung und Farbe, im umfangreichen MyO-Konfigurator auswählen. Angetrieben wird es vom Bosch Performance Line CX der neuesten Generation, der wahlweise mit einem 600- oder 750-Wh-Akku kombiniert ist. Das von uns getestete Custom-Bike kostet 11.200 € und bringt in Größe M 22,1 kg auf die Waage.
Das Orbea WILD 2025 im Detail
Auf den ersten Blick sieht das neue Orbea WILD dem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich. Es kommt mit einer modernen Formensprache und scharfen Kanten. Eine markante Strebe über dem Motorbereich verbindet das Unterrohr mit dem Sitzrohr und bildet gleichzeitig die untere Dämpferaufnahme. Für die Neuauflage sind die Entwickler in die Details gegangen und haben die Kinematik des Hinterbaus leicht angepasst sowie die Einstecktiefe der Sattelstütze verlängert.
Die Züge laufen direkt am Steuersatz durch eine eigens entwickelte Führung in den Rahmen. Das sorgt für ein cleanes Erscheinungsbild, allerdings auch für einen erhöhten Montageaufwand. Der gut dimensionierte Kettenstrebenschutz schützt den Hinterbau vor Macken durch die Kette und sorgt für Ruhe auf dem Trail, während ein Protektor aus Kunststoff am Unterrohr herumfliegende Steine abwehrt. Damit im Spalt zwischen Hauptrahmen und Hinterbau kein Dreck eindringt und unschöne Kratzer entstehen, findet sich dort eine kleine Gummiabdeckung vor.
Das Bosch Performance Line CX-Motorsystem des Orbea WILD 2025
Das neue Orbea WILD kommt mit dem Bosch Performance Line CX-Motor in der neuesten, nämlich der fünften Generation. Wie sein Vorgänger leistet er 85 Nm Drehmoment und eine maximale Leistung von 600 Watt. Aufgrund der geänderten Anschraubpunkte konnte der Motor im Vergleich zum alten WILD formschöner in den Rahmen integriert werden.
Gepaart wird der Motor entweder mit dem 600-Wh- oder dem größeren 750-Wh-Akku. Egal welchen der beiden Akkus im Online-Konfigurator man wählt, sie sind immer fest verbaut und können zum Laden nicht entnommen werden. Hier legt Orbea vollen Fokus auf Performance und verzichtet zugunsten der Steifigkeit und des geringeren Gewichts auf einen Ausschnitt im Unterrohr, der eine Entnahme des Akkus ermöglichen würde. Die Reichweite lässt sich mit einem Bosch PowerMore Range Extender mit 250 Wh erweitern.
Geladen wird der Stromspeicher dann über einen gut zugänglichen Ladeport mit hochwertiger Abdeckung. Der wurde im Vergleich zum Vorgänger etwas weiter nach hinten versetzt, um für die langen Sattelstützen noch mehr Platz zu schaffen.
Der eher minimalistische Bosch System Controller im Oberrohr gibt Auskunft über den Akkustand und die gewählten Fahrmodi. Die Fahrmodi lassen sich mit der kabellosen Bosch Mini Remote am Lenker wechseln, die mit guter Haptik und einem cleanen Look überzeugt. Typisch Bosch können die Fahrmodi und viele andere Einstellungen zum Motorsystem, wie z. B. die Navigationsfunktion oder der elektronische Diebstahlschutz Bosch eBike Lock, über die Bosch eBike Flow App angepasst und aktiviert werden.
Wer alle Infos im Detail zum neuen Bosch Performance Line CX wissen will und darüber, wie er sich auf dem Trail schlägt, sollte sich hier den Test genauer anschauen.
Die Ausstattung unseres Orbea WILD 2025 Test-Bikes
Wie bei Orbea üblich, lässt sich auch das WILD über den umfangreichen MyO-Konfigurator in Sachen Ausstattung und Farbe auf eure Wünsche anpassen. In unserem Fall haben wir das Orbea WILD auf maximale Trail-Performance getrimmt und als Basis für die Konfiguration das M-LTD-Modell gewählt. An der Front werkelt eine FOX 38 Factory-Federgabel, die mit der neuen GRIP X2-Dämpfungskartusche kommt, und am Heck verwaltet der FOX FLOAT X2 Factory-Luftdämpfer die 170 mm Federweg. Die Federelemente lassen in Sachen Einstellbarkeit und Trail-Performance keine Wünsche offen.
Ebenfalls aus der FOX Factory-Serie stammt die neue goldglänzende Transfer-Sattelstütze, die mit ihren 210 mm Hub einen großen Verstellbereich bietet, sich komplett im Rahmen versenken lässt und somit für viel Bewegungsfreiheit auf dem Trail sorgt. Im Konfigurator lassen sich ohne Aufpreis die Hublängen der Sattelstützen wählen, so ist für jeden etwas dabei – top! Gebremst wird mit Shimano XTR-Vierkolbenbremsen, die an Front und Heck mit 200-mm-Bremsscheiben von GALFER kombiniert sind.
Die Gänge werden elektronisch durch die robuste SRAM XX Eagle Transmission-Schaltgruppe gewechselt. Das 12-fach-Schaltwerk wird direkt durch den Hauptakku mit Strom versorgt, sodass man sich das lästige Laden eines AXS-Akkus spart. Bei den Laufrädern kommen die neuen OQUO MC 32 Team Power aus Alu zum Einsatz. Die Felgen sollen durch eine optimierte Legierung und neue Form stabiler sein als die Vorgänger, zudem lassen sie sich über den Konfigurator farblich an das restliche Bike anpassen. Darauf aufgezogen sind MAXXIS-Reifen, mit der bewährten Kombination aus ASSEGAI an der Front und Minion DHR II am Heck. Beide Pneus kommen in der weichen MaxxGrip-Gummimischung und dem nahezu unverwüstlichen DH-Casing. Für ein E-MTB dieses Kalibers ist das die optimale Reifenkombination, wenn man es ordentlich krachen lassen will.
Orbea WILD M-LTD
11.200 €
Ausstattung
Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 600 Wh
Display Bosch System Controller
Federgabel FOX 38 Factory GRIP X2 170 mm
Dämpfer FOX FLOAT X2 Factory 170 mm
Sattelstütze FOX Transfer Factory 210 mm
Bremsen Shimano XT 200/200 mm
Schaltung SRAM XX AXS Eagle Transmission 1x12
Vorbau OC Mountain Control MC10 Alu SL 50 mm
Lenker OC Mountain Control MC10 Carbon 780 mm
Laufradsatz OQUO MC 32 Team Power 29"
Reifen MAXXIS ASSEGAI, MaxxGrip, DH/ Minion DHRII, MaxxGrip, DH 2,5"/2,4"
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 22,1 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Die Ausstattungsvarianten des Orbea WILD 2025
Der MyO-Konfigurator ist wie ein großer Lego-Baukasten für E-Mountainbiker. Insgesamt gibt es sechs vorkonfigurierte Ausstattungsvarianten des neuen Orbea WILD, die sich alle über den Online-Konfigurator in Sachen Ausstattung und Farbe weiter an die eigenen Bedürfnisse anpassen lassen: Unzählige Komponenten teils mit, teils ohne Aufpreis, lassen sich auswählen. So stehen unterschiedliche Fahrwerke, Bremsen, Lenker, Sattelstützen, Laufräder und Reifen zum Abhaken bereit. Zudem könnt ihr die Akku-Kapazität wählen und euch für unterschiedliche Remotes und Displays entscheiden. Eine Konstante sind der Motor und der Federweg: Alle Modelle setzen auf 170 mm Federweg und den Bosch Performance Line CX-Motor in der neuesten Generation. Neben den vier Carbon-Modellen, die preislich zwischen 7.499 € und 11.999 € liegen, gibt es auch wieder zwei Versionen aus Alu: das WILD H20 und das WILD H10, sie liegen preislich zwischen 6.499 € und 7.229 €. Typisch Orbea ist der Alu-Rahmen kaum vom Carbon-Modell zu unterscheiden, da die Schweißnähte größtenteils sauber verschliffen sind.
Doch das ist noch nicht alles. Für das Modelljahr 2025 stellen die Spanier dem WILD einen kleinen Bruder zur Seite: das WILD ST. Es soll vor allem Fahrer ansprechen, die nur in moderatem Gelände unterwegs sind und trotzdem die Vorteile eines Full-Power-E-MTBs schätzen. Davon gibt es auch zwei Ausstattungsvarianten, die auf die Namen H30 und H20 hören und für 5.299 € bzw. 5.999 € über die Ladentheke gehen. Das Orbea WILD ST kommt mit 150 mm Federweg (v/h), setzt auf einen Alurahmen und ist ebenfalls mit dem neuen Bosch Performance Line CX-Motor ausgestattet. Selbstverständlich lassen sich auch diese Ausstattungsvarianten über den Konfigurator anpassen.
Die Geometrie des Orbea WILD 2025
Das Orbea WILD ist in vier verschiedenen Rahmengrößen von S bis XL verfügbar. Im Vergleich zum Vorgänger wurde die Geometrie nur leicht angepasst. Der Lenkwinkel ist um 0,5° flacher geworden und beträgt jetzt 63,5°. Die Kettenstreben fallen mit 448 mm moderat aus und wachsen über die verschiedenen Rahmengrößen nicht mit. Das Sattelrohr mit 415 mm in Größe M ist kurz, trotzdem lässt sich eine lange 210-mm-Sattelstütze komplett einstecken, was für viel Bewegungsfreiheit sorgt. Die neue Version des Orbea WILD lässt sich auch mit gemischten Laufradgrößen – 29” vorne und 27,5” hinten – fahren. Entweder wählt man die Laufradgröße direkt im Konfigurator aus oder kauft nachträglich die Schwinge, die die Geometrie anpasst.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Reach | 435 mm | 455 mm | 480 mm | 505 mm |
Stack | 625 mm | 634 mm | 643 mm | 652 mm |
Kettenstrebe | 448 mm | 448 mm | 448 mm | 448 mm |
Tretlagerhöhe | 358 mm | 358 mm | 358 mm | 358 mm |
Sattelrohr | 415 mm | 415 mm | 435 mm | 460 mm |
Lenkwinkel | 63,5° | 63,5° | 63,5° | 63,5° |
Sitzwinkel | 77,5° | 77,5° | 77,5° | 77,5° |
Oberrohr | 553 mm | 586 mm | 612 mm | 639 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 120 mm | 130 mm | 140 mm |
Radstand | 1228 mm | 1252 mm | 1282 mm | 1311 mm |
Das neue Orbea WILD 2025 auf dem Trail
Für den ersten Test hat uns Orbea nach Frankreich in die Pyrenäen eingeladen, genauer gesagt nach Saint-Lary und Loudenvielle, unter anderem auch Austragungsort des E-Enduro-World-Cups. Wir hatten die Chance, mit einem großen Team von Orbea das neue WILD über unzählige und verschiedene Trails zu scheuchen und verschiedene Komponenten- und Batterie-Konfigurationen auszuprobieren.
Im Uphill sitzt man in einer bequemen und aufrechten Sitzposition, und lange Tagestouren sind mit dem WILD kein Problem. Selbst wenn es steil bergauf geht, bleibt das Vorderrad am Boden, und die Lenkbefehle werden präzise umgesetzt. Gerade in losem Terrain liefert der Hinterbau in Kombination mit dem weichen Hinterreifen enorme Traktion und lässt einen steile und unwegsame Rampen empor kraxeln. Der kraftvolle Bosch Performance Line CX sorgt auf Forstwegen für Shuttle-Feeling und überzeugt in technischen Sektionen mit guter Dosierbarkeit.
Wechselt das Gefälle, fühlt man sich direkt wohl an Bord des Orbea WILD, und es ist selbst für Einsteiger nach den ersten Metern einfach zu steuern. Die hohe Front und der zentrale Stand im Bike vermitteln viel Sicherheit, sodass man zum Warmrollen direkt die rote oder schwarze Linie ansteuert und die blaue links liegen lässt. Durch die hohe Laufruhe bügelt man durch roughe Steinfelder, und das intuitive Handling verzeiht den ein oder anderen Fahrfehler, falls man sich doch mal in der Linie verschätzt hat. Vor allem erfahrene Fahrer generieren durch einen aktiven Fahrstil auf technischen Trails viel Geschwindigkeit. Trotz der hohen Laufruhe setzt das WILD Lenkbefehle jederzeit schnell und präzise um, und in flachen Kurven muss man nicht aktiv auf die Front arbeiten. Das Fahrwerk macht einen ausgezeichneten Job und liefert in losem Untergrund in Kombination mit den weichen Reifen viel Traktion. Ist man doch mal auf Flowtrails unterwegs, arbeitet das Fahrwerk für diese Federwegsklasse effizient und man generiert viel Geschwindigkeit beim Pushen über Roller oder Anlieger. Wir sind das WILD sowohl in der 29”- als auch in der Mullet-Variante mit 29” Vorderrad und 27,5” Hinterrad gefahren. Wer ein verspieltes Bike will, wählt die Mullet-Konfiguration, wer lieber mehr Wert auf hohe Laufruhe legt, wählt am besten die 29”-Version.
Außerdem ist das Bike in der Abfahrt absolut leise: kein Rattern von Leitungen oder Schlagen der Kette, und auch der neue Bosch Performance Line CX-Motor hat nicht mehr das typische Klappern des Vorgängers.
Für wen ist das neue Orbea WILD 2025?
Das Orbea WILD ist ein Allround-E-MTB mit hoher Performance, bergauf wie bergab, egal ob für Shredder, Flowtrail-Fahrer oder Gipfelstürmer und unabhängig vom Fahrerlevel. Aber auch Tourenfahrer kommen dank des starken Motors und der bequemen Sitzposition voll auf ihre Kosten, und Individualisten können ihr Traum-Bike durch den umfangreichen Konfigurator ganz nach Wunsch aufbauen.
Das Fazit zum neuen Orbea WILD 2025
Das neue Orbea WILD ist zwar keine Revolution, aber kommt mit sinnvollen Weiterentwicklungen im Detail. Der Fokus liegt jetzt noch mehr auf maximaler Trail-Performance und holt durch das intuitive Handling Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen ab. Auch bergauf punktet es mit einer bequemen Sitzposition und dem kraftvollen Motor. Die Ausstattung passt wie die Faust aufs Auge und kann neben der Farbe durch den umfangreichen Konfigurator auf die eigenen Wünsche angepasst werden. Das WILD überzeugt mit einem breiten Einsatzgebiet und einem runden Gesamtpaket.
Tops
- großes Einsatzgebiet
- intuitives Handling
- für Einsteiger und Experten geeignet
- Individualisierbarkeit durch MyO
Flops
- fest verbauter Akku
Für mehr Informationen besucht orbea.com
Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!
Words: Mike Hunger Photos: Rupert Fowler