Mit dem Uproc6 9.50 geht FLYER neue Wege in Sachen Design und Performance: Das schicke Carbon-Bike mit Bosch-Motor ist vor allem auf Abfahrtsperformance getrimmt. Macht es das automatisch zum König des Bikeparks? Und kann es sich dennoch als Allrounder durchsetzen oder ist es zu extrem?
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Das FLYER Uproc6 9.50 läutet eine neue Design-Ära beim Schweizer Hersteller ein. Der schicke Carbonrahmen ist bullig, wuchtig und vor allem edel. Das Bosch Performance Line CX-Motorsystem des 11.099 € teuren Boliden ist gut in den Rahmen integriert. Highlights sind der so massive wie robuste Unterfahrschutz und der seitlich entnehmbare 625-Wh-Akku. Wie beim Trek Rail ist das ein echtes Komfortplus. Der Geschwindigkeitssensor sitzt pannensicher im Ausfallende und der dazugehörige Magnet ist perfekt in die hintere Bremsscheibe eingelassen. Das Kiox-Display macht es sich wie bei CUBE auf einem eigenen Halter hinterm Lenker direkt neben dem Vorbau gemütlich. Auch für die Kabelverlegung zur Remote geht FLYER clevere Wege, um die „Bosch-Liane“ zu vermeiden, die sich bei anderen Bikes um den Lenker legt. Kritik erntet das sonst so hochwertige FLYER für den Standard-Bosch-Ladeport. Hier ist es im täglichen Einsatz nur eine Frage der Zeit, bis die Abdeckung abreißt. Alle anderen Rahmendetails wie der umfangreiche Ketten- und Sitzstrebenschutz sind sehr gut umgesetzt und runden das insgesamt hochwertige Gesamtpaket ab.
Die Ausstattung des FLYER Uproc6 9.50 kann sich sehen lassen
Bei der Ausstattung setzt FLYER auf Trail-Performance statt auf Leichtbau. Dadurch bleibt die Waage bei 23,96 kg stehen. Die FOX 38 Factory GRIP2 liefert 170 mm Federweg, während ein DPX2-Dämpfer am Heck 160 mm Federweg generiert. Die kabellose SRAM X01 Eagle AXS-Schaltung und die RockShox Reverb AXS mit 170 mm Hub sorgen für ein relativ aufgeräumtes Cockpit. Bei den Bremshebeln der MAGURA MT7 (Bremsscheiben mit 220/200 mm) verzichtet FLYER zugunsten der Ergonomie bewusst auf die Shiftmix-Klemmschellen – ein echter Vorteil gegenüber den meisten anderen Bikes mit MAGURA-Bremsen. Bei Reifen und Laufrädern trifft das Uproc6 9.50 genau ins Schwarze: mit einem DT Swiss HX 1501 Alu-Laufradsatz inkl. MAXXIS-Reifen in der robusten Doubledown-Variante. Anders als bei den meisten Bikes mit gemischter Laufradgröße ist vorne ein ASSEGAI in 29” x 2,5” mit der ganz weichen 3C MaxxGrip-Gummimischung aufgezogen, hinten ein schmaler Minion DHRII in 27,5” x 2,5”.
FLYER Uproc6 9.50
11.099 €
Ausstattung
Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Kiox
Federgabel FOX 38 Factory GRIP2 170 mm
Dämpfer FOX DPX2 Factory 160 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS 125–170 mm
Bremsen MAGURA MT7 220/200 mm
Schaltung SRAM X01 Eagle AXS 1x12
Vorbau SPANK SPLIT 38 mm
Lenker SPANK OOZY Vibrocore 780 mm
Laufradsatz DT Swiss HX 1501 29"/27,5"
Reifen MAXXIS ASSEGAI/Minion DHF DD 2,5"
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 23,96 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 106 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Das FLYER Uproc6 9.50 wurde erst im Sommer letzten Jahres vorgestellt. Entsprechend modern, aber dennoch ausgewogen zeigt sich die Geometrie des E-Mountainbikes, das mit seinen vier Rahmengrößen Fahrern von 1,55 m bis 1,95 m passen soll. Den Einsatzzweck als „Baller-Bike“ unterstreicht der mit 64,5° eher flache Lenkwinkel. Der Sitzwinkel steht mit 75,3° und prägnantem Knick im Sitzrohr allerdings auch auf der flachen Seite. Dadurch ist die Sitzposition ausgewogen, mit guter Lastverteilung zwischen Händen und Gesäß. Mit zunehmendem Sattelauszug wird die Sitzposition bei Langbeinern aber bereits in der Ebene hecklastig. Touren sind mit dem FLYER machbar, dabei ist es allerdings unterfordert und langweilt sich.
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 395 mm | 415 mm | 450 mm | 485 mm |
Oberrohr | 579 mm | 608 mm | 636 mm | 664 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 100 mm | 105 mm | 110 mm |
Lenkwinkel | 63,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel | 75,7° | 75,5° | 75,3° | 75,2° |
Kettenstrebe | 445 mm | 445 mm | 445 mm | 445 mm |
Tretlagerabsenkung | 31 mm | 31 mm | 31 mm | 31 mm |
Radstand | 1.208 mm | 1.223 mm | 1.250 mm | 1.277 mm |
Reach | 420 mm | 445 mm | 470 mm | 495 mm |
Stack | 623 mm | 629 mm | 633 mm | 638 mm |
Bikepark-ready! Das FLYER Uproc6 9.50 im Test
Geht es bergauf, zeigt sich weiterhin die hecklastige Sitzposition als limitierender Faktor. Im Vergleich zu den meisten anderen Bikes mit flachem Sitzwinkel steht der Dämpfer jedoch auch an steileren Rampen hoch im Federweg, wodurch man die Front aktiv belasten kann. Das ist vor allem in Kurven notwendig, damit das Vorderrad dem eingeschlagenen Kurs auch folgt. Der robuste Hinterreifen lässt sich problemlos mit wenig Luftdruck fahren, wodurch das FLYER auch in technischem Terrain viel Traktion generiert. So hilft es dem Uproc6 im technischen Gelände, wenn man auch mal aus dem Sattel geht, um das Vorderrad am Boden zu halten. Mit den besten Kletterern im Test kann es aber selbst dann nicht mithalten.
Statt sich in der Warteschlange vor dem Lift zu langweilen, erkundet das FLYER den Bikepark lieber aus eigener Motorkraft. Vor allem auf gebauten Bikepark-Downhills liefert es so richtig ab!
Tuning-Tipp: Langbeiner schieben den Sattel weit nach vorne für eine zentrale Sitzposition im Uphill
Geht es bergab, zeigt sich das FLYER als sehr ausgewogener Allrounder. Trotz massig Federwegreserven macht es auf Flowtrails richtig Spaß. Denn außer Traktion bietet das Fahrwerk auch ordentlich Gegenhalt, wodurch beim Pushen in Anliegern Speed generiert wird und vor allem Sprünge gut gelingen. So viel Spaß wie die ganz wendigen Bikes im Test kann das FLYER allerdings mit seinem laufruhigen Charakter nicht vermitteln. Auf technischen Singletrails überrollt das Uproc6 9.50 alle Hindernisse problemlos, sicher und mit viel Traktion. Agile und spontane Fahrmanöver wie mit dem Lapierre erfordern aber viel Körpereinsatz und eine saubere Technik. Sobald es auf richtig ruppige, schnelle und gebaute Downhillstrecken geht, ist das FLYER in seinem Element: Kein Sprung ist zu weit, keine G-Kräfte in den Anliegern zu heftig und kein Drop zu hoch. Mit stoischer Laufruhe und absoluter Perfektion hält es die angepeilte Linie.
Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Das FLYER Uproc6 9.50 macht fast alles richtig! Der bullige Carbonrahmen ist wirklich gut verarbeitet und steckt voller durchdachter Details. Wer regelmäßig im Bikepark unterwegs ist, sollte sich das FLYER auf jeden Fall mal genauer ansehen: Seine Ausstattung und sein Fahrverhalten passen hierfür perfekt! Aber trotz seines Abfahrtspotenzials kommt es auch gut mit gemäßigterem Terrain und Anstiegen zurecht. Chapeau, FLYER!
Tops
- Performance auf ruppigen und schnellen Downhills
- trotz enormem Abfahrtspotenzial vielseitig
- Verarbeitungsqualität und Ausstattung
- gute Integration des Bosch-Systems
Flops
- Standard-Bosch-Ladebuchse mit „Bosch-Lappen“
Mehr Informationen findet ihr unter flyer-bikes.com
Das Testfeld
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Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Photos: Diverse