Mondraker steht seit Jahren für extreme Geometriewerte und auch das sportive Crafty Carbon XR macht da keine Ausnahme. Wie schlägt sich Mondrakers Forward-Geometry-Konzept in der freien Wildbahn? Ist das sexy Carbon-Bike auf dem Trail noch zu bändigen oder kann man mit ihm nur eine gerade Linie gen Tal ziehen?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test
Die Silhouette des Mondraker Crafty Carbon XR ist zum Niederknien: Das flache Oberrohr zerschneidet bereits im Stand die Luft und zeigt, dass das 22,50 kg leichte Carbon-E-Mountainbike voll auf Trailperformance getrimmt ist. Herzstück des 29ers ist der Bosch Performance Line CX-Motor mit 625-Wh-Akku, der fest im Unterrohr verbaut ist. Die Folge dieser Entscheidung zu gunsten des Gewichts: Der Akku kann natürlich nur im Bike geladen werden. Außerdem ist die Ladebuchse auf der Unterseite des Unterrohrs angebracht und dadurch permanent dem Beschuss von Wasser und Matsch ausgeliefert. Die Position ist ebenso sinnlos wie der hauseigene Kiox-Halter, der das Display vor dem Vorbau positioniert. Da muss man noch nicht mal stürzen – uns ist der Halter das erste Mal schon beim Transport gebrochen. Aber ehe ihr den falschen Eindruck kriegt: Mondraker macht auch vieles richtig. Geschwindigkeitssensor und Bremssattel sind elegant in den Hinterbau integriert, alle Züge verlaufen durch den Steuersatz in den Hauptrahmen und perfekt geführt in das hintere Rahmendreieck. Look and Feel des Rahmens sind auf absolutem Topniveau. Einziger Wermutstropfen: Während unseres Tests haben sich die Lagerbolzen permanent gelockert.
Das Öhlins-Fahrwerk ist das Ausstattungshighlight des Mondraker
Absolutes Highlight des 9.499 € teuren Mondraker Crafty Carbon XR ist das Öhlins-Fahrwerk inkl. RXF 38-Federgabel mit 170 mm und TTX Air-Dämpfer, der 150 mm Federweg generiert. Geschaltet wird mit einem wilden Mix aus NX- sowie GX-Komponenten und einem X01-Schaltwerk: Hier gaukelt Mondraker mit einem unnötig teuren Schaltwerk einen leichten Antrieb vor. Die SRAM CODE RSC-Bremsen mit 200-mm-Scheiben sind hingegen über jeden Zweifel erhaben. Einzigartig ist das hauseigene ONOFF-Cockpit mit super kurzem Vorbau. Auch die 170 mm lange PIJA-Sattelstütze ist von ONOFF und wird dem Preis des Mondraker leider mit ihrem Spiel und den hohen Bedienkräften nicht gerecht. Während Reifen in der EXO+ Karkasse an manchen Touren-Bikes im Test noch Sinn ergeben, sind sie mit dem Speed des Mondraker auf dem Trail überfordert.
Mondraker Crafty Carbon XR
9.499 €
Ausstattung
Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Kiox
Federgabel Öhlins RXF 38 170 mm
Dämpfer Öhlins TTX Air 150 mm
Sattelstütze ONOFF PIJA 125–170 mm
Bremsen SRAM CODE RSC 200/200 mm
Schaltung SRAM X01 Eagle 1x12
Vorbau ONOFF KRYPTON FG 30 mm
Lenker ONOFF KRYPTON CARBON 780 mm
Laufradsatz DT Swiss HX1501 SPLINE 29"
Reifen MAXXIS MINION DHF EXO+/DHRII EXO+ 2,6"
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 22,5 kg
Zul. Gesamtgewicht 150 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 127 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Mondraker setzt seit Jahren auf die Forward Geometry und kommt in diesem Test auf den längsten Reach (490 mm in L) in Kombination mit dem kürzesten Vorbau. Das Konzept soll vor allem in der Abfahrt für mehr Sicherheit und Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten sorgen. Nimmt man auf dem Mondraker Platz, sorgt es erst einmal für eine Überraschung. Denn die Sitzposition ist entspannt und absolut langstreckentauglich. Durch den relativ steilen Sitzwinkel und den superkurzen 30-mm-Vorbau ist der Lenker deutlich näher am Oberkörper, als es ein flüchtiger Blick auf die Geometrietabelle vermuten lässt. Auch wenn es verrückt klingen mag: Mit dem Crafty Carbon XR sind lange Touren komfortabel und entspannt zu meistern.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 380 mm | 420 mm | 450 mm | 480 mm |
Oberrohr | 615 mm | 635 mm | 660 mm | 680 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 110 mm | 130 mm | 130 mm |
Lenkwinkel | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel | 75,0° | 75,0° | 75,0° | 75,0° |
Kettenstrebe | 455 mm | 455 mm | 455 mm | 455 mm |
Tretlagerabsenkung | 17 mm | 17 mm | 17 mm | 17 mm |
Radstand | 1.235 mm | 1.255 mm | 1.280 mm | 1.300 mm |
Reach | 440 mm | 460 mm | 480 mm | 500 mm |
Stack | 632 mm | 632 mm | 650 mm | 650 mm |
Wie fährt sich das längste Bike auf dem Trail? Das Mondraker Crafty Carbon XR im Test
Nicht nur nach vorne, auch nach hinten ist das Mondraker mit 455-mm-Kettenstreben überdurchschnittlich lang. Dadurch positioniert das Crafty Carbon XR seinen Fahrer auch an ganz steilen Rampen noch immer zentral zwischen den Laufrädern. Über ein steigendes Vorderrad oder Untersteuern muss man sich keine Gedanken machen. Einzig an krassen Stufen erfordert das Mondraker etwas Aufmerksamkeit: Durch das niedrige Tretlager müssen die Pedalumdrehungen sorgsam getimt werden, damit man nicht mit der Kurbel oder dem Pedal hängen bleibt. Davon abgesehen erledigen das enorm traktionsstarke Fahrwerk und der kraftvolle Bosch-Motor im Turbo-Modus bergauf die meiste Arbeit.
Obwohl das Crafty Carbon XR vor allem für Highspeed auf ruppigen Downhills gemacht ist, kann es dennoch mit seinem super breiten Einsatzbereich überzeugen!
Tuning-Tipps: anderer Kiox-Halter | Hinterreifen mit stabilerer Doubledown-Karkasse | LOCTITE an den Bolzen des Hinterbaus | bessere Sattelstütze
Sattel runter, aufstehen, unbesiegbar sein! Mit kaum einem anderen Bike im Test fühlt man sich auf Anhieb so sicher und selbstbewusst wie mit dem Mondraker. Trotz enormen Reach-Werten steht man aufrecht, super tief und zentral zwischen den beiden 29”-Laufrädern. Das Öhlins-Fahrwerk arbeitet ausgesprochen harmonisch, generiert viel Traktion bei hohem Gegenhalt und hat schier endlose Reserven. Obwohl Gabel und Dämpfer relativ tief im Federweg stehen, reagiert das Crafty Carbon XR auf flowigen Strecken oder beim Abspringen flink auf Fahrimpulse, ohne die Energie des Fahrers zu schlucken. Dennoch fühlt sich das super lange Bike auf Flowtrails gelangweilt. Je härter die Strecke und je höher der Speed, desto mehr Fahrspaß liefert es. Auf waschechten Downhillstrecken läuft das Mondraker zur Höchstleistung auf und zwar sowohl unter waschechten Profis als auch unter ambitionierten Hobby-Bikern. Dem schnellsten Bike im Vergleichstest, dem Lapierre, muss es sich nur in Sachen Agilität geschlagen geben. Denn für spontane Änderungen der Linienwahl, Manuals und Spielereien ist das Crafty Carbon XR zu lang.
Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Der längste Reach, der kürzeste Vorbau: Das sportive Mondraker Crafty Carbon XR scheint in diesem Vergleichstest die Extreme zu umarmen. Und doch ist sein Einsatzbereich viel größer, als man vermuten würde. Vom Einsatz auf Touren über Highspeed-Geballer im Bikepark bis zum Start auf harten Downhillrennen ist alles mit ihm möglich und es kommen sowohl erfahrene Piloten als auch Trail-Neulinge auf ihre Kosten. Leider sind die Positionen von Display und Ladeport absolut untauglich.
Tops
- unglaublich vielseitig
- top Trail-Performance bergauf und bergab
- Look ’n’ Feel
Flops
- fest verbauter Akku
- Position von Ladeport und Kiox
Mehr Informationen findet ihr unter mondraker.com
Das Testfeld
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Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Photos: Diverse